Keine Frage, Mango gehört zu den Global Playern der Fast-Fashion-Industrie. Und Nachhaltigkeitsziele zu deklarieren, ist en Vogue. Die spanische Brand ist aber sehr explizit bei ihren Vorhaben und deklariert zum Beispiel ihren Verzicht auf Plastikverpackungen in der gesamten Lieferkette und hat auf der Tier-1-Ebene eine Liste der Herstellerbetriebe publik gemacht. Aber nach welchen Kriterien sucht Mango eigentlich seine Lieferanten aus? Und wie steht der Textilriese zum Thema Überproduktion? Wie kann Nachhaltigkeit für Fast-Fashion überhaupt funktionieren? Wir haben nachgefragt und Beatriz Bayo, CSR Director von Mango, hat geantwortet.
Die Nachhaltigkeitsziele von Mango und auch die bereits umgesetzten nachhaltigen Kollektionen setzen klare Signale in der Branche. Der Verzicht auf Plastiktüten, die nachhaltigen Denim-Kollektionen, der Launch des Schmucks im 3D-Druck und viele weitere Initiativen wurden in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht. Wie ist die Rezeption seitens der Konsumet:innen?
Stil und Essenz von Mango finden sich weiterhin in unseren Designs und der Qualität der Kleidung, so dass unsere treuen Kund:innen immer das finden, was sie mögen und was sie an Mango anzieht. Allerdings wollen wir noch einen Schritt weiter gehen und unser Engagement für Nachhaltigkeit zeigen. Wenn unsere Kund:innen also einen Blick aufs Etikett werfen, können sie gleich sehen, dass die Kleidung auf nachhaltigere Weise produziert wurde als ein Standardteil, zum Beispiel unserer Denim-Kollektion und mittlerweile auch bei vielen weiteren unserer Kleidungsstücke. Unsere Kund:innen werden auf die Art Schritt für Schritt an unseren Einsatz und unsere Arbeit für eine für eine nachhaltigere Zukunft herangeführt. Wir möchten, dass sie sich freuen, bei uns Fashion Pieces kaufen zu können, die die Umwelt weniger belasten.
Mango hat letztes Jahr die Lieferkette auf Tier 1-Ebene transparent gemacht, was für alle online einzusehen ist. Was hat den Impuls dazu gegeben?
Wir sind überzeugt davon, dass es für uns wichtig ist transparent zu sein. Daher haben wir auf unserer Website die Liste der Tier-1-Fabriken, die für Mango in 2020 produziert haben veröffentlicht. Wir sind das erste große spanische Unternehmen im Modesegment, das dies gemacht hat. Die Daten, die wir über unsere Lieferkette zur Verfügung stellen, werden nach und nach erweitert. Wir sehen betrachten Transparenz dieser Art als ein gewaltiges Tool, um die Rechte der Arbeiter:innen in der Bekleidungsindustrie zu fördern und das entspricht auch dem Kern der CSR bei Mango. Darüber hinaus werden so auch gute Praktiken in der Branche angeschoben. Das ist ein signifikanter Schritt, der auch für andere Branchen funktionieren kann, nicht nur für die Mode- und Textilindustrie. Wir wissen, dass es nicht genug ist und wir müssen noch tiefergehend agieren, wenn wir unser Engagement hinsichtlich unserer Lieferkette wirklich sicherstellen wollen. Das haben wir bereits in unserem CSR-Strategieplan für die nächsten zwei Jahre festgelegt. Tier-1 war nur der erste Schritt. Wir arbeiten daran mit Tier-2 und -3 fortzuschreiten – gemeinsam mit unseren Lieferanten.
Nachhaltigkeitsziel: Transparenz
Man sieht auf einer Weltkarte inklusive Namen und Anschrift, Textilfabriken eingezeichnet, die für Mango Kleidung herstellen. Nach welchen Kriterien wählt Mango die Produzenten aus und wie stellt ihr sicher, dass diese Kriterien auch eingehalten werden?
Andrés Fernández: Das Hauptkriterium, nach dem wir unsere Lieferanten aussuchen, ist das Produkt. Kriterien, die hinzukommen, sind: Fähigkeiten in der Produktentwicklung, Kommunikation mit unseren Design-Teams und natürlich, ob die Qualität für uns passt. Davon ausgehend, kommen weitere notwendige Punkte hinzu. Wir legen Wert darauf, dass auf Einhaltung der Vorschriften in den Fabriken geachtet wird und darüber hinaus sollten idealerweise, entweder nachhaltige Fasern beziehungsweise Stoffe werden oder Produktionsprozesse angeboten, die weniger umweltbelastend sind.
(Anm. d. Red.: Diese Frage wurde an Andrés Fernández, Sourcing Director bei Mango, weitergeleitet.)
Aus den Nachhaltigkeitszielen geht hervor, dass Mango bis 2025 zu 100 Prozent nur noch nachhaltige Baumwolle, zu 50 Prozent recyceltes Polyester und bis 2030 Zellulosefasern aus kontrolliertem Anbau für seine Kollektionen verwenden möchte. Ein Problem bei der Beschaffung nachhaltiger Materialien ist, dass diese oft nicht in so großer Menge auf dem Markt sind. So ist beispielsweise der Marktanteil von Biobaumwolle laut verschiedenen Quellen von 2019 noch immer unter einem Prozent. Aber laut WWF sind fast 50 Prozent aller Textilien weltweit aus Baumwolle. Was kann Mango tun, damit sich das zum Besseren verändert? Und wie kann das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsziele, 100 Prozent nachhaltige Baumwolle bis 2025 einzusetzen, überhaupt erreichen?
Wir sind voll und ganz unseren Zielen verpflichtet, sprich: unsere Umweltbelastung zu reduzieren. Und wir arbeiten sehr hart daran, diese Ziele zu erreichen, um die Anforderungen der Industrie zu erfüllen. In Anbetracht der globalen Tätigkeit von Mango und mit Blick auf unsere sozialen und umweltbedingten Auswirkungen haben wir schon vor einiger Zeit erkannt, dass die Textilindustrie sich in dieser Hinsicht zu einem nachhaltigeren Modell verändern muss, um bestehen zu können.
Nachhaltige Baumwolle ist laut der Definition von Mango eine Baumwolle, die eine geringere Umweltbelastung im Vergleich zu konventioneller Baumwolle darstellt. Das beinhaltet die Verwendung von Biobaumwolle, recycelter Baumwolle sowie Mangos Support von BCI -Baumwolle. Mango unterstützt als Mitglied der BCI seit 2018 positive Praktiken im Bereich Baumwolle, um die Beschaffung von Baumwolle, die nachhaltiger angebaut wird, zu fördern. Wir fühlen uns verpflichtet, unseren Support für nachhaltige Baumwolloptionen fortzusetzen und werden auch weiterhin Optionen suchen, um nachhaltigere Alternativen zu konventionellen Materialien zu finden.
Ein großes Thema auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mode- und Textilindustrie ist die Überproduktion von Kleidung. Wie steht ihr zu dem Thema? Habt ihr bereits Ideen, wie ihr das angehen könnt?
Eine der tragenden Säule des CSR-Nachhaltigkeitsplans ist Kreislaufwirtschaft. Dieser Pfeiler umfasst Initiativen wie das ‚Mango Second Chances In-Store Textile Recycling Program‘. Dabei geht es um den vermehrten Einsatz von recycelten Fasern und daran zu arbeiten, Schnittabfälle rückzugewinnen und wiederzuverwerten. Hinzu kommt, dass Mango ein Filialnetz hat und mit NGOs und externen Partnern kooperiert, um Textilabfälle zu reduzieren und sicherzustellen, dass alle Kleidungsstücke je nach Beschaffenheit und Zustand wiederverwendet oder recycelt werden. Mango verfügt derzeit über 610 ‚Second Chances‘-Rücknahmecontainer in elf Ländern. Auf diese Weise und in Übereinstimmung mit SDG 12 (Sustainable Development Goal for Responsible Consumption) hat Mango seine Verantwortung als Produzent von textilen Abfällen ausgebaut und bietet seinen Kund:innen die Möglichkeit, gebrauchter Kleidung und Schuhen eine ‚Second Chance‘ zu geben. Kund:innen können Textilien und Schuhe aller Marken in unseren ‚Second Chance-Containern abgeben und damit sicherstellen, dass diese wiederverwendet oder recycelt werden. Alles wird klassifiziert und von lokalen Partnern verwaltet, die mit Menschen zusammenarbeiten, die von sozialer Exklusion bedroht sind. Auf diese Weise trägt das ‚Second Chance‘-Projekt zu einer nachhaltigen und sozial verantwortlichen Kreislaufwirtschaft bei.
Die Covid-19 Pandemie hat zweifellos Spuren im Business hinterlassen. Aber auch Chancen eröffnet und viele Menschen zum Nach- und Umdenken veranlasst. Wie hat Mango – als weltweit operierendes Unternehmen – diese Zeit erlebt – auch hinsichtlich der Nachhaltigkeitsziele? Und was nehmt ihr daraus an positiven Impulsen mit?
Wir sind uns der kritischen Situation bewusst, in der sich unsere Branche aufgrund der Covid-19 Pandemie weltweit befindet. Wir sind uns außerdem bewusst, dass nicht nur wir als Marke, sondern auch unsere Lieferantenkette besonders herausfordernde Zeiten erlebt. Nichts destotrotz hat die Pandemie keinen Einfluss auf unser Engagement für eine nachhaltigere Modeindustrie. Nachhaltigkeit ist eine branchenweite Herausforderung und die Pandemie hat den immensen Wert von Zusammenarbeit erstarken lassen und auch die Festlegung gemeinsamer Ziele herausgestrichen. Dazu gehört auch der Fashion Pact, der anlässlich des G7 in 2019 initiiert wurde, um die Auswirkungen auf die Umwelt entlang der gesamten Lieferkette zu reduzieren.
Unser Engagement für Nachhaltigkeit haben wir weiter voran gebracht und gerade erst unseren strategischen CSR- und Nachhaltigkeitsplan für die kommenden Jahre aktualisiert. Dieser enthält sowohl kurz- als auch langfristige Ziele. Das unmittelbar bevorstehende Ziel ist, uns in diesem Jahr auf nachhaltige Verpackungen zu konzentrieren. Gemeinsam mit unseren Lieferanten werden wir schrittweise alle Kunststoff-Polybeutel für den Vertrieb unserer Produkte abschaffen. Das bedeutet den Verzicht von etwa 160 Millionen Plastiktüten.
Nachhaltigkeitsziele sind gesetzt
Wir werden weiterhin an den drei Säulen des Fashion Pacts arbeiten. In dem Zusammenhang haben wir uns dem ‚Fashion Industry Charter for Climate Action‘ der UN-Klimarahmenkonvention verpflichtet. Aus diesem Grund führen wir eine umfassende Analyse unseres CO2-Fußabdrucks durch. Diese Analyse macht es möglich, die SBTs (Science Based Targets) für das Jahr 2021 festzulegen und einen entsprechenden Plan zur Reduzierung unseres CO2-Fußabdrucks auszuarbeiten. Und natürlich ist Mango auf dem Weg zu nachhaltigerer Mode und somit Auswirkungen auf die Umwelt durch unsere Kollektion anhand der Committed-Collection zu reduzieren. Hinzukommt, dass wir uns darüber hinaus verpflichten, die Verwendung von Materialien mit geringer Umweltbelastung zu priorisieren. Da bedeutet, dass wir – wie Anfang des Jahres angekündigt – bis 2025: zu 100 Prozent nachhaltige Baumwolle verwenden, den Einsatz von recyceltem Polyester auf 50 Prozent erhöhen und noch vor 2030 zu 100 Prozent Zellulosefasern aus kontrollierter Herkunft nutzen.
Was die Beschaffung betrifft, so hat die Pandemie erhebliche Störungen in der globalen Lieferkette verursacht. Aus diesem Grund brauchen alle Akteure der globalen Wertschöpfungskette einander mehr denn je, um diese Zeit zu überstehen. Wir sind nun erst recht überzeugt davon, dass langfristige Beziehungen zu unseren Lieferanten von großer Bedeutung sind – Dialog und Kooperation sind der Schlüssel. Wir folgen den gleichen Kriterien in Bezug auf unsere Lieferkette wie vor der Pandemie. Wir brauchen Partner mit einer widerstandsfähigen Haltung und der Möglichkeit flexibel, effizient und mit maximaler Kooperationsbereitschaft zu reagieren. Von unserer Seite aus, haben wir uns an die Situation in jedem Land angepasst, um die Geschäftskontinuität zu gewährleisten, sobald die lokale Situation es erlaubt hat.