Ottolinger & GmbH: Berliner Marken mit internationalem Renommee

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Das eigene Modelabel zur international gefragten Marke zu machen ist kein leichtes Unterfangen. Neben deutschen Exportschlagern wie Sportswear-Riese Adidas, Tailoring-Profi Hugo Boss oder Jil Sander Meister subtiler Eleganz, stehen derzeit besonders zwei Berliner Marken im internationalen Diskurs und sind von den Pariser Modewochen nicht mehr wegzudenken: Ottolinger und GmbH. Wie gelingt es den beiden Brands, sich seit Jahren im internationalen Wettbewerb zu behaupten? Wo liegen die Gemeinsamkeiten. Wo Unterschiede? Ein Erklärungsversuch.

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GmbH bezieht Position (in diversen Bereichen)

Vor rund sechs Jahren riefen Modedesigner Serhat Işik und Fotograf Benjamin A. Huseby ihr eigenes Modelabel GmbH mit kleiner klaren Intension ins Leben: Mode mit Umweltbewusstsein und klarer politischer Haltung zu vereinen. In den Kollektionen werden häufig Materialien aus Überproduktion anderer Labels verwendet.  Eine Ausrichtung, die sich auszahlt. Bereits nach der zweiten Saison wurden die beiden für den renommierten LVMH Preis ausgezeichnet. Seit rund vier Jahren zeigt GmbH schließlich auch auf der Pariser Fashion Week. Mode, die zunächst als Zitat der Berliner Clubszene galt ist mittlerweile weltweit bekannt. GmbH gelang es längst sich vom Subkultur-Klischee zu verabschieden. 

In der aktuellen Kollektion für Frühjahr/Sommer 2022 wagen sich die beiden über ihre eigenen kulturellen Grenzen hinweg. Inspiriert von Don Delillos literarischem Werk ‚White Noise’, stellt die Kollektion Archetypen in Frage, indem die weiße weiblichen Anziehungskraft aus der Perspektive der Queer und BIPOC-Community betrachtet wird. Die Kollektion umfasst darüberhinaus ein ‚Free Palestine’-Shirt in Zusammenarbeit mit dem queeren palästinensischen Modelabel Trashy Clothing. Erlöse werden an palästinensische LGBTQ+-Gruppen gespendet. 

Ob Migration oder Nachhaltigkeit – GmbH reagiert klaren Statements auf aktuelle Ereignisse in der Welt und lässt persönlich Erfahrungen des Designerduos mit einfließen. Was früher womöglich als Risiko galt scheint heute mehr denn je von Bedeutung: Mode mit Haltung. 

Stets vorwärtsgewandt: Ottolinger

Während ihres gemeinsamen Studiums an der Hochschule für Gestaltung und Kunst lernten sich Christa Bösch und Cosima Gadient in Basel kennen. Nach der gemeinsamen Studienzeit absolvierte Gadient ein Praktikum beim deutschen Designer Bernhard Wilhelm. Bösch wiederum ging zum belgischen Modeschöpfer Walter Van Beirendonck. Eine wichtige Zeit, die die beiden hinsichtlich ihrer Designhandschrift prägte. 2015 fanden sich beide in Berlin wieder. In ihrem kleinen Atelier in Neukölln teilten sich die Designerinnen einen Briefkasten mit den Nachbarn Ottolinger. Ein einprägsamer Name, nach dem schließlich ihr gemeinsames Label betitelt werden sollte. In den letzten sieben Jahren hat sich das Duo ein stolzes Netzwerk aus Branchenkontakten aufgebaut. Darunter die Pariser PR-Agentur ‚Ritual Projects’, die auch GmbH unter Vertrag hat. Ottolinger stellen konventionelle Schnitte und Formen in Frage und schaffen teils dekonstruierte Kollektionen mit höchstem avantgardistischem Anspruch. 

Für Frühjahr/Sommer 2022 zeichnet sich Ottolingers Handschrift in den futuristischen Designs wieder, die dennoch in der Gegenwart verwurzelt sind. Linien und Schnitte wirken auf den ersten Blick abstrakt, aber sind letztendlich als Experiment zu verstehen. Die Formen gehen mit dem Körper mit und schmeicheln durch gezielte Cut-outs und Drapierungen seiner individuellen Silhouette. Der Arbeit mit Asymmetrie folgen teils kräftige Farben wie Neon-Orange, Gelb oder Grün im Kontrast zu glänzenden Metallic-Noten und monochromen Tönen, die der körpernahen Schnittführung Eleganz entgegenbringt. 

Ottolinger wendet sich gegen starre Geschlechterrollen und kreiert inklusive Entwürfe, die jede/n Einzelne/n feiert: Mode als Inbegriff von Freiheit durch das Loslösen von Konventionen. 

Mehr unter ottolinger.com und gmbhgmbh.eu.