Anna Wallander hat ihre Jewellery Brand Akind 2019 gegründet. Zu dem Zeitpunkt war die studierte Juristin noch als Leiterin der Rechtsabteilung des Saas-Unternehmens Teamtailor in Stockholm tätig. Die Schmuckstücke zeichnen sich durch recyceltes Gold, Labor-Diamanten und nach MSC-Standard zertifizierte Perlen aus, wodurch der Lebensraum im Ozean nicht beeinträchtigt wird. Wer den Gedanken an Labor-Diamanten befremdlich findet oder recyceltes Gold für weniger wertig hält, wird im Interview mit Anna Wallander eines Besseren belehrt.
Was war das erste Schmuckstück, das du dir selbst gekauft hast?
Das erste Schmuckstück, an das ich mich erinnere, ist ein Silberring, den ich mir auf einer gemeinsamen Urlaubsreise mit meiner Mutter nach Kreta gekauft habe. Er hatte eine matte Oberfläche und war ziemlich klobig. Ich weiß noch, dass ich den Ring sehr geliebt habe. Leider habe ich ihn irgendwann verloren.
Du hast Akind 2019 gegründet, wie kam es dazu und was hat dich dazu inspiriert, Akind nachhaltig aufzustellen?
Letztendlich habe ich Akind gegründet, damit sich mehr Frauen hochwertigen Schmuck zu einem akzeptablen Preis leisten und tragen können – ohne Kompromisse hinsichtlich ökologischer Aspekte hinnehmen zu müssen. Die Idee zu Akind entstand 2017, als ich auf der Suche nach einem schönen Goldschmuckstück zu einem vernünftigen Preis war. Ich konnte nichts finden, was mir gefiel und beschloss, meine eigene Marke zu gründen. Mir wurde schnell klar, dass es nur ein sehr begrenztes Angebot an nachhaltigem Schmuck gibt. Das Bewusstsein dafür ist nicht so ausgeprägt wie beispielwiese für Mode und wird von Konsument:innen nicht im gleichen Maße hinterfragt. Darum habe ich recherchiert, wie die Schmuckindustrie nachhaltiger arbeiten kann, so dass der auf dem Markt erhältliche Schmuck weniger Umweltschäden anrichtet und schließlich Akind gegründet.
Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit mit recyceltem Gold und im Labor hergestellten Diamanten? Gibt es Qualitätsunterschiede?
Tatsächlich gibt es keinen Unterschied zwischen einem im Labor gezüchteten Diamanten und einem geförderten Diamanten. Die Edelsteine unterliegen denselben strengen Bewertungskriterien wie geförderte Diamanten. Das Gemological Institute of America (GIA) bewertet die ‚4 Cs‘ von im Labor gezüchteten Diamanten ebenso nach: Farbe, Klarheit, Schliff und Karat. Man sollte wissen, dass ein im Labor gezüchteter Diamant nicht durch andere Materialien im Gestein verunreinigt ist, so dass diese Qualitätsparameter bei einem im Labor gezüchteten Diamanten oft viel höher sind. Labor-Diamanten werden unter denselben Bedingungen wie Diamanten unter Tage hergestellt, sprich: durch große Hitze und hohen Druck. Sie benötigen aber nur einen Bruchteil der Ressourcen des Bergbaus. Genau wie in Minen abgebaute Diamanten bestehen auch im Labor gezüchtete Diamanten aus einem einzigen Element, nämlich Kohlenstoff. Ein Labor-Diamant weist dieselbe außergewöhnliche Schönheit und Brillanz auf wie ein abgebauter Diamant, da er in seiner Zusammensetzung mit diesem identisch ist. Ähnlich verhält es sich mit recyceltem Gold: Es ist genauso rein wie neu gefördertes Gold. Der einzige Unterschied besteht darin, wie man das Metall gewinnt. Recyceltes Gold wird durch Einschmelzen von vorhandenem Schmuck, Metallen oder Elektronikteilen hergestellt. Es gibt also keinen Qualitätsunterschied zwischen gefördertem und recyceltem Gold. Es ist genau das Gleiche.
Akind way of jewellery
Man muss aber verstehen, dass der Abbau von Gold und Diamanten enorme Auswirkungen auf die Umwelt hat und Probleme verursacht wie Störung der Land- und Bodennutzung durch Entwaldung und Verlust der Biodiversität, Wasserverschwendung und Umweltschäden durch beispielsweise Chemikalieneinsatz. Außerdem sind die Arbeitsbedingungen oft furchtbar und die Herkunft lässt sich nicht zurückverfolgen. Es ist reichlich Gold vorhanden, das oberirdisch durch Recycling gewonnen werden kann. Auch Diamanten können ohne Umweltbelastung gewonnen werden. Es ist aus unserer Sicht sinnentleert, unsere Natur zu zerstören, indem wir etwas aus den Tiefen der Erde gewinnen, obwohl wir es mit der heutigen modernen Technologie in noch besserer Qualität hergestellt können.
Wie ist die Rezeption der Konsument:innen? Gibt es eine:n typische:n Akind-Kund:in?
Seit der Einführung haben wir eine sehr positive Resonanz von unseren Kund:innen und unserer Community erfahren. Im Juni letzten Jahres haben wir auf unserer Website ein Bewertungssystem eingeführt, das die Zufriedenheit der Kund:innen mit jedem unserer Produkte zum Ausdruck bringt. Wir haben eine Durchschnittsbewertung von 4,8 von 5 Punkten und unser Ziel ist es, noch besser zu werden. Unsere typischen Kund:innen sind Frauen im Alter zwischen 30 und 45 Jahren mit einem Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Das ist nur ein Durchschnittsalter, es gibt auch ältere und jüngere Kund:innen. Aber alle achten auf Details, legen Wert auf Nachhaltigkeit und verstehen eine faire Preisgestaltung. Sie haben einen zeitlosen Stil und legen Wert auf Qualität. Unsere Kund:innen warten nicht darauf, dass ihnen jemand ein Goldschmuckstück schenkt. Sie kaufen es selbst.
Die Schmuckstücke von Akind zeichnen sich durch filigranes, puristisches Design aus. Der Schmuck wirkt zeitlos und scheint sich nicht an Trends zu orientieren. Wie arbeitest du Kollektionen aus? Wie oft im Jahr lanciert ihr neue Linien oder Modelle?
Wir unterteilen unsere Produkte in drei Kategorien: Basics bestehend aus Stapelringen, einfachen Goldsteckern und ähnliche Modelle, dann gewagte Basics mit charakteristischerem Design und Schmuck für Anlässe, dazu zählen zum Beispiel Ringe mit größeren Diamanten oder besetzt mit vielen kleinen Diamanten. Wir bringen neue Produkte häufig in Drops heraus, im Gegensatz zu saisonal begrenzten Kollektionen. Im Jahr 2022 werden wir etwa zehn Drops haben.
Weitere Informationen unter akindstore.com.