Slow plus conscious makes Folkdays

Folkdays
Foto: Presse

Es ist sieben Jahre her, dass Lisa Jaspers ihr Label Folkdays samt Onlineshop mit einem kleinen, feinen Sortiment gegründet hat. An dem grundlegenden Konzept Produkte wie Kleidung, Schmuck und Interieur anzubieten, die von spezialisierten Manufakturen und handwerklichen Betrieben auf der ganzen Welt zu fairen Konditionen hergestellt werden, hat sich nichts geändert. Hinzugekommen sind ein Store in Kreuzberg, ein achtköpfiges Team und ein deutlich größeres Sortiment. Cynthia Blasberg hat mit Lisa Jaspers über das ebenso erfolgreiche wie nachhaltige Konzept von Folkdays gesprochen.

Folkdays
Lisa Jaspers, Gründerin von Folkdays, vor ihrem Store in Kreuzberg Foto: Presse

Slow & Conscious Fashion

Lisa, du hast mit Folkdays offensichtlich den Nerv der Zeit erkannt und getroffen. Was glaubst du, zeichnet deine Arbeit und Herangehensweise besonders aus?
Wir wachsen mit Folkdays seit sieben Jahren organisch. Wir folgen keinem Trend und das liegt uns auch fern. Unser Ziel ist es, möglichst zeitlose Produkte auf den Markt zu bringen, an denen die Kund*innen langfristig Freude haben. Slow, conscious Fashion in Kombination mit Produkten, die ein starkes Design, eine tolle Qualität und eine eigene Geschichte erzählen können – diese Kombination ist unser besonderes Merkmal. Wir haben Glück, dass sich viele Menschen aktuell mehr Gedanken in Bezug auf ihren Konsum machen und bereit sind, ihr Kaufverhalten zu verändern.

Folkdays
Foto: Joanna Catherine Schroeder

Traditionelles Handwerk plus zeitgenössisches Design

Wie würdest du Folkdays kurz beschreiben?
Folkdays ist der frische Blick auf gelernte Vorstellungen von Fair-Trade- Fashion und Design. Das heißt: Traditionelles Handwerk – die Basis jedes Folkdays-Produkts – trifft bei uns auf einen zeitgenössischen Designanspruch. Wir wollen Produkte schaffen, die Lieblingsstücke für die Ewigkeit werden. Dabei ist der Kreationsprozess gemeinsam mit unseren Partner*innen in Entwicklungs- und Schwellenländern elementar. Es handelt sich schließlich teilweise um jahrhundertealte Handwerkskünste, die bewahrt sowie weiterentwickelt wurden. Folkdays ist außerdem ein Unternehmen, in dem ich versuche, möglichst viel von meinem allgemeinen Verständnis von angemessenen Arbeitsbedingungen einzubringen. Es geht um ein bewussteres Miteinander. Und natürlich um schöne Produkte, die zum Glück am Ende auch entstehen.

Löhne, Preise & Margen – gut für Folkdays, gut für alle

Was hat dich veranlasst die Produkte von Folkdays selbst zu vertreiben, anstatt ‚nur‘ das Label zu gründen und alles online und über den stationären Handel zu vertreiben?
Um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen als die, die vielleicht traditionell fair gehandelt kauft, spielt der Preis eine wichtige Rolle. Wir wollen mit unseren Produkten zeigen, dass Qualität nicht extrem teuer sein muss. Das hat natürlich einen Effekt auf unsere Margen. Wir vertreiben unsere Produkte selbst, weil wir auf die Art gute Löhne für unsere Kunsthandwerker*innen, gute Preise für unsere Kund*innen und eine gute Marge für uns selbst realisieren können.

Folkdays
This is Jane Wayne: Ohrringe für Folkdays von Nike van Dinther und Sarah Gottschalk Foto: Joanna Catherine Schroeder

Inspired By

Neben den eigenen Folkdays-Produkten gibt es mittlerweile die ‚Inspired By‘-Items, die in Kooperationen entstehen wie die Fendel Ohrringe, die Stella Hose oder der Melodie Kimono. Wie kommen diese Koops zustande? Und welchen Einfluss haben sie auf den Erfolg von Folkdays?
Die ‚Inspired By‘-Linie ist entstanden, weil wir uns ein Kooperationsformat gewünscht haben, das es ermöglicht, mit außergewöhnlichen Frauen innerhalb unseres Kosmos
Zusammenzuarbeiten. Mit Frauen, die eine starke Stimme haben und die Veränderung bewirken. Frauen, die uns mit ihrer Kreativität, ihrer Persönlichkeit und ihrem Stil, ebenso wie mit ihrem Sinn für Nachhaltigkeit und auch ihrem Freigeist über die Jahre hinweg begleitet und inspiriert haben. Dafür haben wir zum Beispiel mit Hair & Make-up Artist Stella von Senger und der Body Positivity-Aktivistin Melodie Michelberger kooperiert. Weitere Produkte wie die Schmuckstücke aus Glasperlen und vergoldetem Silber haben wir mit Nike van Dinther und Sarah Gottschalk, den beiden Gründerinnen von ‚This is Jane Wayne‘ realisiert. Es versteht sich für uns von selbst, dass wir nur mit Menschen arbeiten, die auch unsere Werte repräsentieren. Wir wollen diese Netzwerke nutzen, um mehr Aufmerksamkeit für unsere Arbeit zu generieren und damit auch unseren Impact zu vergrößern.

Folkdays
Foto: Presse

Tschüss Saison …

Folkdays entzieht sich jeglichen Saisonrhythmen der Mode- und Lifestylebranche und scheint seinen eigenen Abläufen zu folgen. Hast du eine bestimmte Schedule oder Struktur?
Genau, wir arbeiten unabhängig von den klassischen Zyklen, denen die Modeindustrie unterliegt. Der Begriff Saison steht ja schon längst nicht mehr für die klassischen Kollektionen, die für jede Jahreszeit einmal produziert werden, sondern für ein Wahnwitziges Überschwemmen des Marktes mit bis zu 24 Kollektionen pro Jahr. Dass unser allgemeines Verständnis von Konsum und dem Wert von Produkten wieder in den Fokus gerückt werden sollte, ist uns unheimlich wichtig. Das klingt jetzt sehr ideell, aber die allgemeine Entschleunigung, nach denen sich die Menschen sehnen, kann genau an diesem Punkt anfangen. Ein Produkt von Hand zu fertigen, kostet mehr Zeit und Aufmerksamkeit, im Vergleich zu maschineller Herstellung. Der Prozess, in dem wir neue Produkte entwerfen, ist
entsprechend angepasst. Für uns geht es am Ende nicht um Masse und Saisonrhythmen, sondern um den allgemeinen Impact unserer Arbeit.

Neben dem faktischen und damit auch (hoffentlich) monetären Erfolg von Folkdays, gibt es für dich auch nicht materielle Faktoren, die du als Erfolg empfindest?
Sogar ein Großteil meiner Arbeit sind nicht materielle Erfolge. Gestartet bin ich natürlich mit dem Wunsch, das Leben von Menschen in Regionen der Welt positiv zu beeinflussen, wo diese wenige Möglichkeiten haben, ein Einkommen zu generieren. Sie leben abgeschieden, müssen sich auf wesentliche Dinge wie Subsistenzwirtschaft konzentrieren und haben dabei aber so ausgeprägte Fähigkeiten im handwerklichen Bereich. Im Laufe der Jahre ist mir immer stärker bewusst geworden, welchen immateriellen Einfluss Arbeit und vor allem Zusammenarbeit auf alle am Prozess beteiligten Menschen haben kann. Es geht darum, aufmerksamer zu sein – in Bezug auf sich selbst, auf die eigene Arbeit und hinsichtlich der Frage, wie wir mit unserem Gegenüber umgehen. Mit diesen Themen haben meine Freundin Naomi Ryland und ich uns übrigens noch intensiver in dem Buch ‚Starting a Revolution – What we can learn from female entrepreneurs‘ beschäftigt, das wir im letzten Jahr veröffentlicht haben.

Folkdays
Foto: Presse

Was ist aus deiner Sicht entscheidend, wenn man im Eco & Fair Fashion-Lifestyle Handel Fuß fassen möchte? Und was sind No-gos?
Ich denke, dass man es aus absoluter Überzeugung tun sollte und nicht, weil es gerade ein Trend ist ¬ ein Trend, der hoffentlich andauert und normal wird. Man muss Nachhaltigkeit nach innen und nach außen leben, um wirklich authentisch zu sein. Denn dieser Weg ist zwar sehr erfüllend, aber nicht einfach. Den Fashion-Markt und die Art, wie wir konsumieren, verändern zu wollen, ist ein ziemlich verrücktes Ziel. Nur wenn man wirklich für das Thema brennt und absolut überzeugt von dem ist, was man tut, hält man durch. Natürlich ist die Freude an der eigenen Arbeit dabei auch sehr entscheidend.

Gute Vorsätze

Welche Pläne hast du für 2020? Und was ist dein größter Wunsch?
Mein größter Wunsch für 2020 ist es, zu schaffen, ‚nachhaltiger‘ mit mir selbst umzugehen. Ich habe es in der Vergangenheit oft versäumt, mir selbst und meiner eigenen Gesundheit die Wichtigkeit in meinem Leben einzuräumen, die ich verdiene. Mittlerweile bin ich Mutter von zwei kleinen Kindern und merke, dass sich das ändern muss. Das ist mein Vorsatz für dieses Jahr.

Weitere Informationen unter folkdays.de.