Gelegentlich bleibt einem echt die Spucke weg, wenn man eine neue Fashion Brand entdeckt. So geschehen im Juli 2019 während der Fashion Week Berlin mit Manakaa Project. Auf einem kleinen aufgeräumten Stand in Halle 3 der Premium Exhibition präsentiert sich das Berliner Eco & Fair Fashion Label zum ersten Mal. Eine tiefschwarze Bomberjacke mit reflektierenden Details springt ins Auge, die Details erweisen sich als flache, geometrische Applikationen. Die Haptik soft, das muss Merino sein, vielleicht Cashmere? Der Zipper öffnet sich federleicht. Das dunkelblaugrün seidig schimmernde Innenfutter perfektioniert den Look. Und ich bin verliebt.
Die Kollektion von Manakaa ist auf wenige Teile reduziert: Bomberjacke, Sweater, Strickpullover, Bluse, Trackpant und Seidenschal. Die Farbrange beschränkt sich auf Schwarz, Grau und Gelb. Aus diesen übersichtlichen Zutaten haben Stefanie Blank und Valerie Thiesmeyer eine ebenso stilistisch coole wie inhaltlich engagierte Kollektion hervorgebracht. Rund 85 Prozent der verwendeten Materialien und Zutaten sind GOTS-zertifiziert. Die übrigen 15 Prozent sind in zertifizierter Form schlicht nicht erhältlich. Dazu gehören die Glasperlen aus Japan, die für die applizierten Stickereien verwendet werden und mehr als ein akzentuierendes Design-Element darstellen. Denn Manakaa ist Hindi und bedeutet übersetzt Perle.
Handwerkskunst in modernem Designkontext
Die Idee zu Manakaa Project entsteht, als die Gründerinnen über ein soziales Projekt mit indischer Perlenstickerei in Berührung kommen. Fasziniert von der handwerklichen Finesse, beschließen Valerie und Stefanie ein eigenes Label zu gründen, in dem Perlenstickerei zur Marken-DNA gehört – allerdings frei von jedwedem folkloristischen Klischee. Die beiden Frauen übertragen die tradierte Handwerkskunst in einen neuen, modernen Designkontext und entwickeln zunächst zwei codierte Perlenmuster: Wave und Code. Während ‚Wave‘ einer fließenden Form folgt, wirkt ‚Code‘ technoid, fast wie ein visualisierter Binärcode. Die Glasperlen stammen alle aus Miyuki in Japan, wo Hiroshi Katsouka in zweiter Generation eine auf Glasperlenstickerei spezialisierte Manufaktur führt. Es versteht sich von selbst, dass die Perlen zu den erlesensten weltweit zählen.
Die Lieferanten und Produzenten von Manakaa Project sind alle handverlesen. Die Materialien sind GOTS-zertifiziert, die herstellenden Betriebe ebenfalls. Thiesmeyer und Blank gestalten die Wertschöpfungskette vollständig transparent. Das Cashmere für den Strickpullover stammt aus der Mongolei, wo es von den dortigen Nomaden gesponnen und verstrickt wird. Die für Bluse und Schal verwendete Ahimsa-Seide stammt von Cocccon aus Indien. Ahimsa, auch Peace Silk genannt, steht für Seide, deren Raupen erst schlüpfen, bevor die Kokons zu Seide weiterverarbeitet werden.
Nachhaltige Fashion Brand: The Code Of Good Fashion
Die bis ins kleinste Detail konzipierte Womenswear besticht bereits durch den minimalistischen, monochromen Look, der ebenso hypermodern wie zeitlos ist. Geradezu unwiderstehlich sind die Styles von Manakaa Project aber, weil jedem Kleidungsstück eine persönliche Note innewohnt. Die Geschichten hinter den japanischen Glasperlen, der Ahimsa Seide und dem Cashmere aus der Mongolei schaffen eine emotionale Bindung – eine Antipode zur cleanen Coolness des Designs.