„Unser Engagement für die Förderung einer transparenteren, nachhaltigeren und die Sozial- und Arbeitsrechte respektierenden Lieferkette ist eine der wichtigsten Säulen unserer Geschäftstätigkeit“, erklärt uns Clara Delmuns, Product Director bei Desigual, in unserem 5-Fragen-an-Interview. Zu Beginn des Jahres startete Desigual mit seiner neuen ‚Love The World’-Kampagne – die bisher nachhaltigste Kollektion des spanischen Modeunternehmens. Ein Interview über notwendige Veränderungen, ambitionierte Ziele und die unausweichliche Entwicklung in eine bessere Zukunft.
Im Jahr 2015 begann Desigual seinen Transformationsprozess, der in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Wenn Sie zurückblicken, was waren die wohl bislang einschneidendsten Veränderungen?
Ich würde sie nicht als ‚einschneidende’ Veränderungen bezeichnen, sondern vielmehr als eine wichtige strategische Umgestaltung, angetrieben durch Kreativität und Innovation, um uns relevanter und unser Geschäft effizienter zu machen, um eine robustere Struktur zu konsolidieren und den Weg für nachhaltiges Wachstum zu ebnen.
Unser Transformationsprozess konzentrierte sich auf die Neudefinition von Produkten und Zielgruppen, die Optimierung unseres Filialnetzes und die Einführung unserer neuen visuellen Identität. Heute und in Anbetracht des wechselhaften Szenarios, in dem sich die Vorlieben und Gewohnheiten der Verbraucher schnell verändern, haben wir einen Schritt nach vorne gemacht und konzentrieren uns nun auf die Digitalisierung und die Annäherung an die Verbraucher. Und damit kommen alle Trends, die wir in den letzten Jahren und in 2020 erlebt haben, beschleunigt zum Tragen, darunter eben jene Digitalisierung, die Nachhaltigkeit sowie ein neuer Dialog mit allen unseren Stakeholdern. Ich würde also wie gesagt nicht von drastischen Veränderungen sprechen, sondern von herausfordernden und sich schnell entwickelnden Zeiten.
Sie haben das Thema Nachhaltigkeit bereits erwähnt. Die neue ‚Love the World’-Kollektion ist zu 30 Prozent aus nachhaltigen Stoffen gefertigt. Ab 2025 soll dann die gesamte Kollektion aus nachhaltigen Materialien hergestellt werden. Können Sie erklären, wie Desigual vorgehen muss, um diese Ziele zu erreichen?
Lassen Sie mich diese Zahlen verdeutlichen: 2021 wollen wir 30 Prozent nachhaltige Fasern in unseren Kollektionen verarbeiten. Das Ziel für 2023 ist bereits ein Anteil von 50 Prozent. Darüber hinaus haben wir auch ein Ziel in Bezug auf Baumwolle: die Verwendung von 100 Prozent nachhaltigerer Baumwolle bis 2025. Außerdem hat sich Desigual ein Ziel für die Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks gesetzt: Im Jahr 2023 wollen wir unseren Kohlenstoff-Fußabdruck um 20 Prozent reduzieren und bis 2050 wollen wir klimaneutral sein. Wir haben in den letzten Jahren an all diesen Themen hart gearbeitet. 2019 haben wir beschlossen, alle unsere Aktionen, Projekte und Initiativen neu zu gestalten. Dies taten wir, indem wir sie beschleunigten und uns zu einem strategischen 3-Jahres-Plan für Nachhaltigkeit und CSR verpflichteten. Aus diesem Grund führen wir nachhaltige Kriterien im gesamten Lebenszyklus unserer Produkte ein und implementieren Praktiken zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit und Transparenz unserer Lieferkette sowie unserer Umwelt-KPIs. Es ist auch der Grund, warum wir uns mehreren internationalen Initiativen anschließen, um diese Strategie zu beschleunigen und unsere Ziele zu erreichen, wie zum Beispiel der Better Cotton Initiative, der Sustainable Apparel Coalition, The Fashion Pact und Sedex.
Desiguals Plan ist es, jeden Monat eine nachhaltige ‚Love the World’-Kollektion herauszubringen. Indem Sie jedoch einen monatlichen Rhythmus haben, folgen Sie streng genommen auch dem Tempo der Fast Fashion. Wie passen diese beiden Komponenten zusammen?
Wir bringen nicht jeden Monat eine Kollektion heraus. ‚Love the World’ ist der Name der Philosophie, die alle Aktivitäten umfasst, die Desigual im Rahmen seines sozialen und ökologischen Engagements durchführt – einschließlich der Transparenz und Rückverfolgbarkeit unserer Lieferkette. Es ist auch der Name dieser 100 Prozent nachhaltigen Kollektion, die im Januar eingeführt wurde. Wir werden jeden Monat einige Schlüsselstücke aus der ‚Love the World’-Kollektion hervorheben.
Aber unsere Kollektionen brauchen Zeit. Für uns ist jedes Kleidungsstück eine Herausforderung, und wir wollen es mit einem Mehrwert anreichern. Das bedeutet, auf die Standards und Anforderungen zu achten, unter denen das Kleidungsstück entworfen, produziert und vertrieben wird. Es bedeutet, bewusst zu kreieren. Darüber hinaus gibt es eine interessante Diskussion über Fast Fashion und Nachhaltigkeit, die Themen wie Produktionsvolumen, Jenseits der Geschwindigkeit oder die Notwendigkeit, ‚anders zu kaufen’, umfasst. Und das wirft eine interessante Diskussion um das Geschäft jenseits des Besitzes von Kleidungsstücken auf, womit wir unter anderem Wiederverkauf, Reparatur und Vermietung meinen.
Lieferketten, Transparenz; beides wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit. Sie hatten es bereits erwähnt, aber gerade bei den Lieferketten werden oft Schlupflöcher genutzt, die es selbst für gutwillige Unternehmen manchmal unmöglich machen, genau nachzuvollziehen, woher sie ihre Materialien letztlich beziehen. Wie verhindert Desigual dies?
Zu den Zielen unserer Nachhaltigkeits- und CSR-Strategie gehört es, die Transparenz und Rückverfolgbarkeit unserer Lieferkette zu verbessern. Wir sind Teil von AMFORI und SEDEX, was bedeutet, dass unsere Audit-Prozesse nach den BSCI- und SA800-Standards durchgeführt werden und, da wir Teil von SEDEX sind, auch nach dem SMETA-Audit-System. Unsere ‚Love the World’-Philosophie umfasst die gesamte Lieferkette für alle Prozesse. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit einem Netzwerk von autorisierten und spezialisierten Lieferanten zusammen, die unsere Werte und unser Engagement für die Menschenrechte teilen. Die Konsolidierung der Audit-Prozesse für diese Lieferanten und die Einbeziehung neuer Standards ermöglichen eine direkte Kontrolle über die Produktqualität und insbesondere über die Bereitstellung der fairen Arbeitsbedingungen, die wir von allen am Herstellungsprozess unserer Produkte Beteiligten verlangen.
Die allgemeinen Bedingungen, die unsere Beziehungen zu unseren Lieferanten regeln, sind im Supplier’s Book enthalten, in dem die Prozesse und Verfahren zusammengestellt sind, die unsere Lieferanten kennen und befolgen müssen, um unsere Kleidungsstücke herzustellen. Es ist für alle unsere Lieferanten verpflichtend, dieses Dokument zu unterzeichnen und einzuhalten. Zusätzlich bildet der Verhaltenskodex für Lieferanten den Hauptrahmen für den Aufbau einer Beziehung zu unseren Lieferanten. Unser Engagement für die Förderung einer transparenteren, nachhaltigeren und die Sozial- und Arbeitsrechte respektierenden Lieferkette ist eine der wichtigsten Säulen unserer Geschäftstätigkeit. Aus diesem Grund fördert Desigual seit 2020 sein Engagement durch verschiedene Projekte, Vereinbarungen und Aktionen, die unsere Lieferkette einbeziehen. Letzten November haben wir unsere Liste der Tier-1-Fabriken veröffentlicht und 2021 werden wir unsere Liste der auditierten Tier-2-Fabriken veröffentlichen. Dieser Prozess ist eine Reise und wir werden weiterhin Schritte in Richtung unserer Ziele unternehmen.
Welchen Rat würden Sie anderen Unternehmen geben, die ebenfalls planen, nachhaltiger zu werden?
Sie sollten sich mit der Tatsache abfinden, dass Mode nachhaltig sein wird, unabhängig davon, was Marken tun oder ob sie Teil davon sein wollen. Denn es geht um die Art und Weise, wie sich unser Betrieb und unser Geschäft auf den Planeten, die Umwelt und die Menschen um uns herum auswirken, von den ersten Rohstoffen bis zum Ende der Lebensdauer des Produkts. Es geht um die Kriterien, die unsere Entscheidungen leiten, und um die Art der Beziehungen, die wir mit unseren Lieferanten, Herstellern, Mitarbeitern, Verbrauchern und anderen Stakeholdern aufbauen wollen. Wir haben jetzt die Chance, Werkzeuge und Prozesse zu entwerfen und zu entwickeln, die sicherstellen, dass wir eine nachhaltigere Modeindustrie aufbauen. Es gibt mehrere Initiativen, die auf dieses Ziel hinarbeiten – unter anderem The Fashion Pact, die Sustainable Apparel Coalition, SEDEX und die Better Cotton Initiative – und deshalb sind wir ein Teil von ihnen.