Mode mieten für einen guten Zweck – 5 Fragen an Ivana Perbi-Ohlheiser, Gründerin Ward’Robe Affaire
Nicht nur gut aussehen, sondern auch etwas Gutes tun. Mit der Charity Rental-Aktion des Berliner Start-ups Ward’Robe Affaire können Fashionistas diesen Juni eine Charity Aktion der OR Foundation unterstützen, denn die Einnahmen für die gemieteten Fashion-Pieces aus den Kleiderschränken von Blogger Bazaar, Helen Fares und Lois Opoku werden direkt an den Kantamanto Fire Relief gespendet.
Am 15. Dezember 2020 zerstörte ein Feuer einen Teil des Ghanaischen Secondhand-Marktes und hinterließ über 200 Händler, Schneider, Färber, Wäschereien und Upcycler in der geschäftigsten Einkaufswoche des Jahres vor den Trümmern ihrer Existenz. Ward’Robe Affaire Gründerin Ivana Perbi-Ohlheiser hat ihre Plattform erst im März dieses Jahres lanciert, doch sie geht bereits mit gutem Beispiel voran. Ihr Vorhaben: gegen den Textilabfall zu kämpfen. Wir haben die junge Unternehmerin zum Interview gebeten.
Ward’Robe Affaire ist noch recht jung; frisch gestartet, richtig? Erzähl uns doch kurz die Backstory dazu.
Ward’Robe Affaire wurde im März 2021 gegründet und entstand durch meine persönliche Frustration des heutigen Modekonsums. Als gebürtige Ghanesin, bin ich in Deutschland mit dem Glauben aufgewachsen, dass ‚Kleidung spenden’ immer etwas Gutes bedeutet. Durch die OR Foundation wurde ich mittlerweile eines Besseren belehrt. Dort erfuhr ich von den massiven ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen, der rund 15 Millionen Kleidungsstücke die wöchentlich aus dem globalen Norden nach Ghana exportiert werden und auf dem Secondhand-Markt ‚Kantamanto’ landen. Allerdings enden rund 40 Prozent der Kleidung auf Deponien und sogar im Meer. Durch Ward’Robe Affaire, unsere Dating Plattform für Kleiderschränke, will ich Nutzern die Möglichkeit bieten, selten oder nie getragene Kleidungsstücke ausführen zu können und so dem Textilabfallproblem entgegenzuwirken.
Mieten für einen guten Zweck: Eure Charity Rental-Aktion startet heute, ab dem 01.06.2021 für vier Wochen. Wie kamst du auf die Idee?
Die Idee zur Charity Rental Aktion kam, weil ich eine Möglichkeit gesucht habe, das Bewusstsein für einen der Orte zu schaffen, an dem unsere Kleidung endet und gleichzeitig dem Endverbraucher eine alternative Art des Modekonsums näherzubringen. Durch die Unterstützung des Creative Matterz Fund und der Kleidung von Helen Fares, Blogger Bazaar und Lois Opoku haben wir die Chance, beide Initiativen zu verbinden und einen Ort, der mir sehr am Herzen liegt zu unterstützen. Durch meine Auseinandersetzung mit den Wegen, die unsere Altkleidung nimmt, ist mir der Kantamanto Markt und die extremen Mengen der dort nicht wiederverwertbaren Kleidung schon seit Langem bekannt. Über den Instagram-Account der OR Foundation habe ich von dem Feuer im Dezember 2020 erfahren und bin sehr froh, jetzt durch Ward’Robe Affaire auf diesem Weg Mithilfe zu leisten.
Mode mieten zu mieten ist nicht neu, aber ein boomender Markt. Warum sollten mehr Menschen Mode mieten statt zu kaufen?
Laut einer Greenpeace Studie befinden sich über zwei Milliarden Kleider ungetragen allein in deutschen Kleiderschränken, gleichzeitig werden neue Teile immer kürzer getragen. Somit endet jedes Jahr mehr Kleidung an Orten wie dem Kantamanto Markt. Indem wir mit Ward’Robe Affaire für die bereits produzierten Kleidungsstücke Nutzen schaffen, können wir der Produktion von neuem Textilmüll entgegenwirken. Außerdem kann man so ständig ‚neue’ Kleidung tragen, ohne die Umwelt dabei zu belasten. Die Option der Vermietung bewegt den Konsumenten dazu, in hochwertige Kleidung zu investieren, da sie mehr genutzt werden kann.
Um nachhaltiger zu konsumieren, muss man das System, wie du es bereits getan hast, hinterfragen, aber eben auch verstehen lernen. Was sind deine SOS-Tipps an Verbraucher:innen, die sich einen nachhaltigeren Umgang mit Mode wünschen, aber sich (noch) schwer damit tun?
Ich kann die Dokumentation ‚The True Cost – Der Preis der Mode’ sehr empfehlen. Der nachhaltigste Weg ist, natürlich zu benutzen was bereits da ist. Sprich, sich schlichtweg in seine bereits vorhandenen Kleidungsstücke immer wieder neu zu verlieben oder durch das Mieten auf Ward’Robe Affaire auch mal in die Teile eines anderen.
Mit etwas Geduld habe ich auf Flohmärkten die besten Schätze meines Kleiderschranks gefunden, besonders auch auf Reisen. Vintage- und Secondhand-Stores gehören genauso zu meinen ersten Anlaufstellen. Falls ich doch mal neue Kleidung kaufe, will ich lange Spaß an dem Teil haben und achte daher sehr auf die Qualität der Verarbeitung und versuche Kunstfasern zu vermeiden. So können alle, inklusive die Mieter meiner Kleidung und eventuell zukünftige Käufer noch lange Gebrauch davon machen.
Derzeit ist Ward’Robe Affaire auf Berlin beschränkt. Gibt es Pläne, den Service national zu erweitern?
Wir haben Ward’Robe Affaire als Pilotprojekt in Berlin gestartet, um möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Diese möchten wir dann in einer App zum Einsatz bringen, bei der Mieter und Vermieter deutschlandweit direkt mit einander kommunizieren können.
Mehr unter wardrobeaffaire.com.