Im Namen der Mode: European Fashion Alliance lädt zum Polit-Round-Table in Brüssel

15.06.2023_European Fashion Alliance
Von links nach rechts: Zuzana Bobikova (Slovak Fashion Council), Carlo Capasa (Camera Nazionale Della Moda Italiana ), Elke Timmerman (Flanders DC), Pascal Morand (Fédération de la Haute Couture de la Mode), Cecilie Thorsmark (Copenhagen Fashion Week), Scott Lipinski (Fashion Council Germany), Caroline Rush (British Fashion Council) und Dr. Christian Ehler (European Parliament)Foto: Presse | Alex Kolotouhkina

Letzte Woche fand die erste politische Round-Table-Konferenz der European Fashion Alliance (EFA) zur Modewirtschaft im Europäischen Parlament in Brüssel statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde eine umfassende Studie angekündigt, die einen Bericht über den aktuellen Zustand der Modeindustrie in Europa liefern wird. Die Ergebnisse dieser Studie sowie die Positionierung der europäischen Modebranche zu Fragen der Nachhaltigkeit und politischen Rahmenbedingungen werden Ende 2023 auf der nächsten Konferenz in Brüssel präsentiert. Zentrales Thema war die Positionierung der European Fashion Alliance zur anstehenden europäischen Gesetzgebung der ‚Ecodesign for Sustainable Products Regulation‘ (ESPR) sowie der damit verbundenen Verpflichtung zu einem Digital Product Passport (DPP).

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Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen Foto: Presse | Alex Kolotouhkina

Zukunftsvisionen: Ganzheitliche Forderung und die Bedeutung der Kreativwirtschaft

Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, und Dr. Christian Ehler, Mitglied des Europäischen Parlaments, eröffneten die Veranstaltung. In der Politik rückt das Thema Mode sowie ihre Produktions- und Lieferketten immer mehr in den Fokus. EU-Kommissar Breton spricht von einem Wendepunkt: „Wir setzen uns dafür ein, dass alle Textilien, die auf den europäischen Markt kommen, langlebig, recycelbar und respektvoll sind und haben mehrere EU-Initiativen in Planung“, heißt es. Dazu zählen die ‚Ecodesign for Sustainable Products Regulation‘ zur Förderung von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sowie die sichtbare Kennzeichnung der Transportschritte mit einem ‚Digital Product Passport‘. Abschließend wurde die Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie, die den Textilabfall reduzieren soll, diskutiert. „Diese Ziele und Initiativen werden nur dann Früchte tragen und umsetzbar werden, wenn wir sie mit dem gesamten Ökosystem in verbindliche und realisierbare Maßnahmen übersetzen können“, so Breton zu den anstehenden EU-Verordnungen.

European Fashion Alliance Round Table European Fashion Alliance Round Table

Für die European Fashion Alliance spielen Kreativität und Handwerk eine entscheidende Rolle, die besonders auch für die Innovationskraft der Modebranche verantwortlich sei. „Wir müssen anfangen, stolz auf unsere lokale Kreativwirtschaft zu sein und uns damit auseinandersetzen, dass Kreativität wieder einen Stellenwert in unserer Gesellschaft bekommt, statt alles auf Zahlen und Fakten zu reduzieren“, sagt Carlo Capasa, Vorstandsmitglied der European Fashion Alliance und Vorsitzender der Camera Nazionale Della Moda Italiana. „Wenn wir über neue Ideen und Technologien sprechen, dürfen wir sie nicht als Bedrohung für das Handwerk ansehen, sondern müssen auch erkennen, dass sie das Kreativpotenzial stärken und unterstützen können“, erklärt er. Maßnahmen empfiehlt er trotzdem: „Um Handwerkskunst in der Industrie diese zu schützen, müssen wir unterstützende Regelungen für europäische sowie importierte Produkte schaffen. Nachverfolgbarkeit und Transparenz, ganzheitliche Beständigkeit, die Vermeidung von Überproduktion, Respekt für soziale Nachhaltigkeit und Menschenrechte sowie geistiges Eigentum müssen die Schlüsselelemente sein, um das zu schützen, was wir als kreative Mode definieren.

Caroline Rush, Vorstandsmitglied der European Fashion Alliance und CEO des British Fashion Councils, fügt hinzu: „Die europäische Zusammenarbeit ist ein unerlässlicher Schritt zum Schutz kreativer Unternehmen. Beim British Fashion Council haben wir vor kurzem unsere Strategie neu ausgerichtet, um die britische Mode als kreative Kraft weltweit zu fördern. Dabei konzentrieren wir uns auf verantwortungsvolles Wachstum, unerbittliche Innovation und die globale und lokale Stärkung der Branche. Da sowohl der British Fashion Council als auch die European Fashion Alliance die Kreativität in den Mittelpunkt ihrer Ziele stellen, würdigen wir die Bedeutung und den Wert der länderübergreifenden Zusammenarbeit bei der Schaffung wirksamer Veränderungen.“

Scott Lipinski, Vorsitzender der European Fashion Alliance und Geschäftsführer des Fashion Council Germany

Nachgefragt: Status of European Fashion

Auf der Round-Table-Konferenz kündigte die EFA außerdem die erste europäische Studie mit dem Titel ‚Status of European Fashion‘ an. Diese Erhebung bildet die Grundlage für einen umfassenden Branchenbericht, der im Herbst 2023 auf der nächsten EFA-Konferenz präsentiert werden soll. Zu dieser Konferenz werden Entscheidungsträger:innen der europäischen Modeindustrie sowie EU-Politiker:innen eingeladen. Scott Lipinski, Vorsitzender der European Fashion Alliance und Geschäftsführer des Fashion Council Germany, betont: „Mit unserer europaweiten Studie, die ab sofort auf europeanfashionalliance.org freigeschaltet ist, werden wir den aktuellen Wissensstand zu den anstehenden europäischen Gesetzesvorschlägen und Richtlinien sowie den Nachhaltigkeitsstatus von Brands erfassen. Nicht nur Zahlen und Fakten, sondern auch Erfahrungen der Modeindustrie sind für uns von großer Bedeutung, da dies der EFA ermöglicht, konkrete und messbare Handlungsaufforderungen vorzuschlagen.“, erklärt Lipinski.

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