Manheimer – Tradition neu erzählt

Tradition
Foto: Presse

Es gibt sie tatsächlich, Unternehmen mit einer fundierten Geschichte, in der Tradition und Moderne eine fruchtbare Einheit bilden. Gerade in diesen, momentan instabilen Zeiten sucht man solche Namen, die für Authentizität und Wertigkeit stehen. ‚Formal wear for informal people‘ heißt der Leitspruch beziehungsweise der Dresscode des in Berlin ansässigen Menswear-Label ‚Manheimer‘. Ein Unternehmen, das nach einer aufregenden Firmengeschichte und nach fast einem Jahrhundert Pause wiederbelebt wurde.

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Es war einmal ein deutsches Modewunder

Um die Essenz der Menswear-Brand Manheimer zu ergründen, wagen wir einen Blick in die Vergangenheit, zu den Anfängen des jüdischen Traditionshauses. 1837 gründeten die beiden Brüder Valentin und David Manheimer das Modehaus für Männerbekleidung, indem sie den Gewinn aus einem Lotterielos als Startkapital verwendeten. Zuerst konzentrierte man sich auf die Produktion von Männermänteln. Zwei Jahre später machte Valentin auf eigene Faust weiter und stellte die Produktion auf die Serienherstellung von Kleidungsstücken in vorgegebenen Standardgrößen um – eine revolutionäre Idee, denn bis dato kannten die Menschen nur Mode, die einem auf den Leib geschneidert wurden. Der Grundstein für moderne, konfektionierte ready-to-wear war geboren. Valentin Manheimer avancierte zum ‚Berliner Mantelkönig‘ und wurde mit seinen Entwürfen europaweit bekannt. Ab den 1880er Jahren wurde das Unternehmen auch weltweit tätig und wies eine Mitarbeiterschaft von rund 8.000 Menschen auf. Bis weit in die Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts war das Unternehmen von Erfolg gekrönt. Dieser wurde aber je durch die darauffolgende Weltwirtschaftskrise und dem Aufkommen des Nationalsozialismus in Deutschland geschwächt und im Jahre 1931 schlossen die Türen des Unternehmens Manheimer.  

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Manheimers stilvolles Comeback

2019 starten Christian Boros und Lothar Eckstein die Marke neu, nachdem sie zufällig mit dem Ururenkel Valentin Manheimers, Andreas Valentin, in Kontakt kamen und von der Geschichte des einst glanzvollen Konfektionärs begeistert waren. „Unsere Geschichte lebt weiter. Sie ist Teil der deutschen Modeidentität“, statuiert das heutige Team selbstbewusst das Revival. Ihr Designanspruch ist geprägt von Gestaltungsprinzipien des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit. Die Kollektions-Styles, vornehmlich Anzüge und Businesswear, sind nur online erwerbbar. Wie früher werden Standardgrößen angeboten, die aber mit modernen digitalen Mitteln für jeden Kunden individuell ermittelt werden. Mit Hilfe einer Software wird das Modell anhand von Parametern wie Alter, Größe, Gewicht und Bauchform die Ware angefertigt. Liegt man außerhalb der genormten Größenskala, dann hält das Unternehmen eine Made-to-Measure-Lösung bereit, bei der in Zusammenarbeit mit zertifizierten Maßschneiderinnen die perfekt sitzende Kleidung hergestellt wird. Das Besondere bei den Kollektionen ist, dass sie in geringen Stückzahlen und limitierten Auflagen in Italien sowie in Berlin produziert werden. Die Gefahr, dass man mehrere Doppelgänger in demselben Anzug oder demselben Pullover entdeckt, tendiert also gegen Null. Wer trägt eigentlich Manheimer? Die Antwort geben die Macher am besten selbst: „Unsere Kunden tragen Anzug, weil es ihnen gefällt und nicht, weil Anlass oder Dresscode sie dazu verpflichtet. Wir feiern Konfektion als das, was sie in ihren historischen Anfängen war: Luxus. Beste Qualität, die ein Leben lang hält.“ Dem haben wir nichts hinzuzufügen.