5 Fragen an Petra Stürenberg und Christoph Schachtner für Fila

Fila
Christoph Schachtner und Petra StürenbergFoto: Presse

Fila steht an erster Stelle für Sportswear. Diese blieb jedoch nicht lange von der Fashion-Szene unbemerkt. Bei dem Einzug der Chunky Sneakers in die Streetwear war die italienische Sportswear-Brand mit dem ‚Disruptor‘ sogar Vorreiter. Aber welche Relevanz hat Streetwear noch für den Sportartikelhersteller und wie stellt sich eine Marke wie Fila den Herausforderungen unserer Zeit? Wir baten Christoph Schachtner, Markenkoordination Fila Europa und Petra Stürenberg, Mangaging Director Medico Sports Fashion GmbH, dem Sublizenznehmer und Produzent von Fila, um Antworten.

Virgil Abloh sagte vor kurzem in einem Interview, dass Streetwear 2020 aussterben wird. Wie stehen Sie zu dieser Äußerung?
Christoph Schachtner: Dem würde ich definitiv widersprechen. Und unsere Umsatzzahlen sprechen ebenfalls dagegen. Was aber in der Kategorie Streetwear durchaus abgenommen hat, ist der Trend zu großflächigen Logos. Vor allem im Bereich Apparel wird das Design ruhiger. Verfeinerte und kleinere Details sind definitiv im Vormarsch, aber dass Streetwear als Ganzes zurückgeht, glaube ich nicht.
Petra Stürenberg: Das sehen wir bei Medico genauso, aber es kommen neue Materialien ins Spiel wie beispielsweise glänzende Oberflächen in Gold oder Silber. Der Look an sich wird aber bleiben. Streetwear wird wellenförmig stärker und schwächer ausgeprägt sein, aber sie bleibt dennoch bestehen.

Ein weiteres Thema, das zunehmend mehr Konsumenten ernsthaft beschäftigt, ist Nachhaltigkeit. Wie stellt sich Fila diesen Ansprüchen und damit einhergehenden Herausforderungen unserer Zeit?
Petra Stürenberg: Wir nehmen die Thematik sehr ernst. Derzeit arbeiten wir an der Kollektion für HW21 und sahen es als klare Aufgabe, Teile der Kollektion aus recycelten Materialien herzustellen. Hierfür haben wir uns mit einem Lieferanten zusammen getan, der uns Garne aus recycelten Meeresabfällen liefert. Und in Zukunft wollen wir beispielsweise Kordeln und Schnürsenkel unserer Beach-Kollektion aus recycelten Fischernetzen produzieren. Auch beim Thema Verpackung sehen wir Verbesserungspotenzial. Jeder Artikel wird derzeit in einem Polybeutel geliefert, aber hier versuchen wir, eine recycelte Alternative zu verwenden, sodass die Ware zwar geschützt ist, aber der Nachhaltigkeitsaspekt berücksichtigt wird. Wir achten zudem enorm darauf, dass die Beschichtungen PVC-frei sind und zukünftig Farbstoffe einsetzt werden, die das Grundwasser nicht belasten.
Christoph Schachtner: In unserem Unternehmen haben wir in der Vergangenheit einige Plastiktaschen verwendet, da die Nachfrage seitens der Kundschaft groß war. Den Anteil konnten wir jetzt um die Hälfte reduzieren. Hochgerechnet kommen wir dabei auf mehrere Millionen Tüten, die wir einsparen. Ein weiterer Punkt ist, dass wir unser Transport-Verpackungsmaterial drastisch reduziert haben.

Fila
Fila Nero Black Sportivo HW20 Foto: Presse

Sprechen wir wieder etwas allgemeiner über die Marke Fila. Was macht ihren Erfolg aus und wie plant das Unternehmen diesen zukünftig weiter auszubauen?
Christoph Schachtner: Die Marke Fila war in der ersten Dekade des Jahrtausends am Boden – besonders im europäischen Raum. Das Ganze ging einher mit einer extrem schlechten betriebswirtschaftlichen Situation. 2007 hat dann der immer erfolgreiche Distributor Süd-Korea die Marke erworben und kontinental die Lizenzen vergeben. 2011 hat dann unsere Firma Dosenbach-Ochsner AG, diese Lizenzen unterschrieben. Bis dahin gab es Fila so gut wie gar nicht auf dem Markt. Später haben wir dann das Geschäftsmodell in zwei Segmente aufgeteilt und vertreten dabei stur die Auffassung, dass Fila vorrangig eine Sportmarke ist. Im Tennis wird Fila beispielsweise unglaublich aktiv kommuniziert. Drei der Zehn besten weiblichen Tennisspielerinnen der WTA Weltrangliste werden von Fila eingekleidet. Das ist eine bessere Quote als Adidas. Außerdem werden die olympischen Mannschaften von Norwegen und Süd-Korea von Fila ausgestattet. Wir sind zwar in erster Linie eine Sportmarke im Vergleich zu den anderen, setzt unsere Marke den klaren Fokus auf Style. Wir sagen immer: „Der Fila-Sportler muss nicht gewinnen, aber er muss am besten aussehen.“ (lacht)
Petra Stürenberg: Der Erfolg Filas rührt meiner Meinung nach auch daher, dass Fila eine unheimlich sympathische Marke ist. Bei Fila gab es, anders als bei den anderen großen Marken, nie negative Geschichten. Für mich war die Marke stets eine fantastische Brand, die im Bereich Tennis durch Björn Borg Geschichte geschrieben hat.

Welches Sneaker-Modell war in den letzten Saisons besonders erfolgreich und warum?
Christoph Schachtner: Letztes Jahr wurde der ‚ Disruptor‘ mit mehreren Millionen Paar verkauft. Die Zahlen sind zwar zurückgegangen, allerdings mit dem Vorteil, dass diverse Chunky-Sneaker diese Stelle jetzt eingenommen haben. Die müssen aber nun auch wesentlich mehr bieten, denn der ‚Disruptor‘ ist technisch eher rückständig gewesen. Beispielsweise das Modell ‚Smasher‘ ist qualitativ und in der technischen Verarbeitung einfach besser. So auch der Ray Tracer, der im Vergleich im Look deutlich mehr Mainstream ist, aber dennoch hochwertiger produziert wurde. Sportmodelle mit Strick-Uppern gewinnen im Gegensatz dazu immer mehr an Bedeutung.

Fila
Fila Fluid Movement HW20 Foto: Presse

Welche Trends stehen für den Herbst/Winter 2020 auf der Agenda?
Petra Stürenberg: Ein großes Thema ist Silber im Materialmix. Glänzende Materialien werden mit mit matten Materialien kombiniert – ob Mesh, Teddy-Plüsch oder Fake-Fur, aber auch reflektierende Oberflächen und Lurex werden zukünftig verarbeitet. Ein weiterer Style, der für uns weiterhin von großer Bedeutung ist, ist der Tracksuit. Der wird aber in den kommenden Saisons salonfähig gemacht.
Christoph Schachtner: Kurz gesagt, sind es Sportartikel, die aber nur bedingt zum Sport getragen werden.

Das Schweizer Unternehmen Dosenbach-Ochsner AG ist der führende Sporteinzelhändler in der Schweiz und hält die Lizenz der Marke Fila für Textilien, Schuhe und Accessoires in Kontinentaleuropa auf langfristiger Basis. Das Geschäft besteht aus zwei verschiedenen Segmenten: Das eine Segment ist der Handel mit der Marke Fila und das zweite Segment ist die Beziehung der Marke Fila im externen Einzelhandel außerhalb Europa. Um letzteres kümmern sich Firmen, die auf langfristiger Basis mit der Dosenbach-Ochsner AG arbeiten, darunter Medico Sports Fashion GmbH, dessen Geschäftsführerin Petra Stürenberg ist.

Weitere Informationen unter fila.de, medico.eu und dosenbach.ch.