Hand in Hand für die Fashion Week: Unter diesem Motto wollen Kilian Kerner, Marcel Ostertag, Rebekka Ruétz und Danny Reinke an einem Tag ihr Publikum mit grenzenloser Kreativität verzaubern. Erstmals haben sich die vier Designer:Innen zusammengeschlossen und präsentieren im Rahmen ihres neuen Konzeptes W.E4.Fashion Day am 17. Januar 2023 zur Berlin Fashion Week ihre aktuellen Kreationen. J’N’C sprach vorab mit den vier kreativen Köpfen über die Geburt ihres Projektes, den Zusammenhalt in der Mode und Berlin als Modemetropole.
Am 17.Januar 2023 lädt der W.E4.Fashion Day zu einem vollgepackten Tag mit vier Modeschauen, einem Nachhaltigkeitswettbewerb und zahlreichen Panel Talks ein. Mit dem kreativen Wettbewerb, der von Mey präsentiert wird setzen die vier Designer:Innen nicht nur ein Zeichen für die Umwelt, sondern fördern gleichzeitig auch junge Designtalente. Für den W.E4.Fashion Day bitten die Designer:Innen deshlab ihre Gäst:Innen, ihr Kleidungsstück, welches am längsten in ihrem Kleiderschrank hängt, mit zur Show zu bringen und zu spenden. Die Kleidungsstücke werden gesammelt und anschließend an verschiedene Modedesign-Student:Innen in Deutschland übergeben, die daraus ein neues Kleidungsstück entwerfen. Im Sommer wird dann ein Gewinner ermittelt und mit einem Preisgeld von 3.000 Euro ausgezeichnet.
Wie entstand die Idee zum W.E4.Fashion Day?
Kilian Kerner: Also das ist so entstanden: Es war Montagmorgen. Ich war gerade aufgewacht und bekam einen Anruf von der Berliner Agentur Nowadays. Und die sagten dann: „Wir haben Neuigkeiten. Die Mercedes Benz Fashion Week wird so nicht mehr stattfinden. Diese Plattform gibt es nicht mehr.“ Und ich dachte wirklich das ist ein Scherz. Rebecca und ich hatten schon unsere festen Slots mit Uhrzeiten, die Kollektionen im vollen Gange, Verträge mit Partnern unterschrieben. Und Marcel wollte auch wieder zurück in die Location. Dann habe ich aufgelegt und habe Marcel angerufen und gesagt: „Großer Tag, großer Tag, der Supergau ist passiert.“ Ich habe ihm alles erklärt und habe gesagt, dass es jetzt Zeit ist und wir uns zusammentun müssen. Dann haben wir zu dritt mit Rebekka Ruétz telefoniert und dann waren wir für einen Tag der W.E3.Fashion Day. Abends habe ich dann gesagt: „Moment, was haltet ihr davon, wenn wir Danny Reinke anrufen und fragen, ob der auch noch mitmachen will?“ Und dann war am nächsten Tag klar: Der W.E4.Fashion Day ist geboren.
Kilian Kerner: Das gab es einfach in dieser Stadt noch nie. Dass Designer, die vier Designer, die alle ein Ego haben, zusammen ein Event machen. Wir haben alle unsere Egos ausgeschaltet und haben gesagt wir geben uns die Hand und machen das als eine Einheit. Jeder war so kompromissbereit. Wir haben alle ganz schnell verstanden, was das für einen Mehrwert hat, dass zusammen zu machen. Denn wir haben alle voneinander gelernt. Und man darf hier auch den zeitlichen Rahmen gar nicht vergessen, dass uns von Anfang an zwei Monate geklaut wurden. Die letzte Show war im September. In den sechs Monaten Rhythmus wäre sie im März gewesen oder auf den Januar gelegt. Das war auch für uns alle ein wahnsinniger Marathon.
Herr Ostertag, wie genau kamen Sie dann mit ins Boot?
Marcel Ostertag: Die Informationen waren erstmal ein Schock aber es klang sehr interessant, als Kilian sich gemeldet hat. Erst mal, weil ich die Truppe sehr spannend fand. Ich kenne Kilian schon sehr lange, wir sind befreundet. Rebecca kenne ich auch seit Ewigkeiten und von Dannys Arbeit bin ich einfach ein Riesenfan. Dementsprechend hat das einfach sehr gut zusammengepasst. Wir machen jetzt zum allerersten Mal, was wir eigentlich schon seit langer Zeit hätten machen sollen, nämlich dass wir Designern das selber in die Hand nehmen. Und jetzt haben wir das alles selbst in die Hand genommen und wir funktionieren als Team sehr gut. Wir nehmen uns auch von der Strahlkraft nichts. Jeder hat seine eigene Klientel, seine eigenen Kunden, seine eigenen Fans. Dadurch haben wir noch mehr Strahlkraft und geben auch der Berlin Fashion Week ein neues Gesicht.
Zusammenhalt ist ein wichtiges Stichwort. Wie läuft die Zusammenarbeit unter euch vier Designer:Innen? Gibt ein bestimmtes Konzept?
Rebekka Ruétz: Wir sind da einfach hineingewachsen und wie so ein Baum zusammengewachsen. Wir haben natürlich mehrere Kommunikationskanäle und haben viel über Email und Whats App kommuniziert. Für mich war es eine wahnsinnig schöne und herausfordernde Arbeit mit drei so lieben Menschen zusammenzuarbeiten.
Marcel Ostertag: Dadurch, dass ich beispielsweise schon die meisten Off Location Shows gemacht habe, habe ich was das Setup angeht viele Ideen gehabt. Denny und sein Team waren wahnsinnig gut darin, was die Grafik und Kommunikationsmittel betroffen hat. Rebecca hat uns den Make up Partner besorgt. Kilian bringt tolle Sponsoren und eine tolle Gästeliste und Promis mit an den Start. Dieses Miteinander ist in der Mode ja nicht gang und gäbe. Und genau das inspiriert auch schon viele Leute von außen.
Inwiefern spielen die Themen Diversity, Inklusion und Nachhaltigkeit eine Rolle beim W.E4.Fashion Day?
Marcel Ostertag: Ich habe vor ein paar Saisons angefangen über das Modelthema nachzudenken und habe angefangen, nicht nur Models für die Show zu buchen, sondern einfach wirklich auch meine richtigen Träger:Innen. Das sind Kund:Innen im Alter von 13 bis 80. Jahren. Das bringt die Kollektion noch viel näher an die Audience heran, weil es viel nahbarer dadurch wirkt. Und so haben wir natürlich auch eine Emotionalität erzeugt, die man auch spürt. Da sind wirklich teilweise normale Frauen dabei, die beispielsweise drei Kinder bekommen haben, ihr Leben lang Hausfrau waren und jetzt mit 55 Jahren noch mal etwas anderes erleben wollen.
Was genau versteht man unter dem W.E4Fashion Day Nachhaltigkeits Wettbewerb?
Danny Reinke: Uns ist ganz viel daran gelegen, dass wir junge Talente fördern und dementsprechend haben wir den W.E4.Fashion Day Nachhaltigkeitswettbewerb ins Leben gerufen. Denn da werden wir dann auch im Sommer unsere ersten Gewinner küren dürfen, die dann aus diesem Wettbewerb hervorgehen.
Rebekka Ruétz: Ich habe mich auch viel mit Nachhaltigkeit beschäftigt und ein Professor hat gesagt, dass nachhaltigste Kleidungsstück ist das, was wir am längsten tragen. Unabhängig von der Material-Zusammenstellung, sondern einfach das, was man am längsten trägt. Da kam uns die Idee, dass wir ja unsere Gäst:Innen bitten könnten, dieses Kleidungsstück zur Verfügung zu stellen und wir machen daraus eine Challenge für unsere Student:Innen. Die dürfen kreativ werden und aus diesen Kleidungsstücken etwas Neues zaubern.
„Das nachhaltigste Kleidungsstück ist das, was wir am längsten tragen!“
Kilian Kerner: Genau. Also wir machen das mit drei Schulen, eine in Berlin, eine in München und eine in Hannover und die zehn besten Stundent:Innen werden dann im Sommer nach Berlin eingeladen. Die zehn Outfits werden dann ausgestellt und der beste wird von uns mit 3.000 Euro prämiert.
Welche Zukunftspläne gibt es für das Konzept?
Marcel Ostertag: Wir wollen auf alle Fälle weitermachen. Wir haben dadurch vor allem gesehen, dass jeder seine Stärken seine Kontakte hat und so ein viel größeres Netzwerk aufbauen kann. Im Sommer wollen wir dann auch viel mehr Charity machen.
Kilian Kerner: Ich bin total dankbar dafür, dass dieser Anruf kam. Wir freuen uns alle riesig auf diesen Tag. Wir kommen alle morgens früh an, und sehen endlich alle anderen Shows. Jeder von uns guckt sich die Show des anderen an. Das wird hoch emotional und sehr spannend. Zu sehen, wie machen die anderen das Backstage. Wir profitieren so sehr davon.
Berlin als Modestandort wird ja oft als ‚tot’ betitelt. Inwiefern kann man Berlin aus eurer Sicht als Modestadt definieren?
Marcel Ostertag: Der Standpunkt Berlin ist natürlich sehr spannend, weil hier wahnsinnig viel Design passiert. Es wird aber immer schwieriger, weil sich die Messeformate verändert haben. Und es wird nicht nachgefragt, was wir uns als Designer wünschen würden. Natürlich gibt es viele Labels, die noch groß im Ordergeschäft sind. Wir sind anders aufgestellt und haben sehr viel direkten Kontakt zu unseren Kund:Innen. Ich habe das für mich so umgestaltet, dass ich die Kollektion so ausliefere, wie es meine Kund:Innen wirklich brauchen. Und zwar wirklich Frühjahr und Sommer im März. Dadurch habe ich meinen Umsatz hochgefahren und habe neue Kund:Innen dazu gewonnen.
„Wir sind anders aufgestellt und haben sehr viel direkten Kontakt zu unseren Kund:Innen.“
Rebekka Ruétz: Da ich aus Österreich komme, fand ich es immer total spannend, dass gesagt wurde Berlin sei tot. Und ich finde es unheimlich schade, weil der deutsche Modemarkt ist ein riesiger Modemarkt. Und Deutschland hat so viele kreative Köpfe und Brands. Aber auch der Spirit in der Stadt und die Leute, die sind da.
Kilian Kerner: Dadurch, dass Mercedes Benz weg ist und so viele Förderungen da waren, gibt es so viele Shows wie seit Jahren nicht mehr. Es ein gutes Zeichen, dass unter anderem Odeeh zurückkommt und dass Malaikaraiss zeigt.Wir haben alle harte drei Jahre hinter uns und wir wussten alle nicht, was ist oder noch kommt. Jetzt ist es mal wieder an der Zeit Spaß zu haben. Und das wollen wir mit dem W.E4.Fashion Day erreichen. Einfach mal einen Tag abschalten und genießen. Das wünsche ich mir für uns alle.
Die Schauen finden am 17. Januar 2023 in den Bolle Festsälen in Berlin statt.
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