Keine Angst vor der Rückkehr – Ulrike Kähler im Interview

Ulrike Kähler
Ulrike Kähler, Managing Director Igedo Company & Project Director Gallery Fashion und Gallery ShoesFoto: Presse

Das Interview erschien in J’N’C News 3/20.

Bereits Ende April verkündete die Igedo Company eine Zusammenlegung der Gallery Fashion, Gallery Shoes und des Showroom Concepts, um in der Krise schnellstmöglich wieder ein physisches Branchenevent in Aussicht zu stellen. Eine Entscheidung mit Erfolg.
Anfang September konnte Ulrike Kähler, Managing Director Igedo Company und Projektverantwortliche, auf eine gut besuchte und vor allem sichere Messeveranstaltung zurückblicken. Für uns gibt sie einen Einblick hinter die Kulissen und appelliert zu mehr Mut. 

Die vergangenen Monate waren sicherlich sehr aufregend und auch sehr fordernd. Wie liefen die Vorbereitungen für die Gallery Fashion & Shoes?
Wo soll ich anfangen und wo soll ich aufhören? Ich habe für diese Veranstaltung gut fünf Monate hart gearbeitet – mit allem was auf uns zukam, inklusive der Absage der Juli-Veranstaltung. Danach mutig loszulaufen und eine Septemberveranstaltung zu planen, das war nicht leicht. Ich habe die Vorbereitung daher durchaus als anstrengend empfunden. Es war mir sehr wichtig, einen engen persönlichen Kontakt zu meinen Kunden zu halten. Denn ich wollte ihnen unser Konzept und die zusammengelegte Plattform erklären, um ihnen die Angst zu nehmen. Zusätzlich mussten wir gefühlt 364 Seiten Sicherheitskonzept vorlegen und einreichen – in enger Abstimmung mit den Ämtern, in noch engerer Abstimmung mit der Location und den Sicherheitsbeauftragten. Alles musste neu geplant werden – die Wegführung, die Standplanung, die Hygiene. 

Ulrike Kähler
Trend-Preview mit Karolina Landowski. Foto: Presse

Mit all den Vorbereitungsaufwand im Kopf, wie haben Sie die vergangene Veranstaltung dann persönlich wahrgenommen?
Als es endlich losging, war ich sehr glücklich. Immerhin waren wir die Letzten, die vor dem Lockdown stattgefunden haben, aber die Ersten, die nach diesem Chaos wieder herauskamen. Als ich am ersten Morgen der Gallery Fashion & Shoes vor den Eingängen stand, wunderte ich mich, dass noch so viele Aussteller draußen herumliefen, als mir dann mein Team mitteilte, dass das die Besucher seien, die bereits auf den Einlass warten. Ein paar Stunden später bekam ich dann die aktuelle Besucherzahl durchgesagt und ich konnte immer noch nicht glauben, dass das die reine Besucherzahl war – ohne Aussteller und Dienstleister.
Es hat mich wirklich sehr gefreut, dass die Menschen kamen, sich begegneten und auch begrüßten – und zwar sehr diszipliniert. Aber auch auf unserer Seite lief alles vorbildlich ab. Jeder wurde gescannt, beim Eintreten und Verlassen. Es wurde stets gereinigt; das gab den Besuchern und Ausstellern ein gutes Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Und wir konnten der Branche die Möglichkeit gegeben, sich und ihre Kollektionen zu präsentieren und damit auch zeigen, dass ein Live-Event wichtiger denn je ist. Das hat mir selbst sehr viel Mut gegeben. 

Mit genau dieser Zuversicht der jüngsten Veranstaltung: Wie blicken Sie auf den Januar 2021 und vielleicht sogar auf den März nächsten Jahres? 
Wir haben die Chance in der Krise insofern genutzt, dass wir keine klassische Fashion-Veranstaltung hatten, sondern auf das zusammengelegte Sonderformat setzten. So bekamen Fashion-Kunden die Gelegenheit, sich zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich dem Shoes-Termin, zu präsentieren und sogar davon zu profitieren. Darauf wollen wir aufbauen.

Foto: Presse

Können Sie das genauer erläutern?
Wir werden auf jeden Fall die vier Termine beibehalten, immer mit einem Orderschwerpunkt, aber wir geben beiden Segmenten die Möglichkeit, sich zusammen zu präsentieren. Vorher hätte ich mich nicht so schnell getraut, eine gemeinsame Fashion-und-Shoes-Veranstaltung zu machen, mit je einem Schwerpunkt-Thema. Doch der September hat mir gezeigt, dass beispielsweise unsere Accessoires-Fashion-Aussteller von den Schuhhändlern profitieren. Dadurch entsteht eine ganz andere Sichtbarkeit untereinander. Daher behalten wir das Vier-Termine-Konzept, mit einem frühen Ordertermin, der immer modelastig ist und einem späteren, der immer schulastig ist.
Wir hoffen, dass die Menschen ihren Kopf öffnen und sich überlegen, wo sie ihre Einkäuferschaft noch erweitern und Neukunden generieren können.

Mit so viel Zuspruch, aber auch neuem Mut und neuen Konzepten: Wie lautet ihr Appell an den Markt und die Menschen?
Angst ist ein ganz schlechter Begleiter in diesen Zeiten. Keiner sollte jetzt aus Furcht sagen: „Ich mache es nicht. Ich gehe nicht hin. Ich komme nicht. Ich nehme nicht teil.“ Natürlich müssen wir alle vorsichtig sein und die Situation nicht unterschätzen – ganz im Gegenteil. Trotzdem darf man jetzt nicht die Angst walten lassen und im eigenen Laden abwarten oder auf das nächste Mal hoffen, denn dann ist wieder eine Saison vorbei. Wir gehen auf jeden Aussteller individuell ein, kommen ihnen entgegen und versuchen ihnen auch finanziell zu helfen, wo wir können.
Mein Appell: Mitmachen und hingehen! Denn nur dann kann der Kopf freigemacht werden. Nur dann kann ich neue Dinge erkennen und nur dann kann ich auch neue Menschen kennenlernen. Denn es geht nicht alles über digitale Formate. Das Miteinander auf physischen Messen ist für die Branche einfach ein Muss.

Weitere Informationen unter gallery-duesseldorf.com und gallery-shoes.com.