Antje Leinemann, Geschäftsführerin Bikini Berlin, im Interview: „Wir befinden uns in einem Umbruch.“
Deutschland befindet sich seit Wochen im Lockdown. Für zahlreiche Geschäfte, die – nach derzeitigem Stand – auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben müssen, bedeutet das Krisenmanagement par excellence. Antje Leinemann, Geschäftsführerin der Concept Mall Bikini Berlin, erklärt im Interview, warum vor allem unbürokratische Lösungen auf allen Ebenen jetzt helfen können.
Wie gehen Sie mit der aktuellen Lage persönlich um?
Ich persönlich versuche, möglichst reflektiert mit der neuen Situation umzugehen. So habe ich mich bereits an die bestehenden Ausgangsbeschränkungen sowie an die Reduzierung meiner persönlichen Kontakte gehalten, als wir noch von Empfehlungen und nicht von Regeln gesprochen haben. Natürlich emotionalisieren die Einschränkungen jeden einzelnen von uns, jedoch ist es wichtig, die Situation vernünftig und realistisch zu betrachten. Jeder einzelne ist nun gefragt, sich im Sinne der Gemeinschaft zu verhalten.
Wie schätzen Sie die Lage in den kommenden Wochen ein?
Die derzeitige Situation und ihre langfristigen Konsequenzen sind in der Tat schwer einzuschätzen und jede konkrete Prognose wirkt wie ein Blick in die Zauberkugel. Durch meinen Kopf gehen daher Gedanken wie: Wie wirken sich z. B. die derzeitig gesetzlich vorgeschriebenen Ladenschließungen und der reduzierte Ausgang auf die Geschäfte und ihre Mitarbeiter aus? Werden sich Kaufverhalten und Handel nachhaltig ändern? Wir befinden uns in einem Umbruch und das bedeutet zugleich, agil zu bleiben und die Situation jeden Tag neu zu betrachten.
Welche ist die größte Herausforderung, mit der Sie derzeit konfrontiert werden?
In Krisenzeiten ist immer der Zusammenhalt die größte Herausforderung, aber auch die größte Chance. In unserem Fall ist es wichtig, dass wir in engem Austausch mit unseren Mietern stehen und ihr wirtschaftliches Überleben unterstützen. Das hat oberste Priorität. Unsere Mieter sind oft inhabergeführte Stores, die nicht auf das Netz und den doppelten Boden eines großen Mutterkonzerns zurückgreifen können. Hier sitzen wir gerade virtuell als Team zusammen, um Maßnahmen der Concept Shopping Mall zu brainstormen und abzuwägen.
Welche Erwartungen haben Sie und von wem verlangen Sie Unterstützung?
Nun ist definitiv die Zeit unbürokratischer Hilfe und Solidarität zwischen allen Akteuren – Mietern, Vermietern, Staat und Senat, aber auch unseren Kunden, dass sie uns die Treue halten.
Welche strategischen Lösungen setzen Sie ein, um unternehmerisch auf die Situation zu reagieren?
Wir sind aktuell dabei, auf die akute Situation zu reagieren, sie zu bewerten und versuchen, mögliche Auswirkungen einzuschätzen. Dabei kommt uns zugute, dass wir in Verbänden und mit Beratern der Branche vernetzt sind, sodass wir relevante Informationen schnell teilen können – insbesondere mit unseren Mietern. Unser Centermanagement befindet sich in regelmäßigem Austausch mit ihnen und berät sie bei den derzeitigen Herausforderungen.
Welche Denkansätze für die Zukunft können Sie aus der momentanen Ausnahmesituation für sich gewinnen?
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass die Reduktion auf das Wesentliche auch positive Aspekte für unser aller Miteinander mit sich bringen kann und sicher große Auswirkungen auf die Flexibilisierung der Arbeitswelt hat.