5 Fragen an Olivier van Calster, StockX Europe

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Olivier van Calster, Vice President & General Manager StockX Europe

Sneaker sind mittlerweile mehr als nur Schuhe, mehr als nur Trend. Sie sind eine wertvolle und ertragreiche Geldanlage. Die Plattform für eine entsprechende Börse hat StockX geschaffen. Die Online Resellfirma aus Detroit ist mittlerweile Marktführer und agiert seit Oktober 2018 im europäischen Markt von London aus. Seit März dieses Jahres können Kunden auch in Deutschland kaufen und verkaufen. Nun wurde vor kurzem das erste StockX Authentifizierungszentrum auf dem europäischen Festland im niederländischen Eindhoven mit rund 30 Angestellten eröffnet, die für die Prüfung von u.a. Qualität und Originalität zuständig sind. J’N’C sprach mit Olivier van Calster, Vice President & General Manager StockX Europe über die Bedeutung von Eindhoven, den nicht abreißenden Sneakerhype und den teuersten StockX-Verkauf.

Was macht Eindhoven zum idealen Standort für das StockX Authentifizierungszentrum in Europa?
Jeder Verkäufer schickt das verkaufte Produkt zunächst zu uns in das Authentifizierungszentrum. Hier wird nicht nur geprüft, ob das Produkt echt oder fake ist, sondern auch die Qualität bewertet. Wir prüfen, ob das Produkt brandneu ist, mit Originalverpackung oder mit Zusatzaccessoires kommt und ob die Größe korrekt angegeben ist. Erst dann, wenn alle Angaben stimmen, erhält der Verkäufer von uns den Erlös und der Käufer von uns das Produkt. Weil dieser Ablauf absolut entscheidend ist, haben wir ein weiteres Zentrum in Eindhoven eröffnet. Wir haben bereits eins außerhalb von London, aber Eindhoven ist sehr zentral an unseren wichtigsten Keymärkten wie Deutschland, Frankreich, Benelux und Skandinavien und kulturellen Hotspots wie Amsterdam gelegen. Es muss einfach nah an der Community sein, damit diese Prozesse so schnell wie möglich von statten gehen.

Im September haben Sie über Twitter einen kleinen Throwback-Tweet geteilt, der an den Kick-off des europäischen StockX Launchs erinnert. Damals wurde die Europa-Zentrale von einem Coffee Shop in Soho, London eröffnet…
Ja, das stimmt. Etwas derart komplexes scheint dann ziemlich einfach zu sein, nicht wahr? Tatsächlich waren wir damals ein Start-up innerhalb eines bereits bestehenden Unternehmens, das ebenfalls gerade einmal drei Jahre alt war. Gemeinsam mit Co-Founder Derek Morrison haben wir damals in Cafés keine Pläne für Authentifizierungszentren ausgeheckt, sondern uns überlegt, wie wir Leute einstellen, wo wir expandieren können und wie wir auf dem europäischen Markt an Relevanz gewinnen. Wir hatten dabei stets sehr viel Rückendeckung und Unterstützung von unseren Kollegen aus den USA, aber es war am Ende doch ein großer Moment für uns – auch, wenn er vom Coffee Shop aus gemacht wurde.

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Was macht denn das Sneaker Business so begehrenswert, dass es sich lohnt StockX nach Europa zu holen?
Marken wie Yeezy oder Supreme kreieren große Hypes, indem sie regelmäßig limitierte Produkte oder Kollektionen droppen, die so einzigartig sind, dass sie auch einen hohen Wiedererkennungswert haben. Viele drücken heutzutage so ihren Stil, ihre Identität aus und erhalten ein Zugehörigkeitsgefühl. Sie werden damit Teil einer Community und einer beinahe elitären Szene. Die urbane Sneakerkultur ist stark geprägt von Millennials und der Gen Z – und beide Zielgruppen sind sehr kaufkräftig.

Im Oktober hat der ‚Jesus Schuh‘ mit Weihwasser für Furore gesorgt und ging für 3.000 US Dollar an den Mann. Doch was ist der bisher höchste Betrag, der bei StockX für ein Produkt geboten und gezahlt wurde?
Für den Nike Schuh ‚Red October‘, ein Yeezy Modell, wurden bisher rund 6.500 Euro geboten. Er kam 2014 auf den Markt und wurde damals für ca. 230 Euro verkauft. So viel zum Hype. Doch der teuerste Schuh, der jemals über StockX verkauft wurde, ist der selbstschnürende Nike ‚Back to the Future‘ Sneaker aus dem Jahr 2016, der für rund 30.000 Euro verkauft wurde.

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Wahnsinn! In diesem Fall sprechen wir hier aber wirklich von einer außergewöhnlichen Rarität. Doch, dass ein einfacher Yeezy Schuh mal das fast 30-fache seines Originalpreises steigen kann, sagt doch viel über die Zielgruppe aus, die sich sicherlich innerhalb einer liquiden Nische bewegt. Gab es in den vergangenen drei Jahren dennoch signifikante Veränderungen innerhalb der Käufer- und Verkäuferschaft?
Auf jeden Fall, ja. Als Stock X anfing, war der Markt von Sneakerheads bestimmt, die sehr passioniert und engagiert sind, sich die neuesten Sammlerstücke zu besorgen und ein begehrenswertes Sneaker-Portfolio aufzubauen. Doch in den letzten zwei Jahren hat sich die Nische deutlich vergrößert und eine breite Gruppe an jungen Konsumenten kam hinzu, die ebenso auf die neuesten Designs und Modelle aus sind. Mittlerweile investieren 15-jährige Kids ihr Taschengeld lieber in limitierte Modelle und gehen auf angesagte Sneakermessen. Der Shift von einem Männer dominierten Interessenfeld zum breiter gefächerten, jüngeren Publikum, darunter auch eine wachsende Kundschaft an Frauen, ist deutlich erkennbar. Es balanciert sich langsam aus und wir sind gespannt, wie sich dieser Markt weiterentwickelt.