Pompeii als Mundology Marke für die Welt – 5 Fragen an die Gründer

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Deutsche Endverbraucher:innen seien kritisch, aber direkt in ihren Ansprüchen – so die Gründer des spanischen Labels Pompeii. Das Co-Founder-Gespann setzt sich aus den vier Freunden Cosme Bergareche Sans, Jaime Garrastazu, Nacho Vidri Salgado und Jorge Vidri Salgado zusammen. Gemeinsam nehmen sie 2021 den deutschen Markt ins Visier und sind jetzt mit einem eigenem Onlineshop im deutschen Markt gestartet. Das 2015 gegründete spanische Modeunternehmen ist in seinem Heimatland bereits sehr bekannt, hierzulande fasst Pompeii jetzt Fuß. Ein Interview über meditatives Spazierengehen, das Potenzial des hiesigen Marktes und absolute Transparenz. 

Herzlichen Glückwunsch zum Online-Start von Pompeii in Deutschland. Sicherlich eine herausfordernde Zeit, genau jetzt in diesem Land zu starten. Was erhofft ihr euch für den deutschen Markt und wo seht ihr das größte Potenzial?
Danke, ja, wir freuen uns sehr, in Deutschland zu starten! Die globale Krise und der ‚Lockdown-Blues’ sind definitiv ein herausforderndes Umfeld, aber wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mit der Zeit und der Hingabe zu einem guten Produkt und Service in der Lage sein werden, unsere Spuren in diesem Land zu hinterlassen. Und hier sehen wir auch das große Potenzial des Marktes: Die deutschen Verbraucher:innen sind dafür bekannt, dass sie kritisch sind, aber sie sind auch sehr direkt was ihre Ansprüche betrifft. Wenn man also mit handwerklichem Geschick und Hingabe hervorragende Produkte herstellen kann, die durch Einfachheit und Detailtreue überzeugen, hat man einen Gewinner. Außerdem kanalisieren wir unsere Bemühungen, um das Kundenerlebnis für Kunden in Deutschland viel besser zu machen. Unsere großen Meilensteine werden die Neueinführung und das neue Design einer deutschen Pompeii-Website sein. Wir sind sehr gespannt!

Ihr habt eurer Pompeii-Markenwelt einen eigenen Namen gegeben: Mundology Lifestyle. Es hat vermutlich etwas mit Mundpropaganda zu tun, die euch in den Anfängen zu den ersten Erfolgen verhalf, aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?
‚Mundology Lifestyle’ ist eine Eigenkreation und beschreibt unsere Art zu denken und die Welt wahrzunehmen. Schuhmacher von Beruf, aber Mundologen im Herzen, wie wir sagen. Hinter dem ausgefallenen Begriff verbirgt sich eigentlich eine ganz einfache Idee: Mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, seine Umgebung bewusst wahrzunehmen, mit Menschen zu reden und nie aufzuhören zu lernen.
Die Weiterentwicklung dieses Begriffs ist unsere ‚Champion Walking’-Philosophie. Wir wollen die Marke werden, die sich dafür einsetzt, die Welt, die eigene Nachbarschaft oder was auch immer, durch reines Gehen zu erkunden. Ein urbaner Spaziergang, der mehr einer aktiven Meditation gleicht. Und unser bescheidener Beitrag ist buchstäblich das Piece, das uns mit der Erde verbindet: ein Schuh.

Sprechen wir über Transparenz und Nachhaltigkeit. Zwei Themen, die sich auch Pompeii auf die Fahne geschrieben hat. Während der Pandemie hat zudem das Hauptinteresse an diesen Themen deutlich zugenommen, vor allem bei den Endverbraucher:innen. Könnt ihr diese Entwicklung bestätigen und was bedeutet das für euch?
Ja, wir können diese Entwicklung bestätigen und finden es toll, dass das Interesse gestiegen ist! Für uns bedeutet das Oberthema ‚Bewusstsein’, uns in erster Linie Fragen zu stellen: Was ist unser Einfluss auf die Umwelt und die Menschen um uns herum? Wie viel Wasser, Fasern, Energie, Abfall, etc. geht oder kommt bei der Herstellung der Produkte heraus? Ist es überhaupt nachhaltig, so zu produzieren, wie wir es tun? Mit diesen ersten Fragen begann das nächste Kapitel unserer Reise. Wir sind uns völlig bewusst, dass wir weder nachhaltig noch ökologisch sind, aber wir wollen lernen und verstehen. Transparenz und Nachhaltigkeit sind sehr heikle Themen und wir wollen keine Heuchler sein und auf der Öko-Welle reiten, nur um der Popularität willen. Also haben wir uns mit der digitalen Plattform Bcome zusammengetan, um unseren Fußabdruck zu analysieren und zu verstehen. Diese Reise hat aber gerade erst für uns begonnen. 

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Damit bewegt ihr euch mit dem Zeitgeist der Gesellschaft. Dennoch gibt eine überwältigende Mehrheit von Marken mit großer Reichweite und Positionierung den Ton an, was auch der Nachhaltigkeit in die Quere kommt – Stichwort Greenwashing. Wer aber hat hier den längeren Hebel in der Hand? Die Unternehmen, der Endverbraucher:innen oder Marken wie Pompeii?
Ehrlich gesagt geht es für uns bei Pompeii nicht um einen Machtkampf oder wer am längeren Hebel sitzt. Viel mehr als ein Trend oder ein Zeitgeist-Phänomen ist es nur eine logische Entwicklung, als Modemarke Fragen nach Nachhaltigkeit und unternehmerischer Verantwortung zu stellen. Es stimmt, dass die Produktion von der Nachfrage diktiert wird, aber wir müssen uns der Macht bewusst sein, die wir über die Nachfrage haben, indem wir die mächtigen Werkzeuge nutzen, die wir haben: Kommunikation, Marketing und soziale Medien, um nur einige zu nennen. Die Menschen, Verbraucher:innen und Unternehmer:innen gleichermaßen, haben sich mit diesem Thema auf der einen oder anderen Ebene mindestens seit den 1970er Jahren beschäftigt. Es ist schön zu sehen, dass auch einige große Modeunternehmen versuchen, einen Gang höher zu schalten und Veränderungen hin zu einer nachhaltigeren Produktion vorzunehmen, aber es stimmt, dass die Modeindustrie und vor allem die Big Player vergleichsweise langsam handeln oder mehr auf den Profit fokussiert sind. Der Schlüssel liegt unserer Meinung nach darin, kein Greenwashing zu betreiben und gegenüber den Kund:innen transparent zu sein. Lügen Sie sie niemals an! Wir versuchen nicht, den Verbraucher:innen zu sagen, dass Pompeii die Lösung für alles hat. Aber wir sind der festen Überzeugung, dass wir unseren Teil dazu beitragen und einen Unterschied machen können, indem wir ein Produkt herstellen, das langlebig ist, einen bewussten Konsum von Modeartikeln befürworten und vor allem: indem wir nie aufhören, Fragen zu stellen, wie man es besser machen kann. 

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Pompeii wurde 2015 gelauncht und gehört damit noch zu den jungen Labels. Wo seht ihr euer Unternehmen in den nächsten fünf Jahren?
Natürlich hoffen wir, dass unsere Marke wächst und bei gleichgesinnten Konsument:innen auf der ganzen Welt bekannt wird. Wir glauben, dass unsere Produkte einen Typ Mensch ansprechen, der in Madrid, New York oder Berlin zu finden ist: Der urbane Entdecker, der zu Recht wählerisch ist, wenn es darum geht, ein gutes Produkt zu kaufen, sei es ein Turnschuh oder ein Kaffeeautomat. Menschen, die leidenschaftlich ihr Leben mit Erfahrungen, Musik und sorgfältig ausgewählten Artikeln kuratieren. Daher ist es für uns nur eine natürliche Entwicklung, dass Pompeii mehr ein Lifestyle-Label wird, als nur eine Schuhmarke. Wir haben diese Reise begonnen, indem wir uns auf Kleidung und Accessoires verzweigt haben, um den Look der urbanen Spaziergänger zu ergänzen. Aber vor allem sehen wir Pompeii als eine kleine Marke für die Welt.