More or Less – 5 Fragen an Maarten Baas zur Collab mit G-Star RAW

G-Star More or Less
G-Star RAW x Maarten Baas Private Jet "More or Less"Foto: Presse

Der niederländische Denim-Spezialist G-Star ist bekannt für seine außergewöhnlichen, oftmals interdisziplinären Kooperationen mit Künstler:innen, Designer:innen und Kreativen. Der neueste Coup ist die Zusammenarbeit mit dem niederländischen Künstler Maarten Baas. Unter dem Arbeitstitel More or Less präsentieren G-Star und Baas Designs und Kunstwerke aus Denim-Resten.

Denim ohne Grenzen

G-Star beauftragte Baas mit der Gestaltung einer Serie von Kunst- und Designobjekten aus einem neuen, innovativen Textilkarton, der aus recyceltem G-Star Jeansstoff hergestellt und von den dänischen Textilinnovatoren Really/Kvadrat entwickelt wurde. Der Künstler schuf ein Triptychon aus Schränken, die sowohl verspielt als auch funktional sind. Die Form der Möbel gleicht einer Jeans und dienen als Aufbewahrung von solcher sowie anderen Denim-Artikeln. Das Jeansmaterial wurde europaweit in G-Star Stores im Rahmen des Return your Denim-Programms gesammelt, bei dem Kund:innen ihre ausgedienten Jeans zum Recycling zurückgeben konnten. Ein weiteres Highlight ist der 15 Meter lange Privatjet, der – in Denim gehüllt – surreal anmutet.

Das Dilemma unserer Zeit

Der Kern der Kollaboration symbolisiert eines der gravierendsten Dilemmata unserer Zeit: die Spannung und Dualität zwischen dem Wunsch nach mehr – und dem Bedürfnis nach weniger. „Wir bei G-Star glauben, dass den Möglichkeiten von Denim keine Grenzen gesetzt sind. In diesem Fall beleuchten wir, was aus unserem Denim-Abfall werden kann und wie wir Abfallmaterial in etwas Sinnvolles verwandeln können, das auffällt – und das zum Staunen und Nachdenken anregt. Weil wir alle mehr wollen, aber unser Planet weniger braucht. Das ist die unangenehme Realität, mit der wir uns alle auseinandersetzen müssen. Ja, wir sind ständig bestrebt, unsere Auswirkungen auf die Menschen und den Planeten zu verbessern, aber gleichzeitig erkennen wir, dass wir auch den Konsum fördern. Das symbolisiert den Spagat, eine verantwortungsbewusste und gleichzeitig erfolgreiche Marke zu sein“, erklärt Gwenda van Vliet, CMO G-Star RAW. Die entstandenen Kunstwerke waren im Rahmen der kürzlich zu Ende gegangenen Mailänder Designwoche in der gleichnamigen Ausstellung More or Less zu sehen. Während der Exposition konnten Besucher: innen ihre getragenen Kleidungsstücke auch per Siebdruck mit der charakteristischen Botschaft More or Less versehen. Wir nutzten die Gelegenheit und besuchten diese einzigartige Präsentation in Mailand. Hier gewährte uns der Künstler Maarten Baas einen exklusiven Einblick in seine besondere Zusammenarbeit mit G-Star.

G-Star
Maarten Baas; Denim Cabinets Foto: Presse

More or Less heißt der Titel der Zusammenarbeit mit G-Star. Kannst du uns sagen, welche Botschaft sich dahinter verbirgt?
Mir gefällt das Wortspiel ‚More or Less‘. Mit ‚Less‘ unterstreichen wir unsere Bemühungen für eine bessere, nachhaltigere Welt, zumindest signalisieren wir, dass wir auf einem guten Weg sind. Gleichzeitig verbirgt sich hinter dem ‚More‘ die ganze innovative Energie, mehr Mode, mehr Design. Hier in Mailand dreht sich vieles um Konsum, aber auch um Themen wie Recycling und nachhaltigen Materialverbrauch. Diese Dualität ist spannend. Meine beiden Lichtinstallationen, die auch hier in der Ausstellung zu sehen sind und in denen das Wortspiel ebenfalls aufgegriffen wird, reflektieren dieses Paradoxon unserer Gesellschaft. Das gilt auch für den Privatjet. Er steht ebenso für diese Dualität, ein Symbol für Luxus und schnell wachsende Wirtschaft, aber im gleichen Atemzug auch für Nachhaltigkeit, weil er aus recycelten Materialien besteht. Es ist ein Dilemma, in dem wir alle stecken: Wir wollen immer mehr, immer das Beste, und gleichzeitig hinterfragen wir, ob dieses ‚Mehr‘ wirklich nötig ist. Das gilt auch für ein großes Unternehmen wie G-Star. Es will mit diesem Projekt zeigen, dass es sich für Nachhaltigkeit engagiert, dass das aber bei weitem nicht ausreicht. G-Star will hier nicht als Weltverbesserer auftreten, sondern mit unserem Projekt auf diese Ambivalenz unserer Konsumgesellschaft aufmerksam machen.

Was hat dich an der Zusammenarbeit mit einem Unternehmen wie G-Star gereizt?
G-Star hat in der Vergangenheit mit sehr vielen guten Künstler:innen, Designer:innen und Kreativen aus unterschiedlichen Bereichen zusammengearbeitet und diese auf besondere Weise ermutigt, ihre Talente mit der Expertise von G-Star auf besondere Weise zu verknüpfen. Darüber hinaus bin ich selbst ein Fan von Denim als Produkt und als Material, weil es alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen verbindet und nichts Elitäres an sich hat. Jeder trägt heute Jeans. Bevor ich mich tatsächlich für eine Zusammenarbeit mit G-Star entschieden habe, mussten sie erst einmal den ‚Bass-Test‘ bestehen. Wenn G-Star nichts gegen meine bisherigen Arbeiten und meine Idee, einen Privatjet in Denim zu kleiden, einzuwenden hat, dann ist die Sache geritzt. Gerade bei dieser Zusammenarbeit war es mir wichtig, das umsetzen zu können, was mir vorschwebt und gleichzeitig die Kernbotschaft ohne Abstriche nach außen zu kommunizieren. G-Star hat mich von Anfang an in meinem Vorhaben unterstützt und an mich geglaubt. G-Star hatte keine Bedenken gegen meinen Wunsch, die Ausstellung in einer Kirche stattfinden zu lassen. Wir haben sogar den Ausstellungsort, die ehemalige Kirche San Paolo Converso, gemeinsam ausgesucht.

Im Rahmen der Zusammenarbeit: Was war für dich besonders wichtig? Gab es etwas, das für dich neu war oder dir neue Perspektiven eröffnet hat?
Sicherlich hat die Kollaboration dazu beigetragen, dass ich das Material Denim besser kennengelernt habe. Aber auch der gesamte Arbeitsprozess im Rahmen unseres Projektes hat mir viel Neues gezeigt, das ich in dieser Dimension nie hätte erfahren können. Wie schon erwähnt, allein die Vorbereitungen für die Ausstellung mit Location-Scouting, die ganze Organisation dahinter, wie wir unsere Botschaft nach außen kommunizieren wollen, all diese Aspekte waren neu für mich und haben mich viel lernen lassen.

Die Modeindustrie versucht, durch neue Innovationen bei Materialien und in der Produktion mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Hand aufs Herz: Reicht das derzeit aus oder gibt es noch Luft nach oben?
Es gibt auf jeden Fall noch viel zu tun. Wie bereits erwähnt, finde ich es sehr angenehm, dass ein Denim-Gigant wie G-Star sich nicht einfach hinstellt und sagt, dass all die nachhaltigen Aktivitäten, die sie gemacht haben, ausreichend sind. G-Star bietet zum Beispiel einen Denim-Repair-Service an, sammelt gebrauchte Jeans und recycelt sie dann weiter. Diese Bemühungen erstrecken sich auch auf die Produktion, wo nach und nach innovativere Maßnahmen eingeführt werden. Zudem setzt sich die Brand für seine Mitarbeiter:innen ein und verfolgt hohe soziale Standards. Das Unternehmen ist auf einem sehr guten Weg, aber natürlich gibt es immer eine bessere Lösung und einen Weg, sich weiterzuentwickeln.

More or Less? Was bevorzugst du persönlich? Was ist dein ‚Mehr‘ und ‚Weniger‘?
Auf jeden Fall ‚mehr‘! Ich möchte mich immer weiterentwickeln. Für das ‚Weniger‘ möchte ich ein niederländisches Sprichwort zitieren: ‚Innerhalb der Grenzen sind die Möglichkeiten genauso begrenzt wie außerhalb der Grenzen.’ Mit dem Wenigen kann man viel erreichen. Vergleichbar mit unserer Idee der Kollektion, mit weniger Material etwas Großes zu schaffen.

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