5 Fragen an Jenny Fagerlin zur Green Machine von Monki

Green Machine
Jenny Fagerlin, Sustainability Director MonkiFoto: Presse

Der Großteil unserer Kleidung besteht aus Baumwoll- und Polyestermischungen. Bisher gab es jedoch keine kommerzielle Methode, um diese Kleidungsstücke vollständig zu recyceln. Daher arbeitet die H&M Foundation seit 2016 mit dem Hong Kong Textile and Apparel Research Institute (HKRITA) zusammen, um gemischte Textilien in großem Maßstab zu recyceln. Ein Jahr später fanden sie einen Weg, diese Textilien durch hydrothermale Verfahren ohne Qualitätsverlust zu recyceln. Dürfen wir vorstellen: die Green Machine.

Monki ist jetzt das erste Modeunternehmen, das diese neue Maschine einsetzt, die für den Trennungsprozess Wärme, Wasser und weniger als 5 Prozent grüne, biologisch abbaubare Chemikalien benötigt. Und um das gebührend zu feiern, lanciert Monki nun die dazu passende Capsule Collection. J’N’C wollte wissen, welche Ziele sich Monki setzt und was dieser Fortschritt für die gesamte Modeindustrie bedeutet. Daher baten wir Jenny Fagerlin, Sustainability Director bei Monki zum Interview.

Community – ein Stichwort, das im Zusammenhang mit nachhaltigem Konsum und der Idee des Recyclings eine sehr wichtige Rolle spielt, denn der Endverbraucher muss nicht nur theoretisch abgeholt, sondern auch motiviert und damit aktiv an der Veränderung beteiligt werden. Was erhofft sich Monki also mit der Green Machine und der damit verbundenen Capsule Collection in Bezug auf die eigene Zielgruppe?
Von Anfang an hat sich Monki zum Ziel gesetzt, eine Alternative zu bieten – das gilt für die Erfahrung in unseren Stores, unseren Style und unsere DNA. Wir streben danach, gemeinsam mit unseren Kund*innen einen zirkulären Modeprozess zu schaffen und laden sie dazu ein, uns auf unserem Weg zu begleiten, Kleidungsstücke wiederzuverwenden und zu recyceln. Wir hoffen, dass dieses Vorhaben unseren Kund*innen das Gefühl vermittelt, dass sie an unserer Seite eine aktive Rolle in der Zukunft nachhaltiger Mode einnehmen können. Dafür führen wir einen ständigen Dialog mit unserer Community, in unseren Geschäften aber auch über unsere Social Media-Plattformen, wo wir uns mit ihnen über unsere Mode und Werte austauschen. Wir lernen aus ihrem Feedback und ihren Fragen und hoffen, sie im Gegenzug mit unseren Kollektionen und Initiativen zu inspirieren. Es geht darum, gemeinsam echte Veränderungen zu schaffen.

Monki Capsule Collection
Foto: Presse

Apropos Zielgruppe: Monki richtet sich in erster Linie an eine jüngere Generation. Ein interessanter Gedanke, vor allem, weil sich die jungen Leute stark für die Umwelt engagieren. Spielt diese Zielgruppe eine Rolle, weshalb Monki das erste Modeunternehmen ist, das die Green Machine einsetzt?
Wir erleben unsere Kund*innen als gut informierte, selbstbewusste und neugierige junge Menschen, die wissen was sie wollen und wie sie gesehen werden möchten. Sie fordern von uns, dass wir die Entscheidungen, die wir treffen, erklären und dass wir direkt mit unserer Community ins Gespräch gehen. Wir schätzen das sehr und arbeiten aktiv daran, einen ehrlichen Dialog zu führen, zuzuhören und zu verbessern. Die Forderung nach Nachhaltigkeit und Transparenz kommt kontinuierlich aus unserer gut informierten Community, aber auch intern herrscht ein großes Bedürfnis nach einer umweltfreundlicheren Modeindustrie.

Zusammen mit HKRITA wurde der kommerzielle Recyclingprozess erst möglich. Was zeichnet das Forschungsinstitut aus?
Das 2006 gegründete HKRITA wird von der Kommission für Innovation und Technologie der Regierung der SAR Hongkong finanziert und ist an der Polytechnischen Universität Hongkong angesiedelt. Das Institut trägt zur Wettbewerbsfähigkeit der Textil- und Bekleidungsindustrie bei, indem es Dienstleistungen in angewandter Forschung, im Technologietransfer und der Kommerzialisierung aus einer Hand anbietet. Das HKRITA spielt auch eine bedeutende und und immer größer werdende Rolle bei der Förderung von Verbesserungen zur Nachhaltigkeit der Industrie und bringt somit Vorteile für die Gesellschaft als Ganzes. 

Green Machine
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Die Technologie ist deshalb revolutionär, weil wir damit jetzt in der Lage sind, Mischtextilien zu recyceln. Es ist das erste Mal, dass dies auf eine sichere, ressourcenschonende und kosteneffiziente Art und Weise geschieht. Aber wir hätten diesen Meilenstein allein nicht erreichen können, denn genau hier kommen die HKRITA sowie die H&M Foundation ins Spiel. Die HKRITA entwickelte die Technologie in Partnerschaft mit der H&M Foundation und einem Team aus sehr erfahrenen, pensionierten Ingenieuren in Japan. Das japanische Team verfügt zusammen über weit mehr als 500 Jahre Erfahrung, was außergewöhnlich ist und uns daran erinnert, dass für die Umgestaltung der Branche eine Menge Wissen erforderlich ist: Es geht auch darum, die richtigen Rückschlüsse zu ziehen. Auch dank unseren Partnern, der H&M Foundation und des HKRITA, ist es uns gelungen, die ersten ready-to-wear Kleidungsstücke zu produzieren.

Bis 2030 sollen für die Monki Kollektionen ausschließlich recycelte oder nachhaltige Materialien verwendet werden – so das Versprechen. Wie werden also die nächsten zehn Jahre bei Monki aussehen?
Es liegt uns am Herzen, gut zur Welt und den Menschen auf ihr zu sein – das bedeutet für uns, unser Geschäft nachhaltiger zu gestalten. Tatsächlich haben wir das Ziel, unseren ökologischen Fußabdruck schneller zu verringern als im Pariser Abkommen der UNO vereinbart (1,5°C-Ziel). Wir lieben die Herausforderung und wollen dies vorher erreichen. Wie wir das erreichen werden: Produzieren, was wir verkaufen – ohne Abfall! Wir wollen nur Produkte herstellen, die unsere Kunden lieben und kaufen möchten. Wir wollen die Lebensdauer der Produkte verlängern. Wir wollen, dass unsere Produkte benutzt, benutzt und wieder benutzt werden – so lange wie möglich! Wir möchten den Kreislauf mit Hilfe von Recycling, Upcycling und innovativem Design schließen.

Green Machine
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Das bedeutet, dass unsere Produkte so gestaltet und beschafft werden müssen, dass sie in unsere Lieferkette zurückgeführt und zu neuen Produkten recycelt werden können. Darüber hinaus haben wir uns der Verwendung von besseren Materialien in allen unseren Produkten verschrieben. Dazu gehört unser breites Denim-Sortiment aus 100 Prozent zertifizierter Bio-Baumwolle, die beliebte Swimwear aus recyceltem Polyester und Polyamid und die veganen Lederaccessoires. Seit 2018 wird die gesamte Monki-Baumwolle zu 100 Prozent aus nachhaltigen Quellen gewonnen. Für unsere Online-Bestellungen verwenden wir ungebrandete Taschen und Kartons, hergestellt aus recyceltem Papier, das vollständig wiederverwendbar und abbaubar ist und ausschließlich aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Und nicht zuletzt bieten unsere Geschäfte aus diesem Grund auch die Möglichkeit Kleidung und Textilien zu recyceln an. Wir betreiben unsere Geschäfte und Büros mit erneuerbarer Energie und verfolgen das Ziel, in der gesamten Wertschöpfungskette klimafreundlich zu werden.

Green Machine
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Wie bereits erwähnt: Das Besondere an der Green Machine, ist ihre Fähigkeit, auf kommerzielle Art Materialien zu trennen – etwas, was der Recycling-Modeindustrie bisher gefehlt hat. Inwieweit ist es das Bestreben von H&M und letztendlich von Monki, diese fortschrittliche Technologie zu teilen, um vielleicht sogar den Fortschritt in der Modeindustrie zu beschleunigen?
Mit dem ersten Drop möchten wir ein Bewusstsein für die Technologie und das Verfahren schaffen. Wir wollen, dass der innovative Prozess transparent ist und glauben, dass die Möglichkeiten und Erkenntnisse schneller von der Industrie aufgenommen werden können, wenn wir sie mit der Welt teilen. Wir hoffen, dass dieser Veränderungsprozess zu einer positiven Kettenreaktion in der gesamten Branche beiträgt. Wir glauben daran, gemeinsam eine freundlichere und nachhaltigere Zukunft für alle schaffen zu können.
Die nächsten Schritte für die Green Machine Technologie sind getan: Für das kommende Jahr planen wir einen kleineren Drop, mit dem Ziel, die Produktion bis zum Herbst 2021 größer aufzufahren. Was wir über die Technologie und den Prozess gelernt haben, teilen wir mit der Industrie, damit diese darauf aufbauen und neue Ziele für nachhaltige Entwicklungen setzen kann.

Green Machine
Foto: Presse

Und so funktioniert die Green Machine:

1. Mischgewebe aus Polyester und Baumwolle wird in die Green Machine eingelegt. 

2. Die Fasern werden nur durch den Einsatz von Wärme, Wasser und weniger als 5 Prozent grüner, biologisch abbaubarer Chemikalien voneinander getrennt. 

3. Ein großer Ofen trocknet die getrennten Fasern. 

4. Das Ergebnis: Getrennte Fasern, die für die Produktion eines neuen Kleidungsstücks verwendet werden können – die Baumwolle wird in Pulverform extrahiert und kann auf vielfältige Art und Weise weiterverwendet werden.

P.S. Die Green Machine arbeitet dabei mit einem geschlossenen Kreislauf: Sowohl das Wasser, die Wärme als auch die grünen, biologisch abbaubaren Chemikalien können wieder und wieder verwendet werden – dadurch entsteht also keine Sekundärverschmutzung.