Die 11. Ausgabe der Shoes steht in den Startlöchern. Vom 28.08.22 bis 30.08.22 findet die Shoes auf dem Gelände des Areal Böhler statt. Ein vielseitiges Markenportfolio, ein spannendes Rahmenprogramm mit namhaften Referenten und – ganz wichtig – gute Summer-Vibes im Außenbereich versprechen ein rundum abwechslungsreiches Messe-Event. Wir sprachen mit Ulrike Kähler, Geschäftsführerin der Igedo, über Chancen, Zukunftsideen und die erfolgversprechenden Synergien, die sich aus der neu angekündigten Kooperation mit der Neonyt ergeben.
Was erhoffst du dir von der kommenden Shoes-Edition?
Das ist die nunmehr elfte Ausgabe der Shoes. Wir haben das Thema Shoes vor fünf Jahren begonnen und sogar während und trotz Corona immer eine Edition gemacht. Umso mehr hoffe ich, dass der Handel mit der jetzigen Edition wieder in die richtige Mood reinkommt, denn um ehrlich zu sein, hat mich die FASHN-Edition schon ein wenig erschrocken. Wir stellen etwas Schönes auf, haben auch das Thema Nachhaltigkeit gestärkt und tun, so glaube ich, wirklich viel für die Branche, aber es wird nicht immer so angenommen, was ich persönlich natürlich sehr schade finde. Der Handel gibt sich immer noch sehr verhalten. Er traut sich nicht. Mit der Shoes haben wir aber ein sehr schönes Alleinstellungsmerkmal. Wir haben nicht wie bei der FASHN während der DFDs die Showroomszene, aber wir haben tolle Shows, die Schuhe und Mode zusammen zeigen und ein System gefunden, das wir ‚Agents Only’ nennen. Die Showrooms sind geöffnet und zeitgleich sind sie bei uns auf der Fläche präsent und können ihre Kund:innen über Shuttles hin und her fahren lassen. Wir haben wirklich fast die gesamte Industrie auf unserem Gelände. Das ist es, was eine Messe ausmacht. Insofern erhoffe ich mir jetzt von der kommenden Shoes, dass der Handel die Chancen auch wahrnimmt, kommt und sich nicht zurückzieht, um erneut eine Saison abzuwarten. Sie sollen kommen! Vernetzen! Reden!
Du erwähntest vorhin das Thema Nachhaltigkeit. Ein wichtiges Stichwort, besonders heute, wo die News die Branche erreicht, dass die Neonyt nach Düsseldorf kommt. Was bedeutet der Standort Düsseldorf für dich und inwiefern profitieren die Igedo-Formate und das Messe Frankfurt-Format gegenseitig von der Synergie?
Das ist für mich und für die Igedo ein echter Meilenstein. Nach genau fünf Jahren, die ich nun bei der Shoes dabei bin und nach fast zwei Jahren Arbeit im Hintergrund, ging diese Tür nun endlich auf und das freut mich natürlich unglaublich.
Der Standort Düsseldorf ist für mich einfach Heimat. Hier passiert so viel und ich hoffe, dass Düsseldorf dadurch auch wirklich noch mehr wahrgenommen wird – nicht nur als Ort, der „ja funktioniert“. Hier passiert jetzt wieder etwas, was zukunftsweisend ist. Ich glaube einfach, dass die Igedo-Formate und das Messe Frankfurt-Format ideal zusammenpassen. Natürlich profitieren wir als Lizenznehmer für die Neonyt vom starken Partner Messe Frankfurt. Jetzt gilt es im nächsten halben Jahr, die ganze Community auf uns zu übertragen und es sind wirklich tolle Menschen in Messe Frankfurt vertreten. Außerdem kuratiert die Neonyt sehr gewissenhaft, was bedeutet, dass nicht jede:r dort ausstellen darf. Wenn eine Brand noch nicht so weit ist, kann ich jedoch einen Platz auf der FASHN anbieten. Vielleicht ergibt sich für die Marke dann nach zwei Saisons die Gelegenheit, zur Neonyt zu wechseln. Das ist eine Synergie, die nicht nur unseren Formaten zugutekommt, sondern auch den Aussteller:innen und Besucher:innen. Es bedeutet mit Sicherheit mehr Menschen und mehr Händler:innen auf der Fläche. Igedo und Messe Frankfurt ist eine Synergie, die nicht besser sein könnte.
Der Standort Düsseldorf gewinnt ohnehin wieder zunehmend an Stärke. Der ‚Neuzugang’ Neonyt wird diese Dynamik sicherlich weiter befeuern. Dennoch gilt es, wie du vorhin bereits sagtest, vor allem die Branche mit Fokus auf den Handel noch zu überzeugen. Wie lautet dein Appell?
Düsseldorf hat ein Thema klar vor der Tür liegen, und das ist die Mode. Deshalb ist es so schade, dass dieses Potenzial nicht von allen Protagonist:innen, die dafür auch mit zuständig sind, genutzt wird. Mein Appell: Gemeinsamkeit ist da das stärkste Tool!
In Düsseldorf sind so viele gute Leute am Start, aber die Gemeinsamkeit fehlt mir. Auf der anderen Seite werden gewisse Dinge bei uns nicht so angenommen, die anderswo selbstverständlich sind. Wir sitzen nun mal im Areal Böhler, da muss man unter anderem über eine Brücke fahren, was für einige schon zu umständlich ist. In Berlin musste man jedoch teilweise deutlich längere Wege auf sich nehmen, was viele auch getan haben. Ich sage aber: Düsseldorf ist eine eine Stadt der so kurzen Wege. So schön und so potenziert Düsseldorf aber auch sein mag, wir müssen alle an einem Strang ziehen. Wir haben diesen Sommer schon die ersten Zeichen für eine neue Zeit gesetzt und unsere Expertise gezeigt. Wir können das und endlich ist es so weit!
Kommen wir zurück zur Shoes und dem Schuhhandel, der ebenfalls mit diversen Hürden zu kämpfen hat. Auf eurer kommenden Messe findet unter anderem ein Paneltalk ‚Sneakers & Speakers, II 22’ zum Thema ‚Wie konnte es dazu kommen, dass die Welt der Sneakers ‚a man’s world’ ist und wie könnte man das ändern?’ statt und zeigt, dass es noch sehr viel Gesprächsbedarf über Themen gibt, die ad Hoc nicht auf der Hand liegen. Eine Shoes-Messe kann demnach weit über Order-Zahlen und Vernetzungsmöglichkeiten hinaus auch Lösungsansätze und Denkanstöße für den Handel bieten. Wird das deiner Meinung nach denn auch so wahrgenommen und wo siehst du noch Potenzial in der Umsetzung von relevanten Themen und Konzepten?
Wir als Veranstalter:innen versuchen wirklich viel für die Einkäufer:innen zu tun, damit sie sich wohlfühlen. Nichtsdestotrotz müssen wir uns auch als Veranstalter:innen noch viel mehr in den Handel hinein vernetzen. Wir können für den Handel nicht nur da sein, indem wir eine Fläche bieten und neue Kollektionen zeigen, sondern indem wir auch Feedback und Wünsche erhalten. Sprich: Ich brauche noch viel mehr Stimmen aus dem Handel, die mir sagen, was sie brauchen oder worüber sie reden möchten.
Außerdem habe ich noch die Idee, eine Art State-of-the-Art-Store auf der Messe nachzubauen, der zeigt, wie ein Laden heute im Idealfall aussieht, aufgestellt und bestückt ist. Ich würde zudem dem Handel, aber auch dem Nachwuchs gerne erklären, dass nicht jedes Studium wichtig ist, sondern auch wieder einen Ausbildungsberuf erstrebenswert ist. Der Einzelhandel braucht mehr gute Kaufleute, die in den Stores auf der Fläche stehen und einem die Produkte auch wirklich erklären können. Vielerorts wird heutzutage nur abverkauft. Das reicht aber nicht. Und wie komme ich näher an die Nachwuchsgeneration heran, die jetzt gerade wunderschöne kleine Stores aufmachen und die unbedingt auf unsere Fläche müssen? Es gibt so viele Dinge, die ich noch in die Hand nehmen möchte. Ich möchte noch viel mehr Händler:innen-Roundtable initiieren, vielleicht sogar auch mal ein After Work-Get-together nur für Händler:innen machen, in dem mir gesagt werden kann, was nicht so gut funktioniert, aber eben auch, was funktioniert.
Ihr habt diese Saison auch wieder viele Neuzugänge im Portfolio. Wonach sucht beziehungsweise wie kuratiert ihr?
Ich bin viel draußen unterwegs und gucke mir in Europa auch Labels an, von denen ich mir vorstellen kann, dass sie in Deutschland oder den Niederlanden funktionieren. Andererseits sage ich Marken auch ab, die bei uns anfragen, wenn ich glaube, dass sie hier keinen Erfolg haben werden. Viele fühlen sich dann zunächst vor den Kopf gestoßen, aber wenn hier jemand für drei Tage sitzt, keiner am Stand anhält und man vielleicht sogar schlechte Laune bekommt und diese dann sogar noch an nebenan verteilt, nein, das brauche ich nicht und auch nicht die Marke. Wir gucken uns aber auch vorab bei Schuhen die Sohlen an. Sind das Sohlen, die es schon gefühlt 30.000-mal auf unserer Fläche gab oder ist das eine ganz neue Sohle? Ist das ein ganz neuer Schuh? Wo produzieren die? Können die auch in Krisenzeiten liefern? Kurzum: Wir sind nicht nur Flächen-Vermieter:innen, sondern schauen genau hin.
Wenn man also die gesamte, relevante europaweite Schuhbranche sehen will, von Newcomer und Start-ups bis hin zu gestandenen Unternehmen, dann ist man bei uns richtig.