Die in Hamburg ansässige High Fashion Brand Fassbender setzt hohe Ansprüche an ihre Kleidung und zeigt, dass diese zwar mit viel Engagement aber mit viel Liebe zum Produkt und einer starken Markenvision realisiert werden können. Mode, deren Halbwertzeit einige Saison überdauert. Kleidung, die zeitlos-elegant und gleichzeitig den Respekt vor Umwelt und Mensch wahrt. Mit Gründerin Christina Fassbender ergründen wir die Grundpfeiler von Fassbender und erfahren, dass High Fashion auch ‚Made in Germany‘ sein kann.
2017 haben Sie mit Ihrem Bruder ihr High Fashion Label Fassbender gegründet. Welche Intention oder Vision hat Sie dazu bewegt? Welche Hürden mussten Sie in der Anfangszeit überwinden?
Nach Jahren in der kommerziellen Modeindustrie konnte ich die Arbeitsweise einfach nicht mehr mit mir selbst vereinbaren. Im Vordergrund standen nur die Konzern-internen Deckungsbeitragsziele, ohne Rücksicht auf schwierige Zustände in Ländern wie Bangladesch. Zudem stand das Produkt selbst nicht mehr im Vordergrund.
Ich wollte unbedingt etwas machen, hinter dem ich mit all meinen Werten stehe, etwas, das mich mit Leidenschaft an die Arbeit gehen lässt und vielleicht auch einen kleinen Teil dazu beiträgt, Mode verantwortungsvoller und ‚cleaner‘ zu machen. Hürden gab es dabei sehr viele, ob ganz klassische Gründungsprobleme, kleine Patzer – über die wir heute lachen können – oder die Wahl der richtigen Partner:innen. Die größte Herausforderung aber ist immer noch, der Welt klar zu machen, dass High Fashion auch ‚Made in Germany‘ sein kann.
Mit welchen Stichworten lässt sich der High Fashion Look von Fassbender am besten beschreiben?
Fassbender ist hanseatische Nonchalance! Unsere Handschrift zeichnet sich durch eine Mischung nordischer Leichtigkeit und zeitloser Eleganz voller Lebensfreude aus. Wir verbinden anspruchsvolle Schneiderkunst mit höchster Funktionalität und Belastbarkeit. Das wichtigste sind für uns aber die inneren Werte: Was in der Kleidung steckt, ist uns mindestens genauso wichtig wie der Look. Von den Materialien bis hin zu den Menschen, die an der Produktion beteiligt sind, handeln wir aus Respekt vor Umwelt und Menschen. Dafür sind wir auch stetig auf der Suche nach den neuesten Material- und Produktionsinnovationen, um nachhaltige Mode von Grund auf noch schöner zu machen.
Hanseatische High Fashion
Welche Rolle spielt der Standort Hamburg für Sie und für Ihre High Fashion Brand, die international aufgestellt ist?
Hamburg ist Heimat. Hier sind meine Familie und Freunde. Darüber hinaus prägt das hanseatische Understatement natürlich die Ästhetik der Marke. Als Hansestadt war Hamburg schon immer ein Tor zur Welt und war viel mehr als andere deutsche Städte um Austausch mit anderen Kulturen, was sich auch in den vielen Kulturfestivals und Kunstsammlungen hier zeigt. Darüber hinaus hat Hamburg aber auch eine Modegeschichte, die sich sehen lassen kann: Jil Sander hat hier angefangen, Karl Lagerfeld stammt aus Hamburg, hier ist das deutsche Hauptquartier von Chanel und vieler deutsche Modeunternehmer. All das beeinflusst natürlich auch unser Label.
Mittels Second Life finden bei Ihnen Bekleidungsstücke, die in der regulären Saison nicht verkauft wurden, über einen kleinen ‚Umweg‘ doch zu einem Besitzer. Können Sie das Projekt kurz erklären? Und welche Erfahrungen haben Sie bisher damit gesammelt?
Verantwortung ist die wichtigste Maxime unseres Labels. Das gilt für die Arbeitsbedingungen, aber auch für die Umweltbilanz. Wir streben langfristig eine klimaneutrale, verantwortungsvolle Kreislaufwirtschaft an. Am Nachhaltigsten wäre es natürlich, wenn wir dem Kreislauf kein einziges neues Kleidungsstück hinzuführen würden, was schwer realisierbar ist. Aber wir können damit anfangen, nichts wegzuwerfen, was bei großen Konzernen oft gängige Praxis ist. Wir wollen ‚älteren‘ Kleidungsstücken ein neues Leben geben und dabei die Einzigartigkeit wirklich hochwertiger Schneiderkunst und elaborierter Ästhetik feiern – das machen wir mit Fassbender Second Life. Kunden können in unserem Online-Shop ein Kleidungsstück ihrer Wahl aus früheren Kollektionen anklicken und dann mit uns in Kommunikation treten, um es nach ihren Wünschen zu individualisieren und so anzupassen können, dass sie für immer ein einzigartiges Stück bekommen, das bleibt. Das können Schnittänderungen oder neue Details wie Stickereien sein – der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Das ist für uns ein wirkliches Herzprojekt.
Iconic Classics
Bewusster Konsum gewinnt immer mehr Anhänger. Gerade im textilen Bereich kann man davon ausgehen, dass wir mehr besitzen als wir tatsächlich brauchen. Wie findet man als Marke die richtige Balance zwischen neuen Produkten und bewusstem Konsum?
Wir glauben daran ‚Iconic Classics‘ zu schaffen, die so zeitlos schön sind, dass sie unseren Kundinnen lange Freude bereiten und auch auf dem Vintage Markt noch begehrt sind. Designerinnen wie Phoebe Philos Céline und Jil Sander haben das für mich geschafft. Wenn ich diese Teile nach Jahren wieder aus dem Kleiderschrank hole, geht tatsächlich mein Herz auf und man hat mit Vintage-Teilen einen einzigartigen Look inmitten der tausendfach kopierten Fast Fashion. Genau das wollen wir auch mit Fassbender. Wir wollen, dass die Designs zeitlos sind, qualitativ makellos, und so bequem, dass man sie immer und immer wieder tragen kann. Und dazu gehört auch, wie sie hergestellt werden. Denn ein Kleidungsstück muss nicht nur gut aussehen und hochwertig sein, sondern nachhaltig und verantwortungsvoll hergestellt, um wirklich schön zu sein. Wir versuchen dabei nicht nur klimaneutral zu werden, sondern auch alle Beteiligten – Mensch, Tier und Natur – respektvoll zu behandeln. Das müssen wir auch weiterhin den Kund:innen nahe bringen, denn auch wenn das Bewusstsein wächst, ist die Bereitschaft danach zu handeln noch längst nicht da.
Mehr Informationen unter myfassbender.com.