Berlin Fashion Week – Solidarität, Subkulturen & Zukunftsvisionen

Bobkova AW23Foto: Andreas Rentz

Das neue Jahr startete die Modebranche mit einem vollen Kalender aus Schauen, Events und Talks zur Berlin Fashion Week vom 16. bis zum 20. Januar 2023 – erstmals mit dem neuen Schauenformat Berlin Contemporary über Der Berliner Salon und 202030 – The Berlin Fashion Summit und Studio2Retail bis hin zur Vorn Metaverse Showcase.

Das neue Konzept Berlin Contemporary

Erstmals wurde im Rahmen der Berlin Fashion Week mit Berlin Contemporary ein Runway Konzept lanciert, das die Modenschauen auf einen offiziellen Kalender bringt und die ästhetische Stärke der Stadt reflektiert. Eröffnet wurde das neue Konzept von der dänischen Designerin Sia Arnika am Montagabend im historischen Knorr-Gewerbepark mit einer Kollektion aus ungewöhnlichen Materialien und Silhouetten. Weiter ging es am Abend mit dem feierlichen Eröffnungsempfang Firesidechat in den Kant-Garagen, der vom Fashion Council Germany ausgerichtet wurde. Mit nationalen und internationalen Gästen erinnerten die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, der Berliner Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe Stephan Schwarz sowie Christiane Arp, Vorstandsvorsitzende des Fashion Council Germany and die Relevanz der Modeszene in Deutschland.

In den Kant-Garagen zeigte die Vorn Fashion Show am nächsten Morgen das Beste aus nachhaltiger Mode. Das Modelabel Rianna + Nina präsentierten ihr neue Kollektion von griechischem Sommer inspirierte Looks mit luxuriösen Vintage-Stoffen in intimer Salon-Atmosphäre im Regent Hotel. Der Newcomer Dennis Chuene zeigte in den Kantgaragen eine Kollektion, die Streetwear-Elemente mit Strick zusammenbrachte. Malaikaraiss präsentierte in der Design-Galerie Nella Beljean einen Mix aus Eleganz und Minimalismus in Form von monochromer Abendgarderobe. Im Rahmen ihres neuen Projektes W.E4.Fashion Day zeigten die Designer:innen Rebekka Ruètz, Marcel Ostertag, Danny Reinke und Killian Kerner in den Bolle Festsällen an einem ganzen Tag ihre neuesten Entwürfe.

Berlin Fashion Week
Rebekka Ruétz AW23 Foto: Sebastian Reuter

Mit einer aufwendigen 3D-Installation präsentierte Esther Perbandt am zweiten Abend eine immersive Performance mit avantgardistischen Kreationen und Hologrammen in der Kunstbibliothek am Kulturforum. Die Installation mit dem Titel Astro Lab wurde mit den Designs in die Kunstgewerbesammlung aufgenommen. Anschließend ging es in den Kant-Garagen mit Odeeh in eine Wintersaison minimalistisch-femininer Entwürfe. Bei der Newcomer Brand SF1OG ging es im Roten Rathaus um eine Upcycling-Kollektion von Rosa Marga Dahl mit dekonstruierten Vintage-Pieces. Den Abschluss bildete das ukrainische Label Bobkova in den Kant-Garagen mit elegantem Tailoring und kunstvollen Strickdesigns. Der dritte Tag begann ebenfalls mit einer ukrainischen Brand in den Kant-Garagen. Dzhus präsentierte avantgardistische Entwürfe, die an die Umbrüche ihrer Heimat erinnerten und als Konzeptkleidung vielfältig tragbar sind. Bei einem gediegenen Lunch zeigte das Hamburger Label Fassbender eine Kollektion eleganter hanseatischer Nonchalance. In der Feuerle Collection feierte die ukrainische Designerin Litkovska zwischen fernöstlichen Antiquitäten und ukrainischem Chor als Musikbegleitung, die hohe Schneiderkunst mit einer außergewöhnlichen Tailoring-Kollektion. Den Abschluss des dritten Tages bildeten Namilia mit einer Kollaboration mit dem Gaming-Klassiker Need for Speed und einer queren Motorsport-inspirierten Kollektion in den Kant-Garagen. Außerdem zeigte Marc Cain unter dem Motto A New Journey im weitläufigen Flughafen Tempelhof eine feminine Contemporary Kollektion. Unter den Gaststars der Show befand sich die Hollywood-Größe Andie MacDowell zusammen mit ihrer Tochter Rainey Qualley.

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Bobkova AW23 Foto: Nowadays

Am Donnerstag fand das Format Berlin Contemporary seinen Abschluss und beendete die Fashion Week Berlin mit dem jungen Berliner Label Haderlump, das in den Katakomben der alten Bötzow Brauerei seine düstere und mystische Kollektion präsentierte. Im Alten Kraftwerk Oberschöneweide zeigte das ukrainische Brand Jean Gritsfeldt bereits in dritter Saison seine Kollektion. Das Finale bildete die Präsentation von Olivia Ballard, mit ihrer Hommage an die Club-Kultur der Stadt Femininität und Unisex-Form bringt.

Der Berliner Salon: Location-Debüt in den Kant-Garagen

Als offizieller Auftakt in die Berliner Fashion Week lud die Gruppenausstellung ‚ Der Berliner Salon‘ erstmals in die neue Location in die Stilwerk Kant-Garagen ein. Insgesamt 44 Teilnehmer:innen – nationale Designer:innen und Manufakturen – präsentierten ihre Designs im architektonischen Denkmal der 1930er Jahre. Darunter Namen wie Dennis Chuene, Diehm Bespoke, Dzhus, Fade Out Label, Fassbender, Fiona Bennett, Hap Ceramics, Horror Vacui, Jean Gritsfeldt, Odeeh, Mykita, PB 0110 und Julia Leifert. Zum Aufgebot gehörten auch die ukrainischen Marken Dzhus, Litkovska und Bobkova, die auch Teil des Schauenprogramms der Fashionweek Berlin bildeten. Abgerundet wurde die Auswahl durch die Teilnehmer:innen von Fashion X Craft, dem Förderprogramm des Fashion Council Germany. Zu den teilnehmenden Brands zählten Chelsea Jean Lamm, Sofia Hermens Fernandez, Nari Haase, Nanyi Li, Tatjana Haupt und Ronja Beckmann.

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Foto: Instagram

Seit der Gründung im Jahre 2015 setzt ‚Der Berliner Salon‘ auf das kreative Potenzial nachhaltig agierender Labels in Deutschland. So bietet die Ausstellung eine Plattform für diese Brands, die die Qualität deutscher Mode und das Bestreben nach nachhaltigen Methoden und Materialien als oberste Prämisse haben. Kuratiert wird Ausstellung von Christiane Arp, Vorstandsvorsitzende des Fashion Council Germany, die diesen gemeinsam mit Marcus Kurz, Geschäftsführer von Nowadays, initiiert hat. Christiane Arp: „Der Berliner Salon ist eine Bühne für Designer:innen in und aus Deutschland, die zeitgemäß und zukunftsorientiert arbeiten und handeln. Diese Plattform ist eine feste Instanz im deutschen Kulturkalender und zeigt, wie viel Kreativität und gutes Design wir in unserem Land haben.“

202030 – The Berlin Fashion Summit: Konkrete Lösungen für eine nachhaltige Zukunft

Neue Location, neue Partner:innen: Zur Januar-Edition begrüßte der 202030 – The Berlin Fashion Summit mit seinen Initiator:innen Magdalena Schaffrin und Max Gilgenmann seine Besucher:innen auf dem Berliner Messegelände in direkter Nachbarschaft zu den Tradeshows Seek und Premium. Während der zwei Tage Laufzeit setzten 45 internationale Brands und Speaker:innen, darunter Asket, B-Lab Germany, Ugg, Fashion Revolution Germany und Natural Fiber Welding, das Thema Nachhaltigkeit im Rahmen von Interviews, Diskussionen und Beiträgen in den Fokus. Wie kann die Modeindustrie einen positiven Beitrag leisten und zur Transformation beitragen? Zu dieser Kernfrage präsentierte die Veranstaltung in seinem in Zusammenarbeit mit dem Beneficial Design Institute kuratierten Programm konkrete Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen der Branche über alle Disziplinen hinweg. Bereits am ersten Tag verzeichnete die Veranstaltung ein deutliches Besucherplus. Eine gute Grundlage für den kommenden 202030 – The Berlin Fashion Summit, der vom 11. bis zum 12. Juli 2023 stattfinden wird.

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202030- The Berlin Fashion Summit Foto: Britta Leuermann

Let’s get Phygital – Die Vorn Metaverse Showcase

Die Berlin Fashion Week gab nicht nur einen Einblick in zukünftige Trends und neue Talente, sondern auch in futuristische Möglichkeiten, die bereits erprobt werden. Am 18. Januar feierte Vorn – The Berlin Fashion Hub die Metaverse Showcase Ausstellung Hooked mit einem Eröffnungsabend im LNFA Store im Bikini Berlin. Die multidimensionale Ausstellung zeigte die Ergebnisse des 8-wöchigen Vorn Academy Programms, darunter drei phygitale Looks mit einem zirkulären Konzept, begleitet von großen Screens, die wiederum ihre digitalen Zwillinge im Metaverse zeigten. Und um dem Ganzen einen echten Metaverse-Effekt zu verleihen, konnten die Gäste mit VR-Brillen buchstäblich in Hooked eintauchen. Die Botschaft hinter der Vorn-Ausstellung: das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen und Ressourcen zu schonen, um die Industrie nachhaltiger zu machen. Die drei ausgestellten Looks repräsentieren jeweils eine der emotionalen Phasen der Designer während des kreativen Prozesses: Dysfunktionalität, Eskapismus und Spaß. Jeder Look wurde unter Verwendung nachhaltiger Materialien und Drucktechnologien, KI-generierter Drucke sowie digitaler Mustererstellung und Bemusterung entworfen. Ein digitaler Circular Pass, die so genannte Circular.ID, liefert beim Scannen detaillierte Informationen zu Nachhaltigkeitsaspekten in Form eines QR-Codes. Alle Besucher der Ausstellung konnten ihren eigenen PoaP-NFT (Proof of Attendance NFT) in Anspruch nehmen, der von der Vorn Academy-Designerin Schirin Negahbani entworfen wurde. Das NFT wird mit Polygon Matic geprägt, einer Layer2-Lösung mit extrem niedrigem CO2-Verbrauch. Das NFT steht für das globale Netzwerk und die Gemeinschaft, die Vorn – The Berlin Fashion Hub aufbauen möchte. Wer Lust hat, kann ‚Hooked’ über die Dauer des Showcases hinaus per Browser oder App und von jedem Ort der Welt aus betreten. Alles, was es braucht, ist eine Registrierung bei Spatial und los geht’s!

Studio2Retail – Nachhaltigkeit, Diversität & Innovation

Bereits zum vierten Mal vereinte die Initiative Studio2Retail rund 151 teilnehmende Stores und Ateliers und über 30 Veranstaltungen zur Berlin Fashion Week. Dabei standen die Themen Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion sowie innovative Techniken im Fokus der Events. Unter anderem zu sehen bei der Präsentation Diverse it! – A Fashion Trialogue, eine Initiative von Platte, bei der fünf Berliner Designer:innen divers-bedürfnisorientierte Looks entwarfen. Zu den geförderten Konzepten zählte auch The Circle-Pop-Up von Impari, dem 2018 gegründeten Label von Jana Heinemann. Sie stellt den Kreislauf der Nachhaltigkeit in den Vordergrund, indem sie ihre Kollektionsteile vor Ort und ohne Abfall produziert.

Platte Diverse it!

WeDress Collective goes Fashion Week Berlin

In Zusammenarbeit mit den Galeries Lafayette ermöglichte es WeDress Collective auch in Zeiten der Fashion Week Nachhaltigkeit und Luxus miteinander zu vereinen. Über die Plattform können Kund:innen hochwertige Mode leihen oder verleihen. „Wir kreieren somit eine größere Kleiderauswahl, indem wir Vorhandenes nutzen, und reduzieren gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck. Wir glauben fest daran, dass eine nachhaltige Modeexperience im Luxussegment möglich und erwünscht ist“, so das Unternehmen.

Weitere Informationen unter fashionweek.berlin