‚What people are wearing’ – Was das YouTube-Format 2021 so erfolgreich macht

‚What people are wearing’
Foto: Screenshot YouTube KarenBritChick

Im Juni 2019 hatte die Youtuberin KarenBritChick ihr erstes Video aus der Reihe ‚What people are wearing in New York’ hochgeladen. Was damals, vor der Pandemie, bereits eine gute Idee war – Menschen auf der Straße in New York danach zu fragen, was sie in ihrem Alltag so für Outfits tragen – gewinnt gerade nach einer Serie von Lockdowns auf der ganzen Welt stark an Bedeutung. Insbesondere jetzt, da die Menschen wieder rausdürfen, ist die Lust auf Mode wieder zurückgekehrt und so reflektiert das YouTube-Phänomen ‚What people are wearing’, das mittlerweile auch von Content Creator:innen in Städten wie London und Paris übernommen wurde, wie kaum ein anderes den aktuellen Zeitgeist.

Straßenumfragen während eines Lockdowns: unmöglich

Als New York Anfang 2020 im ersten Lockdown steckte, musste sich YouTuberin KarenBritChick erst einmal etwas Neues für ihre beliebte Serie ‚What people are wearing in New York’ einfallen lassen. Selbstverständlich war dabei keine der Lösungen so unmittelbar, wie die der Straßenumfrage – dennoch führte sie das Format fort. In einem Video erzählten Menschen von zu Hause aus, was ihr Go-To-Style während des Lockdowns war, in einer anderen schnitt sie älteres Material zusammen, um den Menschen zu Hause zur Abwechslung Leute auf der Straße zu zeigen, auch wenn das in Echtzeit oder gar live gerade nicht möglich war. 

Im Juli 2020 war dann zumindest der erste Lockdown in New York City vorüber und die YouTuberin traute sich – trotz andauernder Pandemie und beeinträchtigender Corona-Maßnahmen wie Masken und Abständen – wieder auf die Straße, um Passanten nach ihren Outfits zu befragen. Per Voiceover kommentiert sie ihr eigenes Video und lässt Menschen auf der ganzen Welt am Pandemie-Alltag in New York teilhaben: „Gerade weil weniger als, ich würde sagen, 50 Prozent der Population von Manhattan derzeit draußen ist, dauert es etwas länger, Leute zum Ansprechen zu finden. Aber es funktioniert!“ Außerdem zeigt sie Street Art, die zu Solidarität, Stay-at-Home und Nachbarschaftshilfe aufruft. 

‚What people are wearing’
Foto: Screenshot YouTube KarenBritChick

Von ‚How much is your outfit?’ zu ‚What people are wearing’

Ein weiterer Content Creator auf der Videoplattform, der seine Straßenumfragen pandemiebedingt nicht fortführen konnte, ist IcyKof. Dieser war vor Corona besonders für sein Format ‚How much is your outfit?’ bekannt, das ‚What people are wearing’ zwar stark ähnelt, den Fokus aber ganz klar auf den Preis eines Outfits legt. Mit dem Ende des Lockdowns in seiner Heimatstadt London nahm auch er die Straßenumfragen erneut auf – diesmal allerdings ohne Preise. Seitdem stellt er, genau wie Karen, einzig die Menschen und deren persönlichen Kleidungsstil in den Vordergrund. Marken erscheinen bei dieser Art von Format als kaum wichtig. 

Die Shift von ‚How much is your outfit?’ zu ‚What people are wearing’ ist wohl nicht nur darauf zurückzuführen, dass die Menschen endlich wieder unterwegs sind und sich präsentieren dürfen und dadurch automatisch wieder mehr Lust auf Style-Experimente haben. Es hat auch etwas damit zu tun, dass sie durch monatelanges Social Distancing wieder Freude an sozialer Interaktion haben – und es daher vielleicht gar nicht mehr so wichtig ist, welche (teure) Marke jemand tragen mag, sondern welche Energie er ausstrahlt und welche Message er durch sein jeweiliges Outfit nach außen trägt. Die Erfolgsformel für Straßenumfragen lautet 2021 also sozialer Umgang: Das Abbilden unterschiedlichster Charaktere und Styles ist viel wichtiger geworden, als die Zurschaustellung von Luxus. 

New York Streetstyle
Foto: Laura D Vargas, Unsplash

Denn was im Jahr 2021 zum wahren Luxus geworden ist, sind keinesfalls die Konsumgüter. Es sind die zwischenmenschlichen Erlebnisse. So sieht man an den verschiedenen ‚What are you wearing?’-Formaten, wie persönlicher Style vielmehr in der Lage ist, soziale Interaktionen zu fördern, statt durch teure Marken Abgrenzung zu schaffen. Und das kommt an: Content Creator:innen in verschiedensten Städten auf der ganzen Welt machen inzwischen diese Straßenumfragen und viele liegen bei mehreren zehntausend, manche sogar bei mehreren hunderttausend Aufrufen.