Björn Nadler, Head of Sales Fritzi aus Preußen: Ein Balanceakt auf dem Drahtseil

Fritzi aus Preußen
Björn Nadler, Head of SalesFoto: Presse

Zur Frühjahr/Sommer-Saison 2020 stellte sich das deutsche Mode- und Accessoirelabel Fritzi aus Preußen optisch neu auf und bewies damit dessen Bereitschaft, offen für neue Wege zu sein. Eine Eigenschaft, die es jetzt zu bewahren gilt, denn Björn Nadler, Head of Sales weiß, dass die wirklich großen Probleme der COVID-19 Pandemie erst in den nächsten Monaten auf uns zukommen werden. 

Gerade jetzt merkt die Modebranche, dass die gewohnten Saisonrhythmen einbrechen. Ist es sinnvoll an langfristigen Alternativen zu arbeiten oder wird am Ende wieder alles seinen gewohnten Gang gehen?
Wir würden uns wünschen, wenn Ware wieder dann geordert und geliefert wird, wenn sie wirklich benötigt wird. Grundlegend unterstützen wir als Unternehmen solche Überlegungen. Am Ende kann dies aber nur im Kollektiv umgesetzt werden und genau da sehen wir die große Herausforderung. 

Spielt die Krise nachhaltigen Labels in die Hand oder ist das zu kurz gedacht?
Wir sehen hier keinen direkten Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und der bevorstehenden Krise. Jeder kämpft aktuell ums nackte Überleben. Da stehen nachhaltige Konzepte auf einer Stufe mit dem Mainstream.

Wie gehen Sie mit der Situation derzeit um? Welche Herausforderungen gilt es jetzt sofort zu meistern und wo sehen Sie sogar Chancen?
Bekanntlich waren wir ja auch vor dem COVID-19 Lockdown im Krisenmodus durch unsere überstandene Insolvenz. Wir halten nun sozusagen die Spannungskurve weiterhin oben. Unsere aktuell größte Herausforderung ist, die Liquidität für das restliche Jahr sicherzustellen und dennoch unseren Geschäftspartnern in dieser sehr angespannten Zeit mit Zahlungsaufschüben oder Rabattierungen zur Seite zu stehen. Dies ist aktuell wie das Balancieren auf einem Drahtseil.

Welche Probleme werden derzeit gänzlich außen vor gelassen?
Das große Problem wird erst noch in den kommenden Monaten auf uns zukommen. Wenn aktuell jedes Dritte Unternehmen in Deutschland Kurzarbeit für seine Angestellten beantragt hat, so wird sich dies zeitversetzt auch auf den gesamten Konsum auswirken. Die Modebranche wird darunter ganz besonders leiden. Es ist wichtig, dass die Regierung hier ernsthaft über eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes nachdenkt.

Der Faktor Zeit ist gerade eine unberechenbare Variable. Dennoch: Wann schätzen Sie, wird hier in Deutschland wieder alles einigermaßen wieder zur Normalität zurückkehren?
Die große Frage ist vielmehr: Wollen wir überhaupt zur Normalität zurückkehren? Wir sind bereit für neue Wege, auch wenn der Weg dahin ein Langer werden kann. Normalität? Ich denke bis diese wieder eintritt ist das Jahr 2020 schon lange vorüber.