Die Welt braucht mehr nachhaltigen Schmuck – 5 Fragen an Dagmar Kraemer, Gründerin Fejn

Dagmar Kraemer, Gründerin Fejn Jewellery
Dagmar Kraemer, Gründerin FejnFoto: Fein

Was in der Lebensmittelindustrie gang und gäbe ist und in der Mode jetzt erst richtig Fuß fasst, ist im Schmucksegment noch am Anfang: Nachhaltigkeit. Doch zum Glück gibt es Menschen wie Dagmar Kraemer, denn Schmuck und Accessoires, die man mit gutem Gewissen jeden Tag tragen kann, waren ihr Ziel, als sie 2019 ihr Label Fejn gründete. 

Die Kölner Brand stellt Echtschmuck aus recycelten Edelmetallen und fair gesourcten Edelsteinen her. Egal ob schmale Ketten, feine Ringe oder filigrane Ohrstecker – hier kommt hochwertiges, recyceltes 925 Sterling Silber zum Einsatz, das teilweise 24-karätig vergoldet wird, sowie ebenfalls recyceltes 14 Karat Vollgold und fair gespurte Edelsteine. Die Edelmetalle werden aus alten Schmuckstücken oder auch aus industriellem Einsatz wiedergewonnen und aufbereitet und müssen daher nicht neu in Minen gewonnen werden. Im 5-Fragen-Interview erzählt uns Dagmar Kraemer mehr über faire Produktionen, erklärt, wie man Diamanten im Labor züchtet und warum sich sogar die Schmuckverpackungen noch verbessern können.

Fejn Jewellery
Foto: Fejn

Die wichtigste Frage zuerst: Was hat dich dazu bewegt, nicht nur dein eigenes, sondern gleich auch nachhaltig ausgerichtetes Schmucklabel zu gründen? 
Nach vielen Jahren in der Mode- und Accessoire-Industrie war es für mich selbstverständlich, dass ich vieles anders machen möchte. Auch diese sonst eher schnelllebige und saisonale Industrie kann langlebig und umweltfreundlich gestaltet werden – das wollte ich zeigen. Daher sind bei uns nicht nur die Designs zeitlos, sondern auch die Herstellung fair und nachhaltig.

Fejn stellt Echtschmuck aus recycelten Edelmetallen her. Wie darf man sich als Laie die Beschaffung dieser Materialien vorstellen? Und welche Hürden muss Fejn im Vergleich zu konventionellen Schmucklabels meistern? 
Die recycelten Edelmetalle unterscheiden sich von ihrer Beschaffenheit nicht von den frisch geminten. Altmetall wird aus Industrieabfällen, altem Schmuck oder Elektromüll wiedergewonnen und aufbereitet. Dies geschieht nach genauen Kriterien und Zertifizierungen, sodass das Edelmetall nicht an seiner Wertigkeit verliert. Der Prozess ist natürlich aufwendig und teurer als das konventionelle Mining, daher muss man hier höhere Kosten in Kauf nehmen.

Fejn Jewellery
Foto: Patrick Essex und Frederike Wetzels

Ihr produziert eure Pieces entweder in einem Kölner Atelier oder in einer Manufaktur in Thailand. Was bewegt dich dazu, nicht in einem näher gelegenem Land zu produzieren? Warum gerade Thailand?
Thailand ist bekannt für seine Handwerkskunst im Silberschmuck und ich habe langjährigen persönlichen Kontakt dorthin. So konnte ich lokale Kleinbetriebe gewinnen, mit welchen wir gemeinsam die Nachhaltigkeit voranbringen. Es ist schön zu sehen wie in Ländern, in welchen nachhaltiges Agieren noch nicht so groß geschrieben wird wie in Deutschland, das Verständnis dafür gemeinsam mit uns entsteht und wächst. Natürlich muss der Schmuck dann erst einmal zu uns gelangen, der Transport findet mit dem Flugzeug statt und wir gleichen unseren CO2-Footprint dafür aus.

Zum Herbst arbeitet Fejn auch erstmalig mit ‚Labordiamanten’, sprich im Labor herausgezüchtete Diamanten wenn man so will. Kannst du uns den nachhaltigen Aspekt im Vergleich zu herkömmlichen Diamanten erklären und wo liegt der preisliche Unterschied?
Unsere Edelsteine werden im Labor gezüchtet, haben aber die gleichen chemischen und physikalischen Eigenschaften wie ein in der Natur gewachsener Diamant: Es gibt verschiedene Arten, Lab Grown Diamonds herzustellen. Wir setzen auf das energieschonendere CVD Verfahren (Chemical Vapour Deposition). Hier wächst aus einem bereits bestehenden minimalem Diamantkern durch einen aufwendigen Dampfprozess mit kohlenstoffreichen Gasen ein neuer Diamant. Preislich sind die Lab Grown Diamonds sogar etwas günstiger als die geminten, in der Qualität aber absolut gleichwertig.

Nachhaltigkeit endet nicht bei der Materialbeschaffung und letztlich beim Produkt, sondern kann bis zur Verpackung und Versand weitergeführt werden. Daher achtet Fejn auf plastikfreie Materialien und bietet sogar auch bestickte, wiederverwendbare Geschenkverpackungen aus recycelten Saris im japanischen Furoshiki-Stil an. Nun ist dein Label noch recht jung, daher meine Frage: Wenn man schon so viel richtig macht, was steht dann für die Zukunft noch alles auf der To-do-(it-right)-Liste? Wie viel Luft nach oben ist da noch oder anders gefragt: Welche Ziele hast du dir noch gesetzt?
Wir suchen in allen Bereichen nach nachhaltigen Lösungen und freuen uns immer sehr, wenn wir wieder etwas für die Umwelt tun können. Was in der Schmuckindustrie noch aussteht – und damit als junges und noch kleines Label auch für uns – sind zum Beispiel die Schaumstoffinlays der Schmuck Kästchen. Sie sind zwar bereits aus recycelbarem Material hergestellt, aber es wäre noch schöner, wenn hierfür nicht frisch produziert werden müsste. Genauso sind die Goldbeschichtungen noch nicht vollständig aus recyceltem Gold. Diese Beschichtung muss sozusagen als Fertigprodukt zugekauft werden, und es gibt hier noch nichts zufriedenstellend Nachhaltiges auf dem Markt. Und last but not least würde ich gerne noch unseren nachhaltigen Einfluss in Thailand weiter ausbauen und dort soziale und Umweltprojekte unterstützen so wie wir das bereits mit plant-my-tree in Deutschland tun.

Mehr unter fejn.com.