Barbiecore: Die Renaissance einer Kultpuppe als Trendsetterin in der Mode

Barbiecore
Fotos: Imaxtree

Der Teaser zum neuen Live-Action-Film von Greta Gerwig beginnt mit den Worten: „Seit Anbeginn der Zeit, seit es das allererste kleine Mädchen gab, gibt es Puppen. Aber die Puppen waren immer und ewig Babypuppen. Bis…“ …’die Puppe aller Puppen’ in den 50er-Jahren erstmals auf der Spielzeugbühne erschienen ist und seit jeher für ein ganz bestimmtes Bild der vermeintlich perfekten Blondine in Pink stand. Der Hype um den Trailer des Live-Action-Films lässt bereits erahnen: Damit ist klar:  Barbie wird die Überraschungs-Muse des Jahres, bringt nicht nur den Barbiecore-Trend, sonder bricht sogar mit einigen veralteten Klischees der antifeministischen Ära. Glauben Sie nicht?

Die beliebteste Puppe der Welt, erfunden von einer Frau

Barbie ist nicht nur eine Ikone, die Barbiecore als Fashion- und Beautytrend manifestiert, sondern auch ein neues Vorbild für Inklusion. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Einst gefeiertes Spielzeug, geriet Barbie immer öfter in die Kritik unrealistische Schönheitsideale zu propagieren und eine eindimensionale Weiblichkeit widerzuspiegeln. Die Intention hinter der Gründung der Puppe war jedoch unschuldig. Hinter Barbie steckt eine Frau. Genauer gesagt Ruth Handler, Ehefrau von Elliot Handler, dem Gründer der Spielwarenherstellers Mattel. Während einer Reise nach Deutschland entdeckte Ruth die Bild-Lilli, eine Puppe, die eine erwachsene Frau auf der Grundlage eines Comics darstellte. Sie präsentierte die Idee ihrem Mann und kreierte die erste Barbie-Puppe, benannt nach ihrer Tochter Barbara. Seitdem hat sie unzählige Spielzeugproduzenten, Filmemacher:innen, Maskenbildner:innen und zahlreiche Modedesigner:innen inspiriert. Heute wird Barbie, nach Jahrzehnten des gleichbleibenden Aussehens, in einer sehr diversen Weise präsentiert.

Barbiecore
Foto: Unsplash

Come on Barbie, let’s go Party

Ruth Handler hat damals sicher nicht mit dem Erfolg gerechnet. Mit und 280 Millionen Aufrufen geht der Hashtag Barbiecore auf Tik Tok gerade viral. Regisseurin Greta Gerwigs Film, der am 21. Juli 2023 in die Kinos kommt, befeuert die Nachfrage nach dem Barbiecore-Stil, der sich harmonisch zum knalligen Dopamin Dressing einreiht, das seit dem Debüt von Valentinos Pink PP Collection 2022 den Siegeszug von leuchtendem Pink durch zahlreiche Ready-to-Wear- und vertikale Trendhäuser angetreten hat und seitdem unverkennbar die aktuellen Kollektionen prägt. „Als willkommener Stimmungsaufheller nach den letzten Jahren geht es bei ‚Barbiecore‘ darum, leuchtende Farben – vor allem das charakteristische Pink der Puppe – in den Alltag zu integrieren“, so die Etsy-Trendexpertin Dayna Isom Johnson gegenüber abc News. „Und da sich viele nach einfacheren, sonnigeren und unbeschwerteren Zeiten sehnen, ist es nur logisch, dass diese von den Achtzigerjahren inspirierte pinke Ästhetik im Mittelpunkt des Sommerstils steht.“   

Barbiecore
Foto: Presse

Shocking Pink ist heute gar nicht mehr so shocking

Rosa gehört zweifelsohne zu den wohl umstrittensten Farben, die mit einer Vielzahl an Emotionen und kontroversen Assoziationen belegt sind. Während die einen darin die Essenz von Weiblichkeit sehen, wird er von anderen als Symbol überholter Geschlechterstereotypen und Trennlinien zwischen den Geschlechtern betrachtet. Modeschöpferin Elsa Schiaparelli war es, die einen Magentaton mit dem Namen Shocking Pink taufte und sich 1937 dadurch von den strengen Farben der 1940er Jahre abhob. Übrigens: Jahrhundertelang wurde Rosa mit Männlichkeit verbunden. Erst in den 50er Jahren bekam die Farbe einen femininen Stempel aufgedrückt. Mamie Eisenhower, die damalige First Lady der USA, trug 1950 bei ihrer Amtseinführung ein rosafarbenes Kleid. Heute rücken viele Geschlechternormen zunehmend in den Hintergrund und immer mehr männliche Künstler und Schauspieler hüllen sich in pinke Anzüge, Westen oder andere pinke Pieces.

Ein großer, längst überfälliger Schritt für die Inklusion

Auch Mattel musste auf schmerzhafte Weise erkennen, dass das Denken in starren Grenzen veraltet ist. Denn seit Langem steht Barbie aufgrund ihres geschlechtsnormativen Aussehens in der Kritik. Die parallele Entwicklung mit dem Zeitgeist der Gesellschaft war daher längst überfällig. Heute spiegelt die Barbieproduktpalette diesen immer besser wider. So wurde das Barbie-Portfolio über die letzten Jahre hinweg immer diverser, ob durch unterschiedliche Hautfarben oder Beeinträchtigungen. Der US-Spielzeughersteller Mattel hat bereits Barbie-Puppen mit Rollstühlen, Hörgeräten und Prothesen entwickelt und möchte nun im Kampf gegen die Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung einen weiteren Schritt gehen. Hierfür bringt der Konzern eine Barbie-Puppe mit Down-Syndrom auf den Markt und arbeitet mit der National Down Syndrome Society (NDSS) zusammen. Laut Mattel-Vizepräsidentin Lisa McKnight, soll die neue Puppe es Kindern ermöglichen, „sich selbst in dem Spielzeug wiederzuerkennen und andere dazu ermutigen, mit Puppen zu spielen, die nicht so aussehen wie sie selbst.“ Auch der Live-Action Film zeigt in den ersten Szenen aus dem Trailer: Die Barbie-Community ist vielschichtig und divers. Und nimmt sich in all dem vielleicht auch nicht allzu ernst.

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Foto: Mattel

Gekommen, um zu bleiben!

Eine facettenreiche Erscheinung darf im Barbiecore-Trend zu erwarten sein. Ob das Tragen von knalligem Pink dazu dient, Aufmerksamkeit zu erlangen, die Stimmung aufzuhellen oder sich jenseits von Geschlechterstereotypen auszudrücken – dieser Trend ist omnipräsent und macht die 64 Jahre alte Puppe aktueller denn je. Mit der Entscheidung, die feministische Regisseurin Greta Gerwig mit der Inszenierung des Live-Action Films zu betrauen, erhält die ikonische Barbie-Puppe endlich das dringend benötigte Update. Denn wer könnte besser mit der stereotypen weiblichen Figur umgehen als eine Frau, die sich konsequent für die Entfaltung von weiblichem Empowerment einsetzt? Mit Gerwig an Bord kann man sicher sein, dass der kommende Film nicht nur unterhaltsam, sondern auch fortschrittlich sein wird.

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Foto: Mattel

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