Vergangene Woche gab das Kölner Fair Fashion Label Armedangels bekannt, die Position des Creative Directors neu geschaffen und im Februar dieses Jahres mit Michael Kampe besetzt zu haben. J’N’C bat ihn zum 5-Fragen-Interview.
Herzlichen Glückwunsch zur neuen Position als Creative Director. Martin Höfeler hatte bereits angedeutet, dass Ihre Aufgabe unter anderem darin besteht, das Design begehrlicher zu machen, um Nachhaltigkeit endgültig aus der Nische zu holen. Was bedeutet das zukünftig für den Look der Armedangels Kollektionen? Können Sie uns schon etwas zu den wichtigsten strategischen Neuausrichtungen verraten?
Vielen Dank. Wir werden uns noch stärker auf die für uns relevantesten Produktgruppen wie Denim, Jersey, Sweat und Strick fokussieren. Und noch schärfer auch modische Spitzen, sowie frische Farben in innovativen und natürlich nachhaltigen Materialien anbieten. Die Stärke unserer Marke besteht in der Breite unseres Segments, das über ein reines Casual Angebot hinaus geht.
Romantische, feminine Styles wie Kleider und Blusen passen organisch zur coolen und Utility inspirierten Menswear und ergeben zusammen mit Denim ein modernes wie auch spannendes Gesamtbild. Graphics, Jersey und Sweat Teile verweisen auf unsere Wurzeln und werden über Material, Silhouette und Farbe weiterentwickelt. Wir runden das Angebot ab, indem wir unsere Underwear und Kapseln weiter ausbauen und schaffen darüber zusätzlich Strahlkraft.
Worauf freuen Sie sich am meisten in Ihrer neuen Position?
Mit den Teams, die oben erwähnten, spannenden Initiativen in die Tat umzusetzen und das Ergebnis an unseren Kunden zu sehen! Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit geht es hier natürlich keineswegs um ‚mehr ist mehr’, sondern um eine harmonische Weiterentwicklung unseres Produktportfolios. Zu sehen, wie diese verschiedenen Produktgruppen zusammenkommen in einer in sich stimmigen Kollektion mit gemeinsamer Sprache, das ist, worauf ich mich freue.
Sie sammelten bereits Erfahrungen bei international namhaften Labels wie Scotch & Soda, Lee sowie Hugo Boss. Welche Learnings nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Ich bin dankbar für jede dieser Stationen, da ich dadurch einen vielfältigen, weiten Einblick in die unterschiedlichen Strategien und Unternehmenskulturen sammeln konnte.
Sie sind mittlerweile selbst als Dozent unterwegs und lehren die Professionals von morgen, darunter auch Designer:innen. Inwiefern Nachhaltigkeit nach vorne getrieben wird, liegt also auch in den Händen der Young Talents: Was sind die wohl wichtigsten Faktoren, die ein:e Designer:in heutzutage beachten muss?
Als ich vor zehn Jahren anfing, als Dozent an internationalen Hochschulen innerhalb von Lehraufträgen die Studierenden zu unterrichten, war das Thema Nachhaltigkeit – abgesehen von meiner Lehre an der Designskolen in Koldingen/Dänemark– eine gutmütig belächelte Nische. Diese Einstellung hat sich jedoch über die letzten Jahre rasant verändert und wurde auch in den curricula der Lehrinstitute von immer stärkerer Relevanz. Innerhalb meiner Professur an der AMD ist sie ein wichtiger Bestandteil meiner Kurse und Vorlesungen. Wie in der Industrie, sehe ich Nachhaltigkeit auch für die Studierenden nicht als Hindernis, sondern als spannende Erweiterung des Modebereichs mit neuer Motivation und Inspirationsquelle, für frische Ideen und innovativer Umsetzung.
Die Industrie und der Handel haben Nachhaltigkeit sozusagen fast täglich auf der Agenda, wohingegen Endkonsument:innen sich gegebenenfalls noch schwer mit dem Thema und letztlich der Kaufentscheidung tun. Was muss sich Ihrer Meinung nach, auch abseits des Designprozesses, erst ändern, damit nachhaltige und fair produzierte Mode der Fast Fashion den Rang abläuft?
Die bereits erwähnte Begehrlichkeit muss stimmen. Wir sind an einem Punkt, an dem nur irgendwie nachhaltig zu sein, nicht mehr genug ist. Das Design eines jeden einzelnen Teils muss überzeugen und die Verbindung zu uns als Marke klar erkennbar gemacht werden. Zeitlose und wiedererkennbare, ja man könnte es nennen ‚ikonische’ Teile zu entwickeln und dadurch die Zukunft des Unternehmens maßgeblich mit zu beeinflussen, ist eines jeden Designers grösstes Ziel.
Abseits des reinen Designprozesses bedeutet dies, dass noch mehr Aufklärung und Information erfolgen muss. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, die Zeiten haben wir hinter uns, aber in einer Art und Weise, die für das Thema sensibilisiert und begeistert, ohne zu schüchtern oder unscheinbar aufzutreten. Denn die politischen und gesellschaftlichen Tendenzen sind da. Wir können ruhig mutiger und lauter dabei sein, darauf hinzuweisen, wie wir Dinge besser machen können!
Mehr unter armedangels.com.