Hassreden und Fremdenfeindlichkeit in sozialen Netzwerken sind ein nahezu nicht löschbarer Brand, weil die Plattformen nicht genug dagegen tun und sogar Profit daraus schlagen. Einer gerät dabei immer besonders in scharfe Kritik: Facebook. Viele teilen die Meinung, dass der US-Konzern aus hassschürenden Werbekampagnen und fremdenfeindlichen Content sogar noch Profit schlägt. Als Konsequenz dessen, setzen diesen Juli viele Unternehmen unter dem Motto Stop Hate For Profit ihre Werbekampagnen auf Facebook aus, darunter auch The North Face, Patagonia, Vans oder s.Oliver.
Kein Platz für Hetze und Fake News
Ins Leben gerufen wurde die Stop Hate For Profit-Aktion von der Anti-Defamation League, der NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) und der Organisation The Color Of Change.
Der Juli ist angesichts der bevorstehenden Wahlen in den USA, den aktuellen politisch-gesellschaftlichen Unruhen und der angespannten Lage der Pandemie kein willkürlich gewählter Zeitraum. Das klare Statement geht dabei nicht nur an die digitalen Hassredner, sondern auch an Facebook selbst. Denn die Kampagne kritisiert dessen Umgang mit falschen Informationen und Hetze. So hat Facebook beispielsweise der offensichtlich rassistischen Breitbart News-Seite (u.a. leugnen sie den Holocaust) das Label ‚Trusted News Source’ verliehen. Patagonia gab nun deutlich zu verstehen, dass ihre Produkte nicht neben „hasserfüllten Lügen und gefährlicher Propaganda“ stehen sollen.
#StopHateForProfit mit s.Oliver und Vans
Auch s.Oliver bezieht jetzt klare Stellung: „In den letzten Monaten hat sich die bereits spürbar aufgeladene Stimmung auf Facebook nochmals deutlich verschärft. Die starke Präsenz von Hasskommentaren gegen verschiedene Bevölkerungsgruppen und die weite Verbreitung von Fake News widerspricht der aufgeschlossenen und inklusiven Haltung der s.Oliver Group“, heißt es im offiziellen Statement des Rottendorfer Modekonzerns. „Gleichberechtigung und ein respektvolles Miteinander sind zentrale Werte unseres Unternehmens und unerlässlich für eine moderne Gesellschaft. Aus diesem Grund setzen wir für unsere Marken s.Oliver und Comma die Bewerbung unserer Posts auf Facebook und Instagram im Monat Juli aus. Wir nutzen die Pause dafür, mit neuen Formaten zu experimentieren und unsere Social Media Aktivitäten weiterzuentwickeln.“
Vans stoppt ebenfalls seine Kampagnen bei Facebook und Instagram. Außerdem wird die Schuhbrand die Kosten für die Schaufenstergestaltung im Einzelhandel in den Vereinigten Staaten und Kanada den ganzen Juli über umverteilen, um dadurch Black Communities zu stärken. Die zudem nun auf FB ausgesetzten Werbeinvestitionen werden zur Unterstützung von Black Communities durch Empowerment- und Bildungsprogramme umgelenkt und die Unterstützung der Marke bezüglich Gleichberechtigung und Integration ausgeweitet. „Wir stehen weiterhin zu unserer Verantwortung, mehr im Kampf gegen Rassismus zu tun“, so Nick Street, Vizepräsident für globales integriertes Marketing bei Vans. „Unsere Entscheidung, der #StopHateForProfit-Kampagne beizutreten, zeigt nur eine der Möglichkeiten, wie wir engagiert, durchdacht und kontinuierlich daran arbeiten, in allem, was wir tun, antirassistisch zu handeln.“
Inwiefern die nun für den Juli fehlenden Einnahmen Facebook tatsächlich wirtschaftlich schaden können, ist fraglich. Fest steht jedoch, dass ein Image-Schaden weitaus größere Folgen haben kann und wichtige Player jetzt die richtigen und deutlichen Zeichen setzen, um gemeinsam für eine bessere Zukunft zu kämpfen.