Axel Arigato hat den Schuhmarkt wie im Sturm erobert und steht für eine neue Generation von Marken: gegründet und gewachsen über Social Media. Albin Johansson, CEO & Co-Founder, und Max Svärdh, Creative Director & Co-Founder verstehen den Markt besser als die meisten erfahrenen Unternehmen. Sie scheuen sich nicht vor Veränderung, sondern betrachten sie als Chance. Wie sie ein nachhaltiges Mindset in ihre Strukturen integrieren, welche Verbindung Mode und Social Media zukünftig haben werden und welche Märkte sie noch erschließen wollen, das verraten uns Albin und Max im Interview.
Bei unserem letzten Gespräch sagtet ihr, dass ihr nicht zu viel nachdenkt und Macher statt ‚Schwätzer’ seid. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Ethos in den letzten Monaten sehr hilfreich war. Wie hat Axel Arigato die Pandemie und ihre Folgen bisher erlebt? Und wie stellt ihr euch auf die neuen Anforderungen ein?
Albin: Mit dem Wandel und gerade in Krisen ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten. Als digital ausgerichtete Direct-to-Consumer-Marke hat das vergangene Jahr unsere Fähigkeit gestärkt, mit unseren Kunden zu kommunizieren, denn wir haben uns zunutze gemacht, dass viele andere Marken aufgehört haben, an ihre Kunden zu denken und stattdessen in ihre Organisationen geschaut haben. Wir haben unseren Fokus auf das Digitale beschleunigt und sind dem, wer wir sind und wofür wir stehen, auf authentische und unvergleichliche Weise treu geblieben.
Teil eures Konzepts ist euer ‚Drop of the Week’, aber was hat sich in den letzten zwei Jahren am meisten geändert und worauf seid ihr am meisten stolz?
Max: Abgesehen davon, dass unser ‚Drop of the Week’ eine kontinuierliche Energie um die Marke herum aufrechterhält, hilft uns das Konzept, einen gesünderen Bestand zu erreichen und trägt auch zu einem bewussteren Konsum bei, da wir den Kunden in den Mittelpunkt der Produktentwicklung stellen und das ständige Kundenfeedback für Nachbestellungen, die Entwicklung neuer Styles und die Verbesserung bestehender Produkte nutzen. Wir sind stolz auf den Marathon Runner, denn er hat grundlegend dafür gesorgt, uns bei den weiblichen Kundinnen bekannt zu machen.
Vor ein paar Wochen habt ihr den Midnight Low auf den Markt gebracht, euren ersten Low-Top-Sneaker aus Bio-Baumwolle. Euer Genesis Vintage-Style ist sogar aus recyceltem Kunststoff hergestellt. Habt ihr vor, mehr in Sachen Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft zu tun?
Max: Abgesehen davon, dass ich und das gesamte Unternehmen ein echtes Interesse an neuen, nachhaltigen Materialien haben, erkennen wir auch, dass unsere Community mehr als nur hochwertiges Design will. Sie wollen Produkte kaufen, bei denen sie sich moralisch gut fühlen und die mit ihren eigenen persönlichen Werten übereinstimmen. Wir erforschen und testen daher ständig bessere Materialien und bessere Wege, um qualitativ hochwertige und langlebige Produkte aus nachhaltigen Quellen herzustellen. Es ist ein nie endender Prozess, aber wir sind voll engagiert.
Als eine Marke, die in den sozialen Medien geboren ist, frage ich mich, ob Axel Arigato mittlerweile auch auf TikTok aktiv ist und wo ihr die Zukunft von Mode und sozialen Medien seht?
Max: Ja, wir sind auf TikTok (@AxelAriagto). Auf unserem Kanal gibt es verschiedene ‚Hosts’, die einzelnen Talenten einen einzigartigen Zugang zu unserer Markenplattform geben, um Inhalte zu produzieren – ein Konzept, das wir in Zukunft noch mehr vorantreiben wollen. Als Marke existieren wir, um eine positive Plattform für unsere Community zu sein. Ob heute TikTok oder morgen Twitch, wir suchen immer nach Möglichkeiten, unser Publikum zu ermutigen, gemeinsam zu kreieren und zusammenzuarbeiten.
Albin: Social Media ist das Herzstück von Axel Arigato, denn dort wurde die Marke geboren. Es ist schwer zu sagen, wie die Zukunft von Mode und Social Media aussehen wird, aber aus unserer Sicht werden wir immer untrennbar damit verbunden sein – und mit den vielen neuen Formen, die es annehmen kann. Es kommt darauf an, neugierig zu sein und keine Angst zu haben, das zu verändern, was wir bereits tun. Als Marke oder Unternehmen muss man immer zukunftssicher sein, und wenn man nicht bereit ist für das, was kommt, könnte man am Ende nicht mehr existieren.
Die Digitalisierung, hybride Formate und anhaltende Lockdowns bestimmen derzeit die Branche. Trotzdem habt ihr letztes Jahr zwei neue Flächen in Deutschland eröffnet: Hamburg und München. Wie sieht eure zukünftige Retail-Strategie aus?
Albin: Im Moment konzentrieren wir uns darauf, unsere europäische Präsenz auszubauen. In der unmittelbaren Zukunft sind die Schlüsselmärkte für uns London, Paris und Deutschland – und in der zweiten Jahreshälfte wollen wir unsere globale Präsenz ausbauen, indem wir neue Märkte wie die USA und Asien erschließen. In einer Zeit, in der es so viel Unsicherheit gibt, vor allem im Einzelhandel, gibt es eine Sache, auf die wir uns alle freuen – und das ist die Möglichkeit, unsere Türen wieder zu öffnen und mit unseren Kunden durch Events und Ladenerlebnisse in Kontakt zu treten.