Highsnobiety hat Anfang März seinen ersten physischen Store in Berlin eröffnet. Wir haben uns vor Ort umgesehen und bei der Gelegenheit mit Herbert Hofmann, VP Creative & Buying von Highsnobiety gesprochen.
Seit David Fischer die Dachmarke im Jahr 2005 gegründet hat, hat sich einiges getan. Der einstige Skate- und Streetwear-Blog hat seine Nische längst verlassen und ist heute eine feste Größe in der internationalen Mode- und Streetwear-Szene. Gleichzeitig betreiben die Digital-Pioniere einen eigenen Onlineshop. Zum Sortiment gehören neben etablierten Luxusmarken und angesagten Nischenbrands auch exklusive Kooperationen sowie die hauseigene Modelinie HS05. Nach etlichen Pop-up-Shops weltweit scheint eine dauerhafte stationäre Bühne ein logischer nächster Schritt zu sein – doch die Eröffnung in Berlin hält einige Überraschungen bereit.
Highsnobiety eröffnet Flagshipstore Unter den Linden
In Sichtweite des Brandenburger Tors hat Highsnobiety Anfang März seinen ersten permanenten Store eröffnet. Er heißt wie seine Adresse: Unter den Linden. Auf stattlichen 550 Quadratmetern können Kund:innen sorgfältig kuratierte Produkte entdecken. Die Auswahl reicht von Kleidung über Schuhe und Accessoires, bis hin zu Düften, Beauty-Produkten, technischen Gadgets, Zeitschriften sowie Büchern. Der Anspruch ist kein geringerer als „die Einzelhandelslandschaft in Berlin neu zu definieren“ und den eigenen Concept-Store als „neuesten kulturellen Hotspot der Stadt“ zu etablieren. Highsnobiety-Gründer und CEO David Fischer erklärt: „Wir freuen uns darauf, die erste physische Manifestation der Marke Highsnobiety zu schaffen, die immer präsent ist. Nach Jahren der Erprobung unserer Pop-up-Einzelhandelsgeschäfte und Erlebnisse rund um den Globus war es an der Zeit, diese neue Umgebung zu schaffen, die aufregende Einzelhandelskonzepte und ein solides Programm zum Geschichtenerzählen miteinander verbindet. Es baut wirklich auf unseren Stärken und einzigartigen Fähigkeiten auf“.
In einer Zeit, in der die allgemeine Kaufzurückhaltung der Verbraucher:innen die Existenz vieler Einzelhändler:innen in Deutschland bedroht, scheint eine Store-Eröffnung dieses Umfangs ein mutiger Schritt zu sein. Doch nicht nur der Zeitpunkt sorgt für Überraschungen: Die Lage zwischen Brandenburger Tor und Museumsinsel ist unerwartet – denn die Straße Unter den Linden ist in erster Linie eine Touristenmeile. Welche Strategie das Unternehmen verfolgt und wie sich der neue Concept-Store von der Konkurrenz abheben möchte, haben wir Herbert Hofmann, VP Creative & Buying von Highsnobiety, gefragt.
Hochwertig kuratierte Concept-Stores sind in Berlin nichts Neues: Was unterscheidet
den Highsnobiety-Flagshipstore von der Konkurrenz?
Einen dieser Stores habe ich jahrelang aufgebaut und dabei viel Erfahrung gesammelt (Anm. d. Red.: gemeint ist der Berliner Voo Store). Nach fünf Jahren Pause vom physischen Shop denke ich, dass es an der Zeit ist etwas Neues zu probieren – man spürt eine Müdigkeit und eine Sättigung im Markt. Ich finde es jetzt spannend, an unserem Standort Einzelhandel zu betreiben, der inklusiv und freundlich ist. Wir feiern und kollaborieren mit allerlei Marken – von Coca Cola bis Margiela, vom Pariser Café de Flore bis Prada.
Die Immobilien-Regel „Lage, Lage, Lage“ gilt auch für neue Geschäfte. Warum fiel die
Entscheidung auf die Touristenmeile Unter den Linden anstelle von hippen Stadtteilen wie Kreuzberg, Neukölln oder Schöneberg?
Unter den Linden hatte für uns einen tollen Klang und der Raum eine spannende Energie. Unsere Freunde und Nachbarn vom Château Royal und Café Einstein machten uns die Entscheidung noch leichter. Wir sehen jetzt schon, was für eine Stimmung die Frequenz der Strasse in den Raum bringt. Wir wollten auch etwas Neues entdecken und nicht in schon erschlossene Stadtteile gehen.
Welche Zielgruppe soll mit dem Store erreicht werden?
Wir denken an alle möglichen Leute – Berliner:innen, die sich für tolle Produkte interessieren, Fans des Magazins und Menschen, die Berlin besuchen. Sie alle sollen hier tolle Musik hören, in den Magazinen stöbern und das wechselnde Angebot erkunden.
Auf den Kleiderstangen hängt nur eine Größe jedes Produkts und sortiert wird nach Farben statt nach Marken. Ist das nur eine Frage der Optik oder ein strategischer Teil des Einkaufserlebnisses?
Das Sortieren nach Farbe wollten wir an den Eröffnungstagen aus optischen Gründen machen – zudem mag ich die Idee, weil man dann nicht von Marke zu Marke geht und kategorisch eine
Marke ausschließt. Das Auge bleibt frisch und man schaut sich Produkte an, die man eventuell
nicht anschauen würde. Das Visual Merchandising wird sich jedoch oft ändern. Gerade wenn mehr Sommerware im Shop ist, werden wir andere Themenwelten an den Stangen bauen.
Inwieweit besteht eine Verbindung zwischen dem stationären Handel und dem Online-
Geschäft?
Was die Selektion angeht, versuche ich im Shop experimenteller zu sein. Wir haben die
Möglichkeit, auf Stammkunden einzugehen und können viel mehr Produktkategorien testen.
Welche Koops erwarten uns in den nächsten Monaten? Und wird der neue Concept-Store dabei eine besondere Rolle spielen?
Wir haben beispielsweise eine Kollaboration mit dem Label Carne Bollente gemacht – es dreht
sich alles um unsere sexy Version Berlins oder auch eine Berliner Kollektion mit Carhartt. Der
Flagshipstore wird hierbei immer eine große Rolle spielen, weil es unser neues Zuhause ist und dort der erste Berührungspunkt mit der Ware sein soll. Darauf freuen wir uns sehr!
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