5 Fragen an Adrian Knezovic über FTC Cashmere

FTC Cashmere
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FTC Cashmere hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2003 weit unter dem Radar Nachhaltigkeit bewegt – zu Unrecht. Denn das Unternehmen unterhält eigene Ziegenfarmen in der chinesischen Provinz Shaanxi, kontrolliert sämtliche Produktionsstufen, zahlt seinen dortigen Mitarbeiter*innen überdurchschnittlich hohe Löhne und engagiert sich in sozialen Projekten. Wir haben Adrian Knezovic, Mitglied der Geschäftsführung, zu den Themen Nachhaltigkeit, Zertifizierungen und den DNA-Marker von Haelixa befragt.

FTC Cashmere agiert wie ein vorbildliches Eco & Fair Fashion Label. Doch das steht nicht im Fokus der Marken-kommunikation. Können Sie erläutern, woran das liegt?
Als wir damit gestartet hatten, war unserer Ansicht nach Mode und Nachhaltigkeit als Marketingbotschaft schwieriger unter einen Hut zu bringen, ohne gleich in eine ‚Öko Schublade‘ gesteckt zu werden. Was in den letzten Jahren zugenommen hat, ist die Sensibilität und die Aufmerksamkeit für diese Aspekte einer Marke. Nachhaltigkeit, vor allem in der Mode, spielt heute in der Gesellschaft eine viel größere Rolle als noch vor ein paar Jahren. Sie ist sehr wichtig geworden und für uns auch ganz klar Fokus in der zukünftigen Kommunikation, wobei auch die Mode von FTC Cashmere eine wichtige Rolle spielt. Wir produzieren mehr und mehr vielfältigen Content und geben so Einblicke in die Welt von FTC Cashmere und hinter die Kulissen der Marke.

Adrian Knezovic, Mitglied der Geschäftsleitung von FTC Cashmere

Durch die Covid-19 Pandemie haben Themen wie Ökologie, faire Produktion und Transparenz in der Wertschöpfungs-kette einen weiteren Anschub erhalten. Wie erleben Sie zum einen bei Ihren Geschäftskund*innen und zum anderen bei Ihren Endkonsument*innen die Nachfrage hinsichtlich der nachhaltigen Positionierung von FTC Cashmere?
Die Nachfrage ist weiterhin hoch und sogar noch gewachsen. Der Großteil unserer Kund*innen begleitet unseren Weg ja schon sehr lange und unterstützt unsere Initiativen somit auch. Wir machen heute noch mehr Schulungen und spezielle Events auf den Flächen, um dem Handel und den Endkonsument*innen die unterschiedlichen Aspekte der Nachhaltigkeit bei FTC Cashmere aufzuzeigen und zu erläutern und sie bei unserer Geschichte mitzunehmen. Natürlich müssen in unserem Segment das Produkt und auch das Design stimmen. Das internationale Team um meine Schwester Jana Knezovic leistet hier mit insgesamt sechs Kollektionen im Jahr einen super Job. Wenn wir am Produkt nicht immer wieder die neuesten Trends, Farben und Innovationen aufgreifen, dann sind wir nicht konkurrenzfähig. Mit unserer Upcycling-Linie, die sich sehr positiv entwickelt, treffen wir hier auch den Nerv der Zeit. Persönlich schaue ich gerade bei höherpreisigen Produkten auf die Qualität und die Fertigungsbedingungen. Ich bin der Meinung, dass gutes, modernes Design, hohe Produktqualität sowie nachhaltige, ökologische Produktion und faire Arbeitsbedingungen sich nicht gegenseitig ausschließen und Hand in Hand gehen sollten.

FTC Cashmere
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Zeitloses Design, Langlebigkeit und less is more sind einerseits Marketing-Mantra und andererseits Teil des Lifestyles einer Generation, die Achtsamkeit und Selektion als wesentliche Bausteine ihres Daseins versteht. Bewusster Konsum gehört dazu. Man könnte also annehmen, dass mehr junge Menschen sich beispielsweise für einen exklusiven, nachhaltigen Cashmere-Pullover entscheiden, anstatt vier preiswertere, Trend-orientierte Oberteile zu kaufen. Ist das ein Zeitgeist, der sich für FTC Cashmere positiv auswirkt, weil Sie spürbar eine neue Kund*innengruppe erreichen?
Das ist für uns nicht immer ganz einfach zu analysieren, da wir vor allem mit dem Handel arbeiten. Aus den Daten, die wir erheben, hat sich unsere Kund*innengruppe definitiv verjüngert. Mittelfristig sehen wir aber sicherlich den Trend zu noch mehr bewussten Konsum. Auch in unserem Premiumsegment. Also für uns ist diese Entwicklung auf jeden Fall positiv.

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Ihr neuester Coup in Bezug auf Nachhaltigkeit ist der Einsatz des DNA-Markers von Haelixa. Ein unglaublich innovatives Produkt. Das Schweizer Start-up entwickelt für jedes Unternehmen einen individuellen Marker, der so ein-malig wie ein Fingerabdruck ist und schon auf die Rohware aufgesprüht werden kann. Der Tracer kann sämtliche Produktionsschritte unbeschadet durchlaufen, so dass er noch im fertigen Produkt wie in einem Cashmere Pullover die gesamte Wertschöpfungskette abbildet. Wie kamen Sie zu Haelixa? Können Sie uns konkret schildern, wie Sie den Marker einsetzen?
Ich wurde durch den Schweizerischen Textilverband, in dem wir aktives Mitglied sind, auf Haelixa aufmerksam. Wir waren in der Tat schon länger auf Ausschau nach einer Tracing-Technologie. Ich habe mich mit unfälschbaren QR-Codes, Blockchain und Rfid ähnlichen Methoden beschäftigt. Das Problem hier ist, dass während des Produktionsprozesses immer jemand über diesen Tag verfügt. Das kann positiv sein, wenn man zusätzliche Daten sammeln möchte, ist für die Sicherheit eines Systems aber von Nachteil. Mit dem DNA-Tracer von Haelixa ist es komplett anders. Wir bringen ihn auf die Rohmaterialien auf und danach können wir ihn praktisch vergessen. Durch unser Pilotprojekt hat Haelixa gelernt, welchen Einwirkungen der Marker ausgesetzt ist. Somit können sie uns garantieren, dass er im Endprodukt auch nachweisbar ist, wenn die Produktion auch nur mit markiertem Rohmaterial gemacht wurde. Wir gehen jetzt mit den ersten fertigen Teilen, die aus markierter Rohware hergestellt wurden und mit „Marked & Traced by Haelixa“ gelabelt sind, auf die Fläche. Der Marker gibt unseren Konsumenten sowie unseren Handelspartnern noch mehr Vertrauen, dass unser Produkt auch wirklich aus unserem eigenen Rohmaterial in unseren Produktionsstätten hergestellt wurde. Es ist ein physischer Beweis für die Herkunft unserer Produkte.

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Man spricht mittlerweile schon von einem Fake News-Problem in der Modeindustrie, das Green-Washing er-leichtert. Selbst Unternehmen, die sich ernstzunehmend nachhaltig aufstellen möchten, kommen an ihre Grenzen bei der Auswahl der richtigen Zulieferer oder Hersteller. Wie gewährleisten Sie, dass alles eco & fair ist und bleibt? Und was können Sie anderen Unternehmen empfehlen, die sich nachhaltig aufstellen möchten?
Wir sind natürlich im Regen Austausch mit unserem Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen in der Manufaktur und der Farm. Leider ist durch die Covid-19 Pandemie das Reisen komplett eingeschränkt. Das wichtigste ist auf jeden Fall sich vor Ort ein Bild zu machen und Veränderungen anzustoßen. Bei Zulieferern würde man das Audit nennen. Bei uns ist das business as usual. Da die komplette Wertschöpfungskette in unserer Hand liegt und kontrolliert wird, können wir jederzeit gewährleisten, dass gesetzte Standards und Richtlinien eingehalten werden. Auch bei der Auswahl und Zusammenarbeit mit Lieferanten und Dienstleistern schauen wir darauf, dass unsere Anforderungen an Nachhaltigkeit eingehalten werden. Einen Tipp, den ich anderen Unternehmen geben möchte, ist weniger auf den Preis zu schauen, sondern auf die Arbeit, die in einem Produkt steckt und die Qualität der Arbeit zu schätzen. Die Konsument*innen werden es verstehen. Natürlich ist es für große Unternehmen viel schwieriger Strukturen aufzubrechen, alle Zulieferer mehrmals im Jahr unter die Lupe zu nehmen und sogar Subzulieferer anzuschauen. Ganz junge Unternehmen, die ‚auf der grünen Wiese‘ ihr Geschäftsmodell skizzieren können, haben es hier am einfachsten.

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