Good vibes only – Interview mit Anita Tillmann und Jörg Arntz

Anita Tillmann und Jörg Arntz
Jörg Arntz & Anita TillmannFoto: Jan Kapitän

Nach zweieinhalbjähriger pandemiebedingter Pause feiert die Premium Group in der kommenden Woche nicht nur das physische Comeback ihrer Messeveranstaltungen, sondern setzt mit neuen Formaten wie ‚The Ground‘ und einer neuen Location auf ein Messeerlebnis der besonderen Art. J’N’C sprach mit Anita Tillmann und Jörg Arntz, Managing Partner und Managing Director der Premium Group, über ihre Erwartungen an die kommenden Veranstaltungen. 

Vom 7. bis 9. Juli 2022 lädt die Premium Group in die Hauptstadt ein und präsentiert sich mit vielen post-pandemischen Neuerungen, darunter der neuen Location, dem Berliner Messegelände, aber auch die Zusammenlegung aller Formate der Gruppe erstmals an einem gemeinsamen Veranstaltungsort. Zu den Novitäten gehören auch die Segmentierung der Premium-Austeller:innen in die Bereiche ‚High‘, ‚Icon‘ und ‚Volume‘, um jeden die optimale Darstellungsform seiner Marke zu ermöglichen. Neben den ursprünglichen Formaten Seek, Fashiontech, die mit erweiterten Event-Neuheiten aufwarten, wird außerdem mit Spannung das neue Live-Event- und D2C-Format ‚The Ground‘ erwartet, die speziell die Gen Z im Fokus hat. Der Countdown läuft.

Nach zwei Jahren finden die Events der Premium Group endlich wieder in physischer Form in Berlin statt. Wie fühlt ihr euch gerade kurz vor dem Start? 
Jörg: Wir sind auf jeden Fall aufgeregt. Die letzten zweieinhalb Jahre haben wir durchgehend gearbeitet. Es ist frustrierend, wenn man auf ein Ziel hinarbeitet und dann sechs bis acht Wochen vorher die Veranstaltungen absagen muss. Jetzt werden Glücksgefühle losgelöst. Es macht Spaß, das gesamte Team ist motiviert. Man freut sich wieder auf das Zusammenkommen. Neben der großen Vorfreude haben wir auch Respekt vor dem Restart verbunden mit der neuen Location. 
Anita: Ich kann mich mit dem Gefühl der Vorfreude einfach nur anschließen. Im Rückblick waren wir vor der Pandemie genervt, dass wir wegen der Messen viel unterwegs waren. Generell war das Feedback, ob wir Messen überhaupt noch brauchen und das alles nicht digital ablaufen kann. Es ist erstaunlich, wie all das in den Hintergrund rückt und man jetzt zu schätzen weiß, dass wir gerne in einer Branche arbeiten, weil wir nicht nur mit Produkten, sondern vor allem mit Menschen arbeiten. Kommunikation ist sehr wichtig und ich persönlich finde es inspirierend, wenn ich Menschen treffe. Ich bin ein ‚Sprechdenker‘ – im Dialog mit anderen entwickele ich neue Ideen. Diese Energie, die man gegenseitig austauscht, die hat gefehlt. Jetzt freuen wir uns umso mehr auf diesen positiv geladenen Wiedersehen mit allen. 

Wie ist die Stimmung unter den Austeller:innen? Welches Feedback erhaltet ihr?
Anita: Die ist ähnlich positiv gestimmt wie bei uns. Während der Pandemie hat ein neues Brand-Ranking stattgefunden – manche Marken haben sich digital weiterentwickelt, andere ihre Strategie geändert. Das hat dazu geführt, dass sich die Markenlandschaft geändert hat. Eine Änderung, die wir auch mit unserer neuen Markensegmentierung widerspiegeln wollen. Die Aufteilung wird sehr gut angenommen. Was erfreulich ist: Wir haben neue Marken im Portfolio, die wir vor der Pandemie nicht zu unseren Aussteller:innen zählten. Dieses Phänomen ist dadurch zu erklären, dass eine neue Generation an Labels am Start ist. Diese wollen wir mit bekannten Brands dem Handel präsentieren. Neben der Aufteilung kommt auch die Zusammenlegung der Veranstaltungen in einer gemeinsamen Location bei allen sehr gut an. Viele sind außerdem auf unser neues Format gespannt, auf dem wir ‚Gen Z‘ der Branche vorstellen und erklären. Was trägt, fühlt und denkt Gen Z? Man darf gespannt sein. Insgesamt haben wir mit der Premium, der Seek, Fashiontech, The Ground und unterschiedlichen Sustainability-Eventformaten eine spannende Dichte an verschiedenen Contents, mit denen wir Edu- und Entertainment, B2B und D2C gebündelt an einem Ort anbieten. 
Jörg: Das Business ist trotz der Pandemie in den vergangenen zweieinhalb Jahren weitergelaufen. Viele Marken haben sich weiterentwickelt, andere eben nicht. Jetzt muss man sich der Realität stellen und sich wieder auf dem Markt den Kund:innen und Handelspartner:innen präsentieren. Der Markt kommt in Bewegung und viele Retailer und Marken erhoffen sich dadurch, neue Kontakte und Möglichkeiten der Positionierung zu finden. Brands sortieren sich neu – wer noch vor zweieinhalb Jahren top war, muss es heute nicht zwangsläufig sein. Wir dienen als Plattform für die Branche, um alle darzustellen und die Möglichkeiten anzubieten, neue Kontakte untereinander zu knüpfen. 

Welche Learnings konntet ihr bei den Vorbereitungen für die kommenden Veranstaltungen erfahren oder für euch verbuchen? 
Jörg: Es ist ganz klar, dass wir im Laufe Pandemie einen Lernprozess durchlaufen haben. Wir haben drei Veranstaltungen geplant, die nicht stattgefunden haben. Dadurch, dass wir jetzt eine neue Location bespielen, die bisher keine Berührungspunkte mit Mode hatte, ist das auch eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Ein Beispiel, dass ich aber gerne hervorheben möchte, ist eines aus dem Bereich Sales. Unsere Erkenntnis ist, dass wir mit Kund:innen im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie viel mehr gesprochen haben. Der Austausch war viel intensiver sowohl mit den Marken als auch mit den Retailern. Generell versuchen wir alle im modischen Ökosystem anzusprechen, damit wir nicht auf eine reine Orderplattform reduziert werden, was das Ganze für uns schon sehr lange auch nicht mehr ist. Daraus lernt man immer weiter und fragt sich, was sind die verschiedenen Aspekte, die man darstellen muss, damit sich die Menschen abgeholt fühlen. Wir haben die Aufgabe, den Händler:innen mit unterschiedlichen Backgrounds Inhalte anzubieten, die spannend und relevant sind.
Anita: Kulturelle Unterschiede sind hier spürbar, die wir unter einen Hut bringen wollen. Für manche sind die Kollektionen ein wirtschaftlicher kalkulierbarer Faktor, bei anderen sind diese ein essenzieller Bestandteil der Markenidentität. Auf der kommenden Veranstaltung wird deutlicher denn je, dass wir verschiedene Generationen bespielen. Wenn man, vor allem Händler:innen, durch die Messe geht, dann wird man sicherlich inspiriert sein von der Vielfalt der Marken, die alle ihre eigene Markenidentität in sich tragen. Ergänzend zum Thema Orderplattform: Wie Jörg schon betonte, sind wir schon lange nicht mehr nur eine Orderplattform, sondern es geht vielmehr um Kommunikationsplattformen. Unter das Thema Kommunikation fallen visuelle Kommunikation, Marketing, Direktkommunikation, Storytelling, etc. Wir präsentieren Pop-Up-Stores, es werden Franchise-Stores vorgestellt – wir sprechen nicht nur Händler:innen oder an, sondern ein gesamtes ‚Ökosytem‘, das sich aus Menschen aus unterschiedlichen Interessens-/und Unternehmensbereichen zusammensetzt, die sich im Optimalfall gegenseitig inspirieren. 

Welche persönlichen Ziele habt ihr euch für die drei Messetage gesteckt und welche Message soll bei den Aussteller:innen und Besucher:innen ankommen? 
Anita: Ich habe eher einen Wunsch, den ich allen Besucher:innen mit an die Hand geben möchte: Seid offen und freundlich zueinander! Beobachten und erfahren, anstatt verurteilen. Nimmt alles um euch herum wahr und lasst euch inspirieren. Am Ende ist es ein People’s Business, daher sollte man respektvoll miteinander umgehen. Das, was wir zeigen, ist mehr als die Summe der Einzelteile, alle sind voneinander abhängig und daher geht gut miteinander um. Good vibes only.
Jörg: Ich würde mir wünschen, dass man sich mehr informiert, sich für Neues öffnet. Wir müssen raus aus der Denke ‚Wir machen alles gleich‘. Probiert neue Sachen, neue Ansätze, auch wenn ihr vielleicht doch am Ende eure gewohnten Wege beschreitet. 

Premium Group Team
Premium Group Team Foto: Premium Group

Ohne euer starkes Team, ließe sich so manches sicherlich nicht umsetzen. Was sind die Stärken eures Teamworks? Worauf seid ihr besonders stolz?Jörg: Erst einmal: Wir sind stolz auf unser Team, weil wir tatsächlich ein Team sind. Teamwork bedeutet unter anderem, dass wir uns gegenseitig pushen und unterstützen, gerade während der Pandemie sind wir gemeinsam weitergewachsen, vielmehr weiter zusammengewachsen. Was die Sache einfacher macht ist die Tatsache, dass unser Team liebt, was es macht. Deswegen freuen wir uns alle, dass es bald losgeht und wir gemeinsam ein richtig geiles Event veranstalten. 
Anita: Es ist ein absolutes Privileg, wie wir arbeiten und gemeinsame Zeit miteinander verbringen können. Ich bin unendlich dankbar dafür. Als Team arbeiten wir nach dem Prinzip: Stärken stärken. Das heißt, jeder wird in seinen besonderen Kompetenzen bestärkt und gefördert. Es ist wunderbar zu verfolgen, wenn unsere Mitarbeiter:innen über sich hinaus wachsen und gleichzeitig als Vorbild für andere fungieren. Wir verfolgen flache Hierarchien und transparente Kommunikation. Jeder im Team und jede Meinung sind gleichwertig wichtig. Ich bin auch sehr stolz auf unsere Diversität im Team, die wir in allen Facetten ausleben. Diese Energie, Neugierde und Passion für unseren Job und unsere Tätigkeiten, die wir hier ausleben und miteinander teilen, würde ich gerne mit jedem, der mit uns arbeitet, teilen – zumindest für die Zeit, die man bei uns in Berlin ist. 

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Dieses Interview erschien in J’N’C News 2/22.