Die Tierschutzorganisation Peta verleiht seit 2013 seinen Vegan Fashion Award. Die Nachfrage nach veganer Kleidung ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und der Award bietet Konsument*innen eine gute Orientierungshilfe. Für Brands wiederum ist der Award ein veritables Verkaufsargument. Der aktuelle Award 2020 wurde in insgesamt 15 Kategorien verliehen. Wir haben Jana Schwarz, Marketing Manager im Bereich Mode und Textil bei Peta, nach Auswahlkriterien der Preisträger, ob Kunstleder wirklich eine gute Alternative und vieles mehr gefragt.
Peta hat 2013 den Vegan Fashion Award eingeführt. Was hat euch dazu veranlasst einen Award für vegane Kleidung zu initiieren?
Für die Modeindustrie leiden und sterben jährlich Milliarden Tiere, darunter Rinder, Schafe, Füchse, Gänse und Krokodile. Deshalb ist es Peta besonders wichtig, Modefirmen und Designer zu würdigen, die sich bewusst und klar gegen Tierleid entscheiden. Der macht den Kleidungseinkauf für Kund*innen transparenter und schafft auch für andere Firmen einen Anreiz, auf vegane Materialien umzustellen.
Nach welchen Kriterien – innerhalb der 15 Kategorien – sucht Peta die Gewinner aus? Welche modischen Aspekte berücksichtigt ihr?
Der Award richtet sich an rein vegane Modelabel und Designer*innen beziehungsweise Modefirmen, die einzelne tierfreie Produkte und Kollektionen anbieten. ‚Vegan‘ bedeutet dabei, dass die Mode und Accessoires frei von jeglichen tierischen Materialien und Produktbestandteilen sein müssen wie beispielsweise Leder, Hornknöpfen oder Wolle, aber auch Wachsen oder Klebstoffen. Das Mindestalter zur Teilnahme beträgt 18 Jahre. Eine Peta-Jury bewertet die von Fashion Labels eingereichten Produkte und kürt dann in 15 verschiedenen Kategorien die Gewinner*innen. Das Hauptkriterium ist, dass die Produkte vegan sind. Dabei legen wir besonderen Wert auf zukunftsweisende Designs und innovative Materialien, wie beispielsweise veganes Leder oder andere pflanzenbasierte Textilien wie Biobaumwolle, Hanf und Lyocellfasern.
Man könnte annehmen, dass sich der Award an Prinzipien von Eco & Fair Fashion orientiert. Dem ist aber nicht so. Es haben auch Brands wie Puma oder auch Kollaborationen wie Marina Hoermanseder mit Buffalo und Sioux mit dem Künstler Tim Bengel eure Auszeichnung gewonnen. Wählt ihr bewusst auch konventionelle Brands für den Preis aus?
Um beim Vegan Fashion Awardzu gewinnen, müssen die Produkte nicht zwangsläufig Nachhaltigkeits- oder Fairnesskriterien erfüllen. Peta begrüßt es aber, wenn Modeunternehmen ebenfalls fair und ökologisch produzieren. Deshalb finden sich jedes Jahr unter den Gewinner*innen auch viele Marken mit nachhaltigen Lösungen, die Materialien wie Ananasleder, Kork oder Lyocellfasern verarbeiten. Konventionelle Brands bieten mittlerweile viele vegane Produkte an. Sie gehören genauso zu der Modelandschaft dazu wie Eco & Fair Fashion Unternehmen sowie kleine Modedesigner*innen. Keiner dieser Modeschaffenden ist für uns von unserem Award wegzudenken. Wir wollen zeigen, dass vegane Mode weit verbreitet und für jeden einzelnen umsetzbar ist – egal ob man lieber nachhaltig, luxuriös oder für den kleinen Geldbeutel einkauft.
In der Kategorie ‚Bestes Accessoire Damen‘ hat die Mini Bag von Jenah St. gewonnen. Veganes Leder ist mittlerweile ein Verkaufsargument und oft werden nicht nachhaltige Produkte aus PVC, PU oder anderen Kunststoffen unter dem Aspekt verkauft, dass vegan automatisch nachhaltig ist. Dabei stellen diese Materialien natürlich spätestens am Lebensende eines Produkts eine enorme Umweltbelastung dar. Kunstleder sind ja oft nichts anderes als billigstes Plastik. Klärt Peta über diese Unterschiede auf?
Man sollte die Produkte immer im Kontext betrachten. Ökologische Vergleichsportale wie der Higg Index zeigen, dass die Produktion von tierischem Leder viel schlechter für unseren Planeten ist als von Kunstleder. Das liegt insbesondere an den Folgen der Tierhaltung in Form klimaschädlicher Methangase, Regenwaldrodungen für Farmbetriebe und Futtermittel, sowie dem hohen Wasserverbrauch und dem Einsatz von hochgiftigen Chemikalien in Gerbereien. Zudem gibt es neben PVC oder PU vermehrt biobasierte Kunststoffe, die ohne Erdöl auskommen. Neben ökologischen Interessen ist die vegane Lebensweise ein wichtiger Motor für derartige Innovationen in der Textilindustrie. Um die ökologischen Auswirkungen von Kunstleder weiter zu reduzieren, bietet Taschendesignerin Jenah St. zudem einen Taschenrückgabe-Kreislauf an: Frühestens nach sechs Monaten können die Kund*innen ihre Tasche zurückbringen, die dann entweder als gebrauchtes, neu aufbereitetes Stück verkauft oder in ihre Einzelteile zerlegt und in ein neues Produkt upcycelt wird. Die Kund*innen bekommen für ihre alte 30 Prozent Rabatt auf eine neue Tasche.
Euer Fashion Award ist bisher eine Auszeichnung von Peta Deutschland. Ist es denkbar, dass dieser Preis international von allen Peta Verbänden verliehen wird?
Jede Peta Organisation kann unabhängig voneinander einen Vegan Fashion Award initiieren. So verleihen beispielsweise auch Peta USA und Peta UK in regelmäßigen Abständen einen ‚Vegan Fashion Award‘. Dass wir zukünftig gemeinsam einen Award verleihen, planen wir aktuell noch nicht.