5 Fragen an Heidi Koselowski, Gründerin des Slow Fashion Labels Miomartha

Aus der Kollektion Section 8 des Slow Fashion Labels Miomartha.
Foto: Presse

Slow Fashion zeichnet Miomartha aus. Statt saisonalen Kollektionen entwickelt Heidi Koselowski Sections, die aufeinander aufbauen und sich ergänzen. Die aktuelle ‚Section 8‘ trägt den Namen ‚A synthesis of color‘ und ist von einem Aufenthalt an der holländischen Küste inspiriert. Wir wollten von Heidi wissen, was es heißt, ein Slow Fashion Label zu gründen, wie sich die Zusammenarbeit mit Manufakturen und Lieferanten gestaltet und wie sie dem hohen Qualitätsanspruch an ihre Mode gerecht wird

Model trägt gewachsten Mantel in Navy.
Der kalt gewachste Raincoat aus Organic Cotton ist ein Favorit von Heidi Koselowski: „Durch den oversized Schnitt und das Material wird er zu meinem persönlichen Lieblingsteil für Herbst und Frühjahr.“ Foto: Presse

Heidi, du hast deine Slow Fashion Brand 2016 gegründet. Kannst du uns einen kurzen Einblick in die Entwicklung von Miomartha von der Gründung bis heute geben?
Tatsächlich war ich gut ein Jahr unterwegs, um mir einen Einblick in der Branche zu verschaffen, mich auf Messen umzusehen, Kontakte zu Lieferanten und Produzenten zu knüpfen und natürlich die erste Kollektion zu entwickeln. Ein gutes Netzwerk aufzubauen und zu pflegen ist gerade für ein junges Label das A und O. Ich bin eine absolute Quereinsteigerin, deshalb war es anfangs sehr zeitaufwendig die richtigen Ansprechpartner:innen zu finden. Aber ich kann sagen, dass ich die Zeit nicht besser hätte investieren können. Die erste Kollektion von Miomartha umfasste nur ein paar Teile, da wir viel Wert auf die Schnitt- und Passformentwicklung gelegt haben. Dafür habe ich von Anfang an recht gutes Feedback bekommen. Mich freut es immer wieder zu sehen, dass wir mit jeder neuen Idee darauf aufbauen können. So hat sich der Stil von Jahr zu Jahr weiterentwickelt und ist erwachsener geworden.

Portrait von Heidi, Gründerin des Slow Fashion Labels.
Heidi Koselowski, Gründerin und Chefin des Slow Fashion Label Miomartha aus Offenbach. Foto: Presse

Dein Slow Fashion Label ist Season-less. Was bedeutet das konkret für die Planung deiner Kollektionen?
Jede Section hat im Wechsel einen anderen Schwerpunkt. In einem Jahr liegt der Fokus auf Frühling/Sommer und im nächsten dann auf Herbst/Winter. Deshalb plane ich gedanklich ich immer schon ein bis zwei Kollektion voraus. Das heißt, im Designprozess werden nicht nur verschiedene Teile oder Farben der letzten Kollektionen mit einbezogen, sondern direkt mögliche Materialien, Farben und Schnitte für weitere Sections erarbeitet. Die Kollektionen sollen ja über die Jahre hinweg kombinierbar bleiben.

Du arbeitest mit kleinen Manufakturen in Europa zusammen. Kannst du uns sagen, wie viele es sind und wo diese liegen? Außerdem interessiert mich, nach welchen Kriterien du diese ausgesucht hast und wie lange der Prozess gedauert hat, bis du die richtigen Manufakturen gefunden hast?
Aktuell sind es drei Produktionsstätten hier in Deutschland und eine in Portugal. Ich schaue mich aber immer gerne nach weiteren Partner:innen um. Stoffe und Additionals beziehen wir aus Deutschland, Portugal, Italien – also aus Europa – und natürlich auch aus Überhängen der Industrie. Die größte Herausforderung war es anfangs Lieferanten und Produzenten davon zu überzeugen mit einem Newcomer-Label zusammenzuarbeiten. Einige waren etwas voreingenommen. Entpuppt man sich aber als zuverlässige:r Partner:in, entsteht eine gewisse Eigendynamik. Vieles läuft bei der Auswahl trotzdem immer noch über Empfehlungen anderer Labels oder Webereien, die genauso wie ich den Wunsch haben, die Prozesse in der Industrie zu verändern. Man lernt sich im Gespräch kennen, um ein Gefühl für das Gegenüber und deren Arbeitsweisen zu bekommen, tauscht Ideen aus und trifft sich natürlich auch vor Ort. Das war die letzten beiden Jahre etwas schwierig – Videocalls haben da oft aushelfen müssen – aber das ging uns ja allen so. Mittlerweile gibt es aber auch Plattformen, die sich auf nachhaltige und faire Produktionsstätten spezialisiert haben. Ich würde sagen, dass die Entscheidung für einen Produzenten, der im Einklang mit meinen Wertevorstellungen arbeitet, nicht in kurzer Zeit getroffen werden kann. Ob die Zusammenarbeit tatsächlich funktioniert, weiß ich oftmals erst nach der einer gemeinsam verwirklichten Musterkollektion oder Kleinserie. Da kann von der Kontaktaufnahme bis zum fertigen Teil schon mal gut ein halbes Jahr verstreichen.

Model mit Bluse, Rückenansicht.
Foto: Presse

Wie gewährleistest du, dass die Qualität deiner Fashion Pieces gleichbleibend hoch ist?
Das kommt natürlich ein bisschen darauf an, wie man aufgestellt ist. Bei mir geht nichts direkt vom Produzenten zu den Kund:innen. Alles wird hier im Atelier nach Fertigstellung nochmal gesichtet. Das mag bei großen Produktionen zu aufwendig sein, aber mir persönlich liegt eine gute Verarbeitung am Herzen. Der erste Eindruck zählt. Und wenn der schon nicht stimmig ist, wird es umso schwieriger sich gegen die großen Brands zu behaupten. Für mich gehören qualitativ hochwertige Stoffe und eine hervorragende Verarbeitung zu einem nachhaltigen Produkt. Das bedeutet: Vor der Produktion das Material ausreichend testen und ein sehr genaues Briefing was die Verarbeitungsweisen angeht. Das hat mir bisher immer geholfen, um für eine gleichbleibend hohe Qualität zu sorgen.

Deine Kollektionen sind bisher, wenn man nicht aus Offenbach und Umgebung kommt, für Endkonsument:innen vor allem über deinen Onlineshop erhältlich. Planst du langfristig mehr im Handel stattzufinden? Und wie kann das in der Preiskalkulation funktionieren?
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass sich die Kund:innen, bevor sie online im Shop kaufen, gerne persönlich ein Bild von der Marke machen. Deshalb arbeiten wir aktuell an einem Pop-up-Store-Konzept mit befreundeten Brands, mit dem wir dann auch verschiedene deutsche Städte besuchen werden. Aber ja – ich möchte perspektivisch den Vertrieb ausbauen und in verschiedenen Stores vertreten sein. Um die Preise im Einzelhandel halten zu können, wird es aber notwendig sein einen Großteil der Produktion von Deutschland in ein europäisches Nachbarland zu verlegen.