Wenn Sie mich fragen würden, was die größte Herausforderung in meiner Rolle als Chefredakteurin ist, würde meine Antwort lauten: der ständige Wettlauf mit der Zeit. Aber seltsamerweise liegt es einfach in meiner DNA, mich auf Lösungen zu konzentrieren, anstatt mich mit Problemen aufzuhalten, und die versteckten Chancen zu finden, die sich hinter jedem Hindernis verbergen. Das ist kein überschwänglicher Enthusiasmus meinerseits, sondern einfach meine Natur. In der großen, weiten Welt da draußen sehe ich tendenziell mehr Chancen als Herausforderungen.

Aber ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass die Unternehmen, die derzeit Probleme haben, die Chancen, die sich ihnen bieten, nicht ergriffen haben. Manche Dinge liegen einfach außerhalb unserer Kontrolle, glauben Sie mir. Trotzdem erleben wir einen disruptiven Wandel im Einzelhandel und in der verarbeitenden Industrie, der ein hohes Maß an Agilität und Erfindungsreichtum erfordert. Marco Lanowy von Alberto bestätigt diese Dynamik, wie Sie in unserem Interview ab Seite 24 lesen können. Bertram M. Laufer hat trotz dieser schwierigen Zeiten mit Petrol beachtliche Erfolge erzielt und blickt zuversichtlich auf das kommende Jahr – mehr dazu auf Seite 22. Und wenn Sie mehr über Disruption wissen wollen, empfehle ich Ihnen unser Resümee zur Fashion Future Conference des Fashion Council Germany auf Seite 29. Einer, der auch vor Herausforderungen nicht zurückschreckt, ist Erwin O. Licher von der Jeansmarke Herrlicher. In unserem Titelinterview ab Seite 16 gibt der erfahrene Geschäftsmann Einblicke in die Höhen und Tiefen seiner beeindruckenden Karriere von fast 60 Jahren. Und er teilt mit unseren Lesern eine wertvolle Lektion: dass zwischen Erfolg und Enttäuschung oft ein schmaler Grat liegt.

Das ist etwas, das Sophie Claussen von Avenir vielleicht schon früh in ihrer Karriere lernen musste, denn sein Leben und seine Arbeit der Nachhaltigkeit zu widmen, ist keine leichte Aufgabe. In dieser Ausgabe von The Last Word“ teilt die junge Designerin ihre Erfahrungen mit der Gründung eines nachhaltigen Labels und erzählt uns, wie sie ihren ganz eigenen Weg abseits der ausgetretenen Pfade der Modewelt geht und die Zukunft Schritt für Schritt nachhaltiger gestaltet. Apropos: Wussten Sie, dass wir nicht mehr als fünf Kleidungsstücke pro Jahr kaufen sollten, wenn wir das Klimaziel von 1,5 Grad erreichen wollen?

Unsere Autorin Jenni Koutni erklärt auf Seite 14, was das bedeutet, und auf Seite 28 geht sie der Frage nach, wie Biokunststoffe und natürliche Färbetechniken hergestellt werden können, ohne unsere kostbaren Nahrungsressourcen zu belasten. Denn auch wenn wir das Gefühl haben, dass die Zeit gegen uns arbeitet, haben wir doch alle die Möglichkeit, etwas zu bewirken, indem wir unsere einzigartigen Perspektiven und unser Fachwissen einbringen. Wir hoffen, dass diese neueste Ausgabe Ihnen einige wertvolle Denkanstöße liefert!

Ihre Cheryll Mühlen, Chefredakteurin J’N’C, J’N’C News und TM TextilMitteilungen