Escapism – Die neue J’N’C Ausgabe ist da!

J'N'C Magazine

Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich den rosa Elefanten im Raum nicht ignoriere. Ich glaube, wir fieberten alle einem absehbaren Ende der Pandemie entgegen und bereiteten uns auf den Corona-Kater vor, der wie nach einer krassen Party viel zu lange und extrem schlechte Nachwirkungen gehabt hätte. Dennoch: Wir waren bereit wieder durchzustarten, doch dann wurden wir völlig überraschend wieder in den Krisenabgrund gezogen: Seit über drei Monaten herrscht der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Das Gerede von einem dritten Weltkrieg wird immer lauter, das Leid immer größer, und Corona? Scheinbar zur Nebensache geworden. Aber wie kann man in einer Zeit des überwältigenden menschlichen Mitleids und einer Kalten-Krieg-2.0.-Realität noch freudvolle Mode machen? Sofern sie noch produziert werden kann. Viele Unternehmen ließen ihre Waren in der Ukraine herstellen. Der russische Markt galt als einer der umsatzstärksten Abverkäufer. Zwei Säulen sind über Nacht zusammengebrochen. Diese Form der Unsicherheit lässt sich nicht so einfach wegplanen. Also begann ich mich zu fragen, ob unsere Branche eine Form von Eskapismus bieten kann. 

Meine Antwort: Jein. Unsere Branche und ihr Handwerk, die Mode, haben schon immer als Spiegel der Gesellschaft fungiert. Oft ist sie philosophischer und kritischer, als man ihr bis heute zugesteht. Und sie bietet Alternativen zum aktuellen Weltgeschehen. Nehmen wir das Metaverse: ein digitaler Raum, in dem die Realität eine neue Form annimmt. Aber nimmt sie auch eine bessere Form an? Optisch ist die Pixelästhetik der 2000er Jahre noch etwas gewöhnungsbedürftig und kann mit den aktuellen grafischen Mitteln nicht wirklich mithalten – vielleicht versucht sie es auch gar nicht. Aber: Das Metaverse schafft eine Parallelwelt zu unserer aktuellen Offline-Dystopie. Man kann den Hype um das Thema also als Hot New Sh** sehen oder als Refugium, das zwischen Y2K-Vergangenheit und Zukunft feststeckt und wohlige Nostalgie in uns weckt. Aber was ich Ihnen eigentlich geben möchte? Zu Beginn der Gewinnsaison stehen die Chancen – trotz Krieg, trotz Corona, trotz Lieferkettenunterbrechungen – nicht schlecht. Denn dafür ist die Mode ja da: als Katalysator für das Schöne im Leben. Der Konsum wird sicherlich mehr anziehen, als es im Moment scheint. Und am Ende ist niemandem geholfen, wenn wir niedergeschlagen und hoffnungslos in die Zukunft blicken. Helfen wir, wo wir können, lassen Sie uns weiterhin transparent sein, treffen wir uns wieder persönlich, sind wir füreinander da und vor allem sind wir dankbar – besonders für den Frieden, wo Frieden herrscht.

Viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe.
Schön, dass Sie wieder dabei sind!

Cheryll Mühlen

Lesen Sie die neue J’N’C Ausgabe auf Englisch jetzt kostenfrei auf issuu.com.