5 Fragen an Stephan Boya

Stephan Boya
Foto: Presse

Als Glenda Scipio und Stephan Fahning 2009 das Cashmere Label Stephan Boya gründeten, machten sie ihre Leidenschaft zum Beruf. Für das Design zeichnet Glenda Scipio verantwortlich, während Stephan Fahning sich um das Organisatorische kümmert. Ihr Markenzeichen: zeitlose, hochqualitative Strick-Pieces, die Simplizität mit Raffinesse vereinen, hergestellt in einem Familienunternehmen in Nepal und nur nach bestellter Stückzahl produziert. Im Interview verrät das Hamburger Label, was ihr charakteristischer Claim bedeutet, wie sie Komfort in der Krise bieten wollen und was sie vom angestrebten Lieferkettengesetz halten.

Cashmere ist nicht gleich Cashmere. Was macht Stephan Boya Produkte so besonders?
Stephan Boya-Produkte heben sich in der Haptik, Optik und dem Preis-Leistungsverhältnis von den Mitbewerbern ab. Typisch für unsere Looks sind Chunky Knits sowie besondere Strick- und Ripp-Optiken. Dabei ist natürlich alles immer aus 100 Prozent hochwertigem Cashmere hergestellt, weshalb Boya Cashmere wie eine sanfte Umarmung zum Wohlfühlen ist. Daher auch unser Claim ‚Wear it naked!’. Wir sind in Sachen Qualität und Verarbeitung kompromisslos und unsere Produkte sollen stets zeitlos und selbstverständlich sein.

Nun sind nicht nur der Wohlfühlfaktor und gute Qualität für euch selbstverständlich, sondern auch eine nachhaltige Produktion. Könnt ihr uns einen kurzen Einblick in die DNA Stephan Boyas geben?
Uns war schon bei der Gründung klar, dass wir ein nachhaltiges Label sein wollen. Denn Wohlfühlen geht über das Tragen eines Produkts hinaus. Und da wir eine der hochwertigsten Naturfasern verwenden, gehen wir verantwortungsvoll und ressourcenschonend vor. Deshalb produzieren wir nur nach Vor-Order, heißt: Wir lassen jedes Modell der 40 bis 50-teiligen Kollektion nur einmal für die Order-Messen produzieren. Danach werden ausschließlich die Stückzahlen hergestellt, die vom Einzelhandel auch letztendlich bestellt wurden. Somit vermeiden wir Überproduktionen und schonen Ressourcen.
Und was unseren Produktionsstandort in Nepal betrifft, arbeiten wir in dieser Region mit einem Familienunternehmen zusammen, dass sehr hohen Standards gerecht wird. Unser Verhältnis basiert auf Vertrauen und Respekt – und das bereits seit zehn Jahren. Wir selbst sind mehrmals im Jahr vor Ort und überzeugen uns von den dortigen fairen Arbeitsbedingungen sowie der hohen Qualität der Produktion. Außerdem legen wir besonders viel Wert darauf, dass die Frauen in Nepal unterstützt werden. Mit ihrem zusätzlichen Einkommen, erhöhen sie das Gesamteinkommen der Familie und steigern somit auch die Chancen für eine gute Schulbildung der Kinder.

Stephan Boya
Gründer Glenda Scipio und Stephan Fahning. Foto: Presse

Dann interessiert euch sicherlich auch das neue Lieferkettengesetz, das zeitnah durchgeführt werden soll. Wie schätzt ihr den Entwurf ein? Wird er tatsächlich zum gewünschten Wandel führen?
Die Achtung der Menschenrechte, das Verbot von Kinderarbeit, faire Arbeitsbedingungen und Umweltschutz sind natürlich ganz wichtige Punkte, die nicht nur bei uns in Europa, sondern auch in den Ländern, wo die Textilunternehmen produzieren, eingehalten werden müssen.
Große Textilkonzerne sollten ihre Marktmacht, die sie durch große Auftragsvolumina haben, in den jeweiligen Produktionsstandorten auch positiv nutzen, um so auf die Einhaltung der Standards Einfluss zu nehmen. Wir von Stephan Boya, sprich als kleines Unternehmen, nehmen auf die Faktoren Einfluss, die wir selbst kontrollieren können, darunter faire Arbeitsbedingungen und Umweltschutz in der Textilproduktion. Die Arbeitsbedingungen in unserem Produktionsstandort sind sehr fair und gut. Angefangen mit geregelten Arbeitszeiten, keine Schichtarbeit, Kinderbetreuung nach der Schule, einer eigenen Kantine für die Verpflegung der Arbeiter und Schwangerschaftsurlaub. Selbst während der Corona-Lockdowns haben alle Mitarbeiter 50 Prozent ihres Lohns weiter vergütet bekommen. Auch beim Cashmere-Garn haben wir bewusst einen Lieferanten gewählt, der durch Gütesiegel belegt, dass Umweltstandards eingehalten und das Tier-Wohl beachtet wird. Und gerade weil uns diese Punkte sehr wichtig sind, nehmen wir auch einen höheren Kilo-Preis pro Garn in Kauf. 
Der Ansatz des Lieferkettengesetzes ist demnach gut, kann aber nur in den Bereichenumgesetzt werden, die man auch direkt kontrollieren und somit verantworten kann.

Stephan Boya
Foto: Presse

Kommen wir auf eure Men’s-Kollektion zu sprechen, die zum HW20 in die nunmehr dritte Saison startet. Was hat euch dazu bewegt, letztlich doch eine Menswear Linie zu lancieren?
Stephan Fahning, Mitbegründer von Stephan Boya, trägt schon seit einigen Jahren Sweater und Cardigans von Stephan Boya, die wir als Einzelteile in Nepal mit produzieren ließen. Er wurde oft gefragt, wo man diese Teile kaufen kann. Es war also im Grunde genommen, nur eine Frage der Zeit. Im Frühjahr 2018 haben wir dann unseren ersten eigenen Store auf Sylt eröffnet, das ‚Boya Beach House’, für den wir dann auch eine kleine Kollektion mit Cardigans und Sweatern für Männer designt und hergestellt haben. Und der Erfolg hat uns recht gegeben. Auch die Männer lieben unsere dicken Rippstrick-Cardigans, Sweater mit Zopfmuster oder die Cashmere-Hoodies für den Sommer. Ohnehin legen immer mehr Männer heute großen Wert auf zeitloses Design, hohe Qualität und eine nachhaltige Produktion. Deshalb haben wir uns entschlossen, eine eigene Men’s-Kollektion zu lancieren, die nicht nur auf Sylt, sondern auch im exklusiven Einzelhandel erhältlich ist.

Nun steckt die Mode zum Teil im erzwungenen Wandel. Eine Folge dessen sei unter anderem, dass die Krise gerade nachhaltig ausgerichtete Label nach vorne pusht. Könnt ihr das bestätigen? Und was werden die kurzfristigen nächsten Schritte sein?
Wir glauben nicht, dass unsere Kunden Boya kaufen, nur weil wir ein nachhaltiges Label sind. Es geht um das Gesamtkonzept unserer Brand, um unseren Stil, die hohe Qualität, unsere Philosophie und die Exklusivität. Dabei ist Nachhaltigkeit ein Aspekt von vielen, aber eben nicht der Hauptgrund. Die Kunden finden unser Label einfach sympathisch.
Wir glauben aber, dass sich in der Coronakrise und der Home Office-Zeit das Bewusstsein für Fragen nach der Herkunft und der Eigenschaft eines Produktes geschärft hat. Außerdem ist das sogenannte Cocooning für viele Kunden wichtig bei der vorherrschenden Unsicherheit und der Frage, wie es weitergeht. Man möchte sich beschützen und wohlfühlen. Unser Cashmere kann da wie eine zärtliche Umarmung sein, ein Schutz, der Behaglichkeit und Geborgenheit spendet und ein gutes Gewissen, durch die nachhaltige Produktion. Was die nächsten Schritte sein werden? Wir können an dieser Stelle zumindest schon einmal verraten, dass wir sehr bald unseren zweiten eigenen Store in Deutschland eröffnen werden. Der Erfolg unseres Boya Beach Houses auf Sylt hat uns gezeigt, dass das Konzept stimmt und Cashmere von Stephan Boya viele Fans in Deutschland hat.

Mehr unter stephanboya.com.