5 Fragen an Wood Wood zu Copenhagen Fashion Week, Popkultur und Streetwear

Copenhagen Fashion Week
Wood Wood Frühjahr-/Sommerkollektion 2021Foto: Presse

Wood Wood hat seine Herbst-/Winterkollektion 2021 im Rahmen der digitalen Copenhagen Fashion Week präsentiert. Bereits mit der Frühjahr-/Sommerkollektion 2021 hat das dänische Label begonnen, sich neu auszurichten – taillierte Anzüge, Zweiteiler aus Cord und Materialien wie Jacquard repräsentieren diese modisch verfeinerte Designsprache. Wir haben mit Karl-Oskar Olsen, Co-Founder & Creative Director von Wood Wood über die CPHFW, Streetwear und popkulturelle Einflüsse gesprochen.

Ihr habt gerade an der digitalen Ausgabe der Copenhagen Fashion Week teilgenommen. Kannst du uns einen Recap geben, wie es für Wood Wood gelaufen ist?
Für unsere digitale Herbst-/Winterpräsentation 2021 wollten wir eine visuell fesselnde Erzählung im Gegensatz zu einer traditionellen Laufstegpräsentation kreieren. Wir wollten eine Geschichte über Menschen erzählen, die miteinander in Verbindung treten, derweil wir uns auf unser Publikum einlassen wollten. Wir haben dafür mit dem dänischen Filmregisseur Fenar Ahmad, einem Freund von uns, zusammengearbeitet. Er hat unsere Kollektion interpretiert und es geschafft, diesen ‚one moment in time‘ einzufangen. Ich bin zuversichtlich, dass wir den tatsächlichen Einfluss des Films zu spüren bekommen, wenn die Kollektion im August auf den Markt kommt.

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Karl-Oskar Olsen, Co-Founder & Creative Director von Wood Wood Foto: Presse

Eure gerade auf der Copenhagen Fashion Week vorgestellte HW21-Kollektion ist – wie auch die FS21-Kollektion – deutlich modischer. Wood Wood hat man bisher eher mit von Subkulturen geprägter Streetwear assoziert, sprich: eure Styles waren casual und lässig. Während viele Brands dem der Pandemie geschuldeten Bedarf Konsument:innen mit exakt solchen Styles entgegenkommen, habt ihr eine andere Richtung eingeschlagen. Was hat euch zu der Neuausrichtung bewegt?
Wir sind nach wie vor stark von Streetwear und subkulturellen Strömungen inspiriert. Wir versuchen aber auch beständig, diesen Ideen in unserem Universum Gestalt zu geben. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns Zeit genommen, unsere Vergangenheit zu reflektieren und auch darüber, wo wir uns in Zukunft sehen. Wo der Film von Fenar das Jetzt einfängt, verweist die Kollektion auf die Zukunft, auf das, was kommen wird. Unser Ausdruck wird immer anspruchsvoller, dennoch suchen wir weiterhin nach Referenzen aus unseren Archiven und entwickeln unsere eigenen Drucke und Stoffe. Wir haben Anzüge für Damen aus recycelter Wolle, Jacquard-Oberteile aus Wolle und zweiteilige Cord-Sets aus Baumwolle von der italienischen Manufaktur Duca Visconti eingeführt. Sowohl bei der Ausführung als auch beim Design ist die Kollektion auf Wertigkeit und Langlebigkeit angelegt.

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Wood Wood Frühjahr-/Sommerkollektion 2021 Foto: Presse

Eure FS21-Kollektion ist tendenziell Hippie-esk und orientiert sich offensichtlich an den End-Sechzigern und den Siebzigern, wohingegen die HW21-Kollektion ein Look & Feel wie im Film ‚Trainspotting‘ transportiert – also stark an der britischen Rave-Kultur angelehnt ist. Der Kollektionsfilm ist ja auch mit einem entsprechenden Sound unterlegt. Was hat euch dazu inspiriert?
Unsere FS21-Kollektion ist eine ausdrucksstarke und farbenfrohe Hommage an das Arbeiter:innenmilieu der sechziger Jahre, welches das Viertel in Kopenhagen aufgebaut, wo sich auch unser Headquarter befindet. Damals in den Sechzigern herrschte ein progressiver Charakter vor, den wir durch Color-Block-Hemden, Lederkleider und Outerwear einfangen wollten. Wir haben uns eines eklektischen Farbschemas bedient, das wir auf leichte Leinenanzüge, Seidenhemden und handgefertigte Häkeloberteile angewendet haben.

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Wood Wood Herbst-/Winterkollektion 2021 Foto: Presse

‚Rendezvous‘ wiederum, unser HW21-Film, handelt von diesem einen Augenblick, der alles entscheiden kann, dieser ‚one moment in time‘. Der Film spielt in Kopenhagen und der Soundtrack zitiert die britische Rave-Szene der neunziger Jahre. In diesem Sinne gibt es eine Überschneidung der Präsentation, mit dem was uns maßgeblich beeinflusst. Die Kollektion umfasst Vinyl-Jacken mit malerischen Motiven, illustrative Jacquard-Muster, taillierte Anzüge und eine Wiederauflage der traditionellen College-Jacke mit einem Chenille-Patch. Wir haben uns entschieden, Teile aus früheren Kollektionen neu zu interpretieren, um so fast zwanzig Jahre Wood Wood zu repräsentieren.

Soweit ich weiß, ist Wood Wood teilweise schon nachhaltig aufgestellt. So sind einige Kollektionsteile bereits aus GOTS-zertifizierter Baumwolle und auch die Denim Pieces werden Ressourcen-schonend hergestellt. Was ist euer Weg zu mehr Nachhaltigkeit? Und inwiefern seid ihr nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern achtet auch auf eine faire Produktion?
Faire Produktion ist Kern unserer Produktionspraktiken. Unser Produktionsteam arbeitet mit kleineren, familiengeführten Fabriken zusammen und wir stehen im ständigen Dialog mit allen Herstellern. In diesem Sinne bilden wir eine Gemeinschaft und achten engagiert darauf, das Wohlbefinden aller Mitarbeiter:innen in der gesamten Produktionskette zu gewährleisten. Im Jahr 2019 haben wir am Accelerator-Programm der UN teilgenommen, in dessen Rahmen wir unsere Rücknahmeinitiative ‚Artefact‘ entwickelt haben. Diese ermöglicht Kund:innen, bereits ‚pre-worn‘ Wood Wood-Artikel zum einen zurückzugeben und auch zu kaufen. Das ist unser erster Schritt zu einem verantwortungsvolleren Konsum. Wir übernehmen die volle Verantwortung für das, was wir produzieren und wir möchten betonen, dass unsere Kollektionen nie auf nur eine Saison beschränkt sind.

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Wood Wood Herbst-/Winterkollektion 2021 Foto: Presse

Die vergangenen (fast) zwölf Monate waren für das gesamte Fashion Business und für jeden einzelnen eine harte Prüfung. Wie habt ihr bisher die durch Covid-19 ausgelöste Krise erlebt?
Wir mussten aufgrund lokaler Einschränkungen Stores schließen. Das bedeutete, dass wir nicht in der Lage waren, mit unseren Kund:innen und unserer Community über physische Kanäle zu interagieren. Wir haben uns jedoch auf eine stärker digital geprägte Kommunikation verlagert, die nachweislich einen erheblichen Mehrwert bietet. Dennoch freuen wir uns darauf, unsere Kund:innen wieder in unseren Stores in Dänemark, London und Berlin begrüßen zu dürfen, sobald die Umstände dies zulassen. Nichtsdestotrotz werden wir weiterhin mehr digitale Erlebnisse schaffen und uns mit unserer Community digital und physisch austauschen.