Nowadays – „Die BFW präsentiert die großartigsten Talente unseres Landes.“

Nowadays
Foto: Presse


Das Nowadays Interview erschien in J’N’C News 2/20.

Die Agentur Nowadays, Veranstalter der Mercedes-Benz Fashion Week, liefert mit den Fashion Shows einen wichtigen Bestandteil der Berlin Fashion Week. Marcus Kurz, Geschäftsführer von Nowadays, hat bereits unmittelbar nach der Bekanntgabe der Frankfurt Fashion Week betont, die MBFW und somit die BFW werde weiterhin stattfinden. J’N’C News hat nachgefragt.

Es gibt viele Stimmen aus der Fashion Branche, die Berlin weiterhin als kreativen Nukleus für High Fashion sehen und die Relevanz von Berlin als Modehauptstadt betonen. Dennoch konnte sich beispielsweise der Berliner Salon (leider) nicht halten. Hinzukommt, dass die Messen Fachpublikum in großer Zahl angezogen haben. Was muss geschehen und angeboten werden, damit Branche die Fashion Week in Berlin weiterhin als relevant ansieht?
Zu aller erst: Ich begrüße den offenen Dialog und finde wichtig, dass wir über dieses Thema sprechen. Für die Zukunft wird das Datum der Berlin Fashion Week einen maßgeblichen Anteil am Erfolg oder Misserfolg ausmachen. Wir haben uns beispielsweise damals entschieden, den Berliner Salon aufgrund der terminlichen Rahmenbedingungen nicht mehr stattfinden zu lassen. Es machte einfach keinen Sinn, ein international ausgerichtetes Format mit unseren erstklassigen deutschen Designern parallel zur Paris Fashion Week oder Haute Couture zu platzieren. 

Ich gehe davon aus, dass wir mit zukünftigen Messeveranstaltern einen gemeinsamen, passenden Termin definieren werden. Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir mit den bisherigen Messen eine große Schnittmenge an Besuchern hatten. Zum einen war die Besucherzahl von Einkäufern und Handel nie außerordentlich repräsentativ, zum anderen waren die teilnehmenden Labels der MBFW nicht mehr auf einer der Messen vertreten und haben entsprechend keine großen Überlappungen mit deren Gästen gehabt.
Ich muss vielleicht noch einmal ganz klar betonen, dass sowohl die MBFW und auch seinerzeit der Modesalon als Vermarktungsplattformen fungieren beziehungsweise fungiert haben. Es geht dabei in erster Linie um einen frühen Erstkontakt zwischen Designern und Pressevertretern, sowie darum die aktuellen Kollektionen zu zeigen. Im zweiten Schritt wird das Bild- und Videomaterial der Modenschauen und -präsentationen über die gesamte Saison von den Designern genutzt, um ihre Marke und die Kollektionen zu präsentieren. Ansonsten hätten wir beide Formate grundsätzlich als Hybrid-Plattformen etabliert, aber diese Nachfrage bestand für unsere Teilnehmer bisher zu keinem Zeitpunkt.

Nowadays
Marcus Kurz, Geschäftsführer Nowadays Foto: Ralph Mecke

Wie stellst du dir – neben der MBFW – die Berlin Fashion Week der Zukunft vor? Wie muss das Konzept neu gedacht werden?
Ich will es mal so ausdrücken: Ich glaube, wir haben in der Vergangenheit schon häufig bewiesen, dass wir in der Lage sind, genug Argumente für einen Berlin-Besuch zu kreieren. Sowohl mit der MBFW, dem Berliner Salon, einem Fashion Hab im Berghain oder mit der About You Fashion Week letzten Sommer. Und da hat sich schon angedeutet, dass die Besucher, Konsumenten, Presse und Einkäufer vielschichtige Erlebnisse wünschen, um inspiriert und aufgeladen die Stadt zu verlassen. Und genau diese Idee werden wir weiter vorantreiben und ausbauen.
What’s next in Fashion? Messe oder eben interdisziplinäre Erlebnissee für ein breites, aber vielschichtiges Publikum? Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit der MBFW, der AYFW und dem Berliner Salon Messe-adäquate Besucherzahlen hatten, aber natürlich viel facettenreicher.

Welche weiteren Faktoren spielen für die Umsetzung eine zentrale Rolle?
Die Berlin Fashion Week und insbesondere die MBFW präsentiert die besten Talente unseres Landes in großartigen Inszenierungen. Ich hoffe auf Partner an unserer Seite, die sich dem Gedanken öffnen, dass auch Off-Side-Shows ein absoluter Mehrwert sind. Ich wünsche mir, dass alle – Politik, Retail, Journalisten, Stylisten, Marketing-Verantwortliche und Designer – mit der gleichen Passion an einem gemeinsamen Konzept arbeiten. Ein Konzept, das sich den wichtigsten Zukunftsthemen unserer Zeit widmet. Hier sehe ich in erster Linie: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und der direkte Weg zum Konsumenten. Wir leben in aufgeklärten Zeiten, in denen sich Menschen fragen, wo kommt meine Kollektion her, wie wird sie produziert und entspricht dieser Konsum mir persönlich. Es sind spannende Zeiten. Keine Frage. Aber es sind Zeiten der Kreativität und des Aufbruchs. Wir haben sie erkannt und werden sie auch nutzen.