5 Fragen an Filip Nilsson, Co-Founder von Closely

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Das neue Wäschelabel Closely zeigt sich auf seiner Online-Plattform divers wie kaum ein anderes: jung, alt, schwanger, blond, schwarz, grau. Kein Wunder, denn Body Positivity und Empowerment sind neben Sustainability die Basis der im Oktober 2020 lancierten, schwedischen Underwear-Brand Closely. Gegründet wurde das Unternehmen von Tove Langseth und Filip Nilsson, die insbesondere auf den CO2-Fußabdruck jedes einzelnen Produkt achten und auf ihrer Website kommunizieren. Wir haben Nilsson ein paar Fragen zu Materialien, Produktion und Body Positivity gestellt.

Warum stellt ihr eure Kollektionen ausschließlich aus synthetischen Materialien her?
Bei den meisten Produkten brauchen wir synthetische Materialien, um die Funktion und den Komfort zu liefern, für den wir mit Closely stehen. In diesem Frühjahr werden wir aber unser Sortiment um eine Tencel-Kollektion ergänzen. Wir denken, dass Tencel unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit eine bessere Option als Baumwolle ist. Das Rohmaterial ist Eukalyptusholz und die Produktion verbraucht 95 Prozent weniger Wasser als Baumwolle. Außerdem werden alle verwendeten Chemikalien recycelt.

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Warum verwendet ihr nicht 100 Prozent recyceltes Polyester beziehungsweise andere recycelte Fasern oder Materialien wie Econyl?
Wir haben uns vorgenommen, die beste Unterwäsche und Sportbekleidung der Welt aus funktionaler Sicht zu schaffen. Leider gibt es noch keine recycelten Alternativen, die in allen Kategorien so hohe Standards erfüllen. Aber das wird sich ändern. Und Closely wird diese Entwicklung mit beschleunigen. Wir betreiben beispielsweise ein eigenes Projekt, um einen neuen, nachhaltigen Sportstoff mit allen erforderlichen Eigenschaften zu entwickeln. Wir sind ständig auf der Suche nach besseren Optionen. Davon abgesehen haben wir bereits einen hohen Anteil an recyceltem Material in den meisten unserer Produkte, beispielsweise 73 Prozent in unserer neuen BH-Reihe und 71 Prozent in unseren meistverkauften Slips. Der CO2-Fußabdruck eines unserer BHs ist etwa halb so groß wie der Industriestandard. Den Anteil an recycelten Materialien noch weiter zu erhöhen, hat dennoch höchste Priorität für uns. In der Zwischenzeit kompensieren wir sämtliche Emissionen durch Emissionsgutschriften. Closely war von Anfang an ein klimaneutrales Unternehmen und wir sind übrigens auch das erste Modeunternehmen weltweit, das für jedes einzelne Kleidungsstück eine Erklärung zum CO2-Fußabdruck abgibt.

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Nachhaltigkeit beinhaltet auch eine faire Produktion. Wie sind die Herstellungsbedingungen bei euch?
Für Closely arbeiten wir nur mit zwei Textilfabriken zusammen, um eine größtmögliche Transparenz zu gewährleisten. Beide Unternehmen befinden sich in der gleichen Region in Sri Lanka und gehören zu MAS. Wir haben die Produktionsstätten mehrmals besucht und sind beeindruckt, wie MAS mit seiner sozialen Verantwortung umgeht. Man hat dort eine langfristige, ganzheitliche Perspektive in Bezug auf soziale Fragen und fokussiert konkrete Maßnahmen, nicht nur innerhalb der Fabriken, sondern auch in den umliegenden Gemeinden. Ein Prinzip ist, dass eine Fabrik in der Nähe der dort arbeitenden Menschen liegen sollte, um unnötiges Pendeln zu vermeiden. MAS ist ein Premiumhersteller mit einem ungewöhnlich ambitionierten Sozialprogramm. Aber es handelt sich immer noch um einen Textilproduzenten in einem Entwicklungsland. Das heißt, es ist nicht perfekt. Doch mit unserem Wachstum, werden wir uns parallel für weitere Verbesserungen in allen Bereichen der Produktion einsetzen, die mit sozialer Nachhaltigkeit zu tun haben, einschließlich der Löhne.

Neben Nachhaltigkeit habt ihr euch mit Closely im Sinne von Body Positivity aufgestellt, so dass ihr sehr unterschiedliche Frauen, sowohl in Bezug auf Figur also auch Alter, abbildet und dementsprechend eine umfassende Größenauswahl bietet. Wie genau sieht euer Größenspiegel aus?
Das Gesamtkonzept von Closely dreht sich um Inklusivität. Als wir unsere erste Kollektion auf den Markt gebracht haben, wollten wir von Beginn an schöne, coole BHs in 44 verschiedenen Größen anbieten können. In den Segmenten Slips und Sports bieten wir Größen von XXS bis XXXL an. Wir halten das für einen guten Start. Aber wir sind uns dessen bewusst, dass wir noch nicht alle Größen einbeziehen. Wir hoffen, dass uns möglichst viele Frauen mögen, damit wir wachsen und dementsprechend weitere Größen priorisieren können – und auch weitere funktionale Styles.

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Auf eurer Website gibt es einen Aufruf, sich als Testerin zu bewerben. Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Bei uns kann sich jede Frau als Closely-Testerin bewerben. Jede soll sich als Teil des Teams fühlen können. Es wird zwar nie genug Samples für alle Bewerberinnen geben, aber dafür viele verschiedene Gelegenheiten Testerin zu werden. Kurz vor unserem Launch haben wir 2.000 Kleidungsstücke verteilt – das ist wirklich eine Menge! Ein anderes Mal haben wir ungefähr 50 Slips aus einem neuen Material testen lassen. Dann wiederum 23 Hightech-Sport-BHs. Manchmal entscheidet der Zufall, manchmal wird es die erste Person mit passender Größe. Uns ist vor allem wichtig, dass wir alle Größen und Figurtypen integrieren können.