Die Berliner Brand Malaikaraiss hat zum zehnjährigen Jubiläum auf der Copenhagen Fashion Week ihr Debut gegeben. Impulsgebende Inspirationsquelle der FS21-Kollektion ‚United in Diversity‘ war für Designerin und Gründerin Malaika Raiss eine Reise nach Brasilien. Ihren fließenden, femininen Silhouetten und Signature Pieces wie dem Power Suit bleibt sie weiterhin treu. Ebenso der Marken-eigenen Nachhaltigkeitsagenda, die seit Gründung eine essentielle Rolle spielt. Wir haben mit Malaika Raiss über starke Frauen, Nachhaltigkeit und Thimothée Chalamet gesprochen.
Zum zehnjährigen Jubiläum von Malaikaraiss warst du zum ersten Mal auf der Copenhagen Fashion Week präsent. Hast du dich damit selbst beschenkt? Und inwiefern unterscheidet sich die Messe von Messen in Deutschland?
Es war nicht nur ein Geschenk an mich oder das Business, sondern vielmehr ein lang überlegter nächster Schritt. Entscheidend und der große Unterschied zu Messen in Deutschland ist die internationale Aufmerksamkeit, sowohl seitens der Medien, als auch von Einkäufern und Endkonsumenten. Trotzdem ist es noch selektiert genug, um auch als Independent Brand entsprechend aufzufallen. Für uns ist es die perfekte Ergänzung zum Showroom in Paris und für das Debut war es sehr erfolgreich. Besonders die Resonanz im Direct-to-Consumer Geschäft hat uns umgehauen.
Thema deiner neuen Kollektion ist ‚United in Diversity‘. Diversität ist ein top aktuelles Thema, das viele Facetten hat wie zum Beispiel Body Positivity, Female Empowerment und Geschlechtervielfalt. Was möchtest du mit ‚Untited in Diversity‘ aussagen und wie spiegelt sich das in der Kollektion?
Eigentlich geht es um alles, was du gerade genannt hast. Ich möchte klar machen, dass unsere Kollektionen niemanden ausschließen, dass die Malaikaraiss -Frau so sein darf, wie sie will. Wir wollen unterstreichen, wer sie ist. Ich will keine elitäre Blase bilden, in der nur ein Typ Frau einem absurden Design-Ideal entspricht. Ich sehe unsere Aufgabe als Brand darin zu educaten und als Plattform für Sichtbarkeit zu dienen.
Dein Moodboard, auf dem unter anderem Nike van Dinther und Leandra M. Cohen zu sehen sind, ist sehr spannend und vielgestaltig. Beide Frauen entziehen sich stereotypen Frauenbildern und sind gleichzeitig sehr erfolgreich. Im Grunde definieren sie ihre Generation neu – sowohl hinsichtlich eines äußeren Erscheinungsbildes, aber auch in Bezug auf Selbstakzeptanz. Dazu passt auch Thimothée Chalamet, der ebenfalls auf deinem Moodboard zu finden ist. Er transportiert wiederum einen Männertypus, der mit der neuen Femininität von Nike van Dinther und Leandra M. Cohen korrespondiert. Inwiefern haben dich die Drei inspiriert?
Das hast du das Moodboard aber gut studiert. Ein Moodboard ist ja immer eine Ansammlung von Fragmenten, Momenten, Farbstimmungen, aber auch Emotionen. Und natürlich sind Leandra und Nike kluge Frauen, die das widerspiegeln, was Malaikaraiss ist – unangepasst, ehrlich und out of the comfort zone. Der Männertypus von Thimothée Chalamet hingegen ist für mich nicht neu. Jede Generation hat ihren Chalamet wie zum Beispiel Bowie, Prince oder Johnny Depp. Ich liebe einfach seinen Style, die Farbkombinationen der Outfits und diese fast schon unverschämte Lässigkeit, die er ausstrahlt. Für mich definitiv eine andauernde Quelle der Inspiration.
Du hast dich von Beginn an sehr bewusst mit den beiden Nachhaltigkeits-Grundpfeilern eco & fair auseinandergesetzt, Mailaikaraiss aber nie explizit als Eco & Fair Fashion Brand deklariert. Soweit ich weiß, verwendest du recycelte Materialien und auch Biobaumwolle, allerdings wird das nicht im Produkt oder in deinem Onlineshop ausgewiesen. Kannst du deine Nachhaltigkeitsstrategie erläutern?
Wir haben Nachhaltigkeit bisher nie groß zum Thema gemacht – zu Beginn um nicht als ‚Öko-Label‘ abgestempelt zu werden. Wir merken aber, dass es jetzt wichtiger denn je ist, darüber zu sprechen. The time is now – ich glaube wir müssen als Independent Brand die Schritte gehen, die sich die Großen leider noch nicht trauen. Bei uns gibt es keinen großen Apparat, wir können dynamisch agieren und reagieren. Wir verfolgen schon seit Gründung eine Nachhaltigkeits-Agenda, die besonders in den letzten zwei Jahren an Fahrt aufgenommen hat.
Kannst du uns die Agenda zum Beispiel hinsichtlich der Materialien erläutern?
Es fängt an bei der Materialauswahl mit recycelten Materialien wie zum Beispiel Seide, Polyester-Mischungen, Kaschmir oder Wolle, die wir zu 90 Prozent aus der EU beziehen und den Rest aus Japan. Wir haben uns nach und nach von Leder verabschiedet und verwenden kein Polyurethan mehr. Wir produzieren zu fairen und transparenten Bedingungen in der EU und der Ukraine. Und wir überwachen diese Prozesse sehr stark. Unser Schmuck wird in Deutschland produziert und wir verwenden dafür recyceltes Gold.
Ein großer Aspekt, an dem wir noch arbeiten, sind Packaging und Versandwege. Wir wollen Plastikverpackungen komplett minimieren. Das ist bisher der aufwendigste Schritt in der Produktionskette. Ich hoffe aber, dass wir das im kommenden Jahr gelöst bekommen.
Mehr unter malaikaraiss.com.