Good Clothes. Fair Pay. – Gerechter Lohn für alle

Illustration mit Text
Illustration: Viktoria Cichoń

Gerechte Bezahlung fordert die Europäische Bürgerinitiative (EBI) ‚Good Clothes. Fair Pay.‘ initiiert von Fashion Revolution, Fair Wear und weiteren Organisationen. Es geht um viel, auch darum eine Million Menschen zu mobilisieren, die Petition zu unterschreiben. Vor allem aber geht es darum, die politische Macht der EU zu nutzen, um existenzsichernde Löhne global für alle Arbeiter:innen in der Textilindustrie durchzusetzen.

Illustraition der Kampagne 'Good Clothes. Fair Pay.'
Illustration: Viktoria Cichoń

Fair Pay – Fair Fashion

„Stellen Sie sich das einmal vor: Von Sonnenaufgang bis zum Abend am Webstuhl sitzen. Bis zur totalen Erschöpfung. Die Kinder müssen mit anpacken, damit die Familie überleben kann. Trotzdem herrschen Hunger und Not. Das alles ist nachzulesen bei Gerhart Hauptmanns ‚Die Weber‘ *). Arbeitsbedingungen wie diese sind bei uns längst Vergangenheit. Aber für Millionen Menschen in Entwicklungsländern sind sie noch immer bitterer Alltag! Als 2013 die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch einstürzte, starben 1.134 Näherinnen. Eine unvorstellbare Katastrophe. Ich habe die Trümmer gesehen, mit den Überlebenden gesprochen – das ist Ausbeutung pur wie bei uns im 19. Jahrhundert. Das Unglück hat uns schmerzlich gezeigt, unter welchen Bedingungen viele der 75 Millionen Textilarbeiter:innen weltweit schuften – auch für unsere Kleidung“, schrieb Dr. Gerd Müller (damals noch Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) in einem Gastbeitrag für Green Knowledge Ende 2021. ‚Die Weber‘ ist ein Drama von 1892, der von dem Weberaufstand 1844 in Schlesien handelt. Es war der erste Protest in Deutschland gegen durch die Industrialisierung herbeigeführten Arbeitsbedingungen.

Video: Director: Anna Ginsburg, Illustratorin: Viktoria Cichoń, Production Company: Strange Beast & Sound Designer: George Grinling

Equal Rights

Arbeitsbedingungen, die wir für unzumutbar erklären, sind weltweit nach wie vor Standard. Dagegen wendet sich ‚Good Clothes. Fair Pay.‘ Menschen, die für uns arbeiten – und exakt das tun die Millionen Arbeiter:innen in der Textilindustrie – sollten Arbeitsverträge und geregelte Arbeitszeiten haben. Sie sollten von ihrem Lohn anständig leben können. Sie sollten sich gesundes Essen leisten, mal ins Kino gehen, ihren Kindern Lehrmittel kaufen und Schulgeld bezahlen können – und Kinder sollten schon mal gar nicht arbeiten. Arbeiter:innen sollten Betriebsräte und Gewerkschaften gründen dürfen. Kurz gesagt: Was hierzulande gilt, sollte auch weltweit zur Regel werden.

Illustration mit Text: Who made my clothes?
Illustration: Viktoria Cichoń

1 Million

Es liegt zwar ein Gesetzentwurf der EU-Kommission vor, die EBI ‚Good Clothes. Fair Pay.‘ kritisiert diesen jedoch, weil beispielsweise existenzsichernde Löhne nicht explizit erwähnt werden und bemängelt, dass der von der EU-Kommission vorgeschlagene Ansatz für die Sorgfaltspflicht nicht im Einklang mit den OECD-Leitlinien steht. Es gibt wohl zu viele Schlupflöcher in dem Gesetzentwurf, die eine Rechenschaftspflicht für Unternehmen unterlaufen. Darum haben sich Fashion Revolution, Fair Wear, ASN Bank, Solidaridad, Fairtrade, Clean Clothes Campaign und WFTO Europe zusammengeschlossen und die bisher größte europäische Kampagne für existenzsichernde Löhne im Bekleidungssektor gestartet. Um das Anliegen der EU-Kommission vorlegen zu können und im EU-Parlament diskutiert zu werden, müssen eine Million Menschen die Petition unterschreiben. Uns kostet das nichts. Anderen kann es helfen.

Petition: goodclothesfairpay.eu