Countdown – Get ready for Pitti Uomo

v.l. Marco Fantini, Sandro Rasà, Justus HansenFoto: Oğuz Kaya

Habt ihr schon mal einen Stockschirm als Sperrgepäck aufgegeben? Eine komische Frage, ich weiß. Denn warum nimmt man überhaupt einen Stockschirm mit auf Reisen? Das und noch vieles mehr, beantworte ich in meinem Pitti Uomo Guide.

Tipp Nummer 1: Stick to your style

Ein, zugegeben, allgemeiner Tipp, den es grundsätzlich überall anzuwenden gilt, doch leider zieht gerade die Pitti Uomo viele der sogenannten ‚Peacocks‘ an. Neben gut sortierten Menswear-Garderoben, wirken viele von den Besuchern verkleidet, statt stilsicher – und das, weil sie für einen kurzen Moment des Ruhms, wenn die Fotografen sich um sie scharen, auffallen wollen. Auch ich habe mindestens eine Pitti gebraucht, um das zu verstehen. Denn die Highlights meines ersten Outfits, zur Pitti 88 zum Beispiel, waren ein dunkelblaues Zweireiher Sakko mit weißem Gittermuster und Vans in Leoparden Optik. Und ja, es sah auch genauso aus wie es klingt, aber es war mein erstes Mal bei der Messe und ich wollte auffallen. Doch je häufiger ich die Pitti besuchte, desto mehr fiel dieser Drang von mir ab. Mir ging es ohnehin immer mehr darum, meine Sichtweise auf klassische Männermode zu teilen und einfach mein Ding zu machen, unabhängig davon, ob es jemandem gefällt oder nicht. Interessanterweise war das ein allesentscheidender Wendepunkt.

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Foto: Oğuz Kaya

Tipp Nummer 2: Don’t be a poser

Von Männern mit 60 Zentimeter langen Zigarren im Mund bis hin zu Daunenjacken im Sommer – es wird alles für das Foto getan. Ja, wir sind schon wieder bei den Peacocks. Immerhin können wir viel aus ihren Fehlern lernen. Denn sie meinen es nicht nur mit ihren Outfits zu gut, sondern auch mit ihren Posen. Unbequeme, schmale Betonmauer? Die lädt zum Verweilen ein. 35 Grad in der Sonne? Bleiben wir doch hier stehen; im Schatten sieht uns keiner. Zu zehnt, in einer Reihe dem Fotografen entgegenlaufen? Why not! Und das nur, weil sie sich eine bildliche Erwähnung in einer oder mehreren Modezeitschriften erhoffen. Umso mehr gilt hier das Credo: Je eher du dich als echtes (!) Motiv eignest, desto mehr Fotos werden von dir geschossen. Daher lautet mein Tipp: Zieh an, worin du dich wohl fühlst und gib dich, wie du bist. Denn wenn du ein interessantes Motiv darstellst, werden die Fotografen ohnehin nicht lange auf sich warten lassen. Versprochen!

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Foto: Oğuz Kaya

Tipp Nummer 3: How to pack

Planung ist alles. Bedeutet, dass man sich vorab überlegen sollte, was man an welchem Tag anzieht. Wie viele Tage seid ihr vor Ort? Besucht ihr noch weitere Events? Und ganz wichtig: Welches Wetter erwartet euch? All dies gilt es, in die Planung mit einfließen zu lassen, da man ansonsten um das ein oder andere Outfit short oder sogar ganz falsch gekleidet ist.
Meiner Erfahrung nach, reichen 1-2 Mäntel, 2 Anzüge, 1 Sakko, 1 Jeans, 2 Pullis, 1 Chino, 4 Hemden und 3 Paar Schuhe (eines davon Stiefel) inklusive Accessoires und, aufgepasst, optional ein Stockschirm.
Das mag jetzt alles nach recht viel Gepäck für einen zwei bis drei Tage Aufenthalt klingen, aber lieber zu viel dabei haben als zu wenig, denn wir reden hier schließlich immer noch von der wichtigsten Männermode-Veranstaltung der Welt. Bucht daher lieber mehr Gepäck und checkt vorher die Wetterlage.
Wer an dieser Stelle übrigens praktische Falttipps und -tricks von mir erwartet hat, wird leider enttäuscht, denn eines ist und bleibt Gesetz: Bei Hemden führt kein Weg am Bügeln vorbei. …Leider!

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Foto: Oğuz Kaya

Tipp Nummer 4: Be Social

Zu guter Letzt folgt mein letzter und vielleicht bester Tipp, der über eure ganze Erfahrung der Pitti Uomo entscheidet: Geht in den Austausch! Schließlich ist die Pitti nicht nur für ihre enorm bunte Vielfalt an Mode, sondern auch für ihre spannenden Menschen und dessen Stories bekannt. Gepaart mit dem ungemeinen Charme von Florenz und den gut gekleideten Menschen, ist die italienische Menswear-Messe für mich ein Must-see zu Beginn des Jahres, um den Kompass zu stellen und die Ästhetik neu zu schärfen. Die vielen Eindrücke, die guten Gespräche und die neuen Kollektionen lasse ich dann, zurück in Hamburg, in Ruhe durch meinen Kopf gehen, während ich beim Schalter fürs Sperrgepäck stehe und auf meinen Stockschirm warte.

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Foto: Oğuz Kaya

Justus Hansen zählt fast 400.000 Follower auf seinem Instagram Account und teilt dort seine Sicht auf Menswear. Auf J’N’C Online bekommen unsere LeserInnen jeden Monat einen ausführlicheren Einblick auf sein Verständnis von Mode und Lifestyle.