Die Verbraucherstimmung erholt sich

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Unser Konsumverhalten hat sich durch Corona einschneidend verändert und mit jedem weiter verstreichenden Monat in der Pandemie, zeichnen sich auch zunehmend die Gewinner und Verlierer dieser Krise ab. Zu den Gewinnern zählt vor allem der boomende Onlinehandel. Vor allem Platzhirsche wie Zalando, der jetzt mit seinen drei Millionen Neukunden im 2. Quartal einen internen Unternehmensrekord aufstellte, profitieren vom digitalen Konsum. Ein Grund dafür ist die sich zunehmend erholende Verbraucherstimmung, wie nun das HDE-Konsumbarometer für den August dieses Jahr zeigt. Inwiefern auch der stationäre Handel von dieser Entwicklung profitiert, ist fraglich, denn nach wie vor sind viele Bekleidungshändler nach wie vor der Existenzgefahr ausgesetzt.

Vor-Krisen-Niveau erst in 2022

Seit einigen Wochen erholt sich die deutsche Volkswirtschaft, denn laut des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) soll das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um drei Prozent wachsen. Allerdings betonen die Experten auch, dass die deutsche Wirtschaft voraussichtlich erst im Jahr 2022 wieder auf das Vor-Krisen-Niveau kommen wird. 

Schaut man in die Gegenwart, erreichen die Umsätze in vielen Handelsunternehmen im Nicht-Lebensmittelbereich nach wie vor nicht das Vor-Corona-Niveau. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes sowie eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter 500 Händlern. Demnach können Lebensmittel- und Onlinehandel wie schon in den vergangenen Monaten Zuwächse verzeichnen. Viele Bekleidungshändler aber durchleben nach wie vor schwere Zeiten.
„Die Lage verbessert sich, bleibt aber für viele Händler kritisch“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die HDE-Trendumfrage zeigt, dass rund zwei Drittel der befragten Nicht-Lebensmittelhändler in der laufenden Woche mindestens 75 Prozent des Umsatzes der Vergleichswoche des Vorjahres erreichen. Hauptgrund dafür sind die langsam ansteigenden Kundenfrequenzen. 

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Keinen Grund zur Entwarnung

Und so sehen 27 Prozent der Händler ihre unternehmerische Existenz aufgrund der Coronakrise bedroht. „Es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Nach wie vor sind viele Händler in großer Insolvenz-Gefahr. Jetzt kommt es auch darauf an, dass die staatlichen Überbrückungshilfen schnell und unbürokratisch dort ankommen, wo sie gebraucht werden“, so Genth weiter. Außerdem wird prophezeit, dass es den meisten Handelsunternehmen nicht gelingen werde, in den letzten Monaten aufgelaufene Umsatzverluste aufzuholen. Dementsprechend kalkulieren, laut HDE, zwei Drittel der Nicht-Lebensmittelhändler auch im zweiten Halbjahr mit einem Umsatzminus.

Konsumlaune steigt langsam

Trotz alledem gibt es auch Positiv-Bilanzen: Wie schon in den vergangenen Monaten, bleibt die Verbraucherstimmung auch im August nach dem starken Einbruch zu Beginn der Coronakrise auf Erholungskurs. Allerdings verlangsamt sich das Tempo des Anstiegs im Vergleich zum Vormonat. Insgesamt liegt das HDE-Konsumbarometer damit noch immer deutlich unter dem entsprechenden Vorjahreswert.

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HDE-Konsumbarometer ist als Index konstruiert. Basis sind die Befragungsergebnisse des Januar 2017, sodass für diesen Monat ein Indexwert von 100 festgesetzt ist. Dabei bildet das Barometer nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab. Vielmehr ist es zukunftsgewandt und steht für die Verbraucherstimmung in den nächsten drei Monaten. Foto: HDE

Verbraucherstimmung: Zwischen Sparen und Konsumimpulsen

Ein entsprechendes Bild zeigt sich in den einzelnen Indikatoren des Konsumbarometers: So steigt die Anschaffungsneigung, bleibt aber auch weiterhin sehr deutlich unter Vorjahresniveau. Die Verbraucher rechnen bis auf Weiteres mit einem konjunkturellen Aufwärtstrend, die Sparneigung sinkt. Gleichzeitig koppeln sich aber die Einkommenserwartungen von der positiven Entwicklung ab und verharren auf einem stabilen Level weit unter dem Wert im August 2019. In den vergangenen beiden Monaten noch hatten sich die Verbraucher wenig von der zunehmenden Anspannung auf dem Arbeitsmarkt beeindrucken lassen. Das könnte sich aktuell ändern, sodass mit der Sorge um den eigenen Arbeitsplatz, auch die Sorge um das eigene Einkommen zunimmt.

Das HDE-Konsumbarometer erscheint monatlich und basiert auf einer Umfrage unter 2.000 Personen zur Anschaffungsneigung, Sparneigung, finanziellen Situation und anderen konsumrelevanten Faktoren. Es bildet nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten.