Schaut man sich die Historie unserer Branche an, kommt man an einem Mann nicht vorbei: Norbert Klauser. Warum er der ‚Gründervater’ der deutschen Modeindustrie ist, worauf er bei Marken für seine gleichnamige Modeagentur setzt und was sich in seinen Augen in unserer Branche am meisten verändert hat, verrät er uns im Gespräch.
Drehen wir die Zeit zurück: Norbert Klausers beruflicher Werdegang begann in den frühen 1980er Jahren beim ‚Godfather’ Franco Bruccoleri, Besitzer der Firma Fashion Stage. Dort sammelte er seine ersten Erfahrungen, wurde Geschäftsführer, dann Partner und legte den Grundstein für eine beispiellose Karriere innerhalb der europäischen Modebranche. Rund zehn Jahre später, nachdem er die Fashion Stage verlassen hatte, gründete er seine erste Modeagentur unter eigenem Namen und betreute dort unter anderem namhafte Marken wie Crucciani, Stone Island und C.P. Company und später dann auch La Martina. Die heutigen Big Player der hiesigen Agenturen haben bei ihm gelernt und auch eine Premium Group wäre ohne Norbert Klauser heute vielleicht nicht einer der führenden Modemessen-Veranstalter in Deutschland. Das macht ihn, wenn man so will, zu einer Art „Fashion Papa“, wie Norbert Klauser selbst sagt. Einige seiner Fashion-Kinder seien dabei gut geraten, andere wiederum nicht so sehr. „Aber ich bin da stolz drauf. Ich habe nie versucht sie klein zu halten, sondern versucht sie auszubilden, sodass sie gut auf eigenen Beinen stehen können und erfolgreich werden.“
Ich bin kein Branduser, ich bin ein Brandbuilder.
Norbert Klauser führte seine persönliche Erfolgsgeschichte im nächsten Jahrtausend fort. 200X baute er ‚Wallcity’ auf. Ein 3.500 Quadratmeter großer Showroom über fünf Etagen in Berlin mit einer hochwertigen Auswahl an Mode- und Handelslabels, der zeitweise auch als Space für Yohij Yamamoto diente, als Eventlocation oder sogar Platz für ein Restaurant bot. 2007 folgte bereits der nächste Schritt und Norbert Klauser etablierte sich vom Initiator zum Gründer einer Fachmesse: Die sogenannte Stark feierte im Sommer, parallel zur Premium, am Prenzlauerberg ihr Debüt. Bereits bei der zweiten Veranstaltung verzeichnete die Stark über 150 Aussteller und sogar die L’Uomo Vogue zelebrierte dort ihr 40-jähriges Jubiläum. Damals wurde die Messe als Konkurrenzveranstaltung zur Premium verstanden, doch Norbert Klauser sah das anders. Er wollte den Standort Berlin stärken. Mehr nicht. „Ich habe immer versucht, etwas Gutes und Schönes für die Mode machen“, erzählt er. Doch der Erfolg stellte sich überraschend ein. „Ich bin mit viel Geld nach Berlin gefahren und ohne Geld wieder nach Hause gekommen“, so Klauser. Es folgte „die Bruchlandung.“ Als er das sagt, liegt vielleicht etwas Wehmut und sicher auch Einsicht, aber bestimmt kein Bedauern in seiner Stimme. Getreu dem Motto „I have the glory but not the money.“
Aber: „Den kriegst du nicht kaputt“, sagte man ihm nach. Und sie behielten Recht. Norbert Klauser ist immer noch da und mischt weit vorne im Geschehen mit. Vielleicht liegt sein Erfolgsrezept darin, dass seine berufliche Arbeit in den bisherigen vier Jahrzehnten für ihn nie Arbeit war, sondern ein Hobby und Passion. Nicht Arbeit, sondern passion.
Ihm haftet der Ruf eines ‚Trüffelschweins’ an.
Er gehe mit einem anderen Engagement, einem anderen Gefühl an die Sache heran, erzählt er. „Was ich mache, mache ich mit großer Leidenschaft.“ Und mit viel Know-how: im Denim-Segment, in der Konfektion, im Strickbereich, in Fashion, Design und in der Sportswear. Dieses Wissen hat er bis heute in seiner Münchner Modeagentur gebündelt, die sich als „Agentur der italienischen Manufakturen“ versteht. Marken wie Pierre-Louis Mascia, Malo, Lapis, Bombers Original, Blooming, Duvetica, Filippo de Laurentis, Hydrogen, Maurizio Massimino, Lunaria Cashmere, Salvatore Piccolo und Pantofola D’oro 1886 sind nur eine Handvoll der Namen, welche die Modeagentur erfolgreich betreut. Das A und O wenn er Marken für sein Portfolio selektiert: „Ich bin kein Branduser, ich bin ein Brandbuilder. Das mag vermessen klingen, aber das ist nunmal die Wahrheit. So viele Kollektionen wie ich aufgebaut und in den Markt gebracht habe, das hat noch keiner geschafft.“ Und er macht weiter. „Wenn ich eine Marke aufnehme, dann möchte ich die Kollektionen von Null an aufbauen.“ Dabei ist er nicht bewusst auf der Suche nach neuen Brands. Dennoch haftet ihm der Ruf eines ‚Trüffelschweins’ an. So gut ist die Auswahl, die er trifft. Vor allem aber investiert er Zeit, Geduld und Vertrauen in die Produkte. Denn manchmal, so sagt er, zeigen sich Umsatzsteigerungen erst nach ein paar Jahren. „Man weiß nie, was einen erwartet. Mode ist nicht kalkulierbar. Manchmal verliert man, manchmal gewinnt man.“ Eine Einstellung, die sich bewährt hat, sogar während der Pandemie. „Die aktuelle Saison ist unsere bisher beste“, verrät Norbert Klauser.
Als ich von ihm wissen möchte, was sich in seinen Augen innerhalb der Textilbranche am meisten verändert hat, antwortet er ad hoc: „Sie ist immer noch die Gleiche.“ Aber er gibt auch zu, dass die Parameter sich verändern. Dennoch, so betont er, „die Profis bleiben“. Er selbst ist einer davon.
Und lässt man seinen kreativen Schaffensprozess einmal Revue passieren, sollte man anerkennen können, dass Norbert Klauser viel für die Modebranche, wie wir sie heute kennen, getan hat.
Auf die Frage, wie ein Mann, der sowohl absolute Höhen als auch absolute Tiefen in der Modebranche erlebt hat, über die heutige Branche denkt, hat Norbert Klauser eine mehr als klare und möglicherweise höchst inspirierende Antwort: „Die Modebranche macht Spaß. Und ich liebe sie. Es wird nie langweilig. Es ist fantastisch.“
Mehr unter klauserpressoffice.com.
Dieser Artikel erschien auf Englisch in J’N’C News 2/22.