Solar Vision – Première Vision Trend Report H/W 24/25

Fotos: Imaxtree

Die Stoffsaison Herbst Winter 2024/25 schafft Raum für Erfindungsreichtum. Sie knüpft an Handwerk und Klassik an, erschafft ein flirrendes Drama und strebt nach der Symbiose aus Natur und Technik.

Die Kraft der Sonne als wichtige Inspirationsquelle: Die Première Vision stand in ihrer Herbst/Winter 2024/25 Ausgabe vom 4. bis 6. Juli unter dem universellen Thema Solar Vision. Das Strahlen der Sonne in all ihren Nuancen war nicht nur das Leitmotiv auf den Trendforen der Pariser Stoffmesse, ihre Glut färbte auch auf die Materialien ab und enthüllte Texturen, hob Gewebe und Oberflächen hervor. Glaubt man dem Kreativteam der Première Vision, lässt das Licht der Sonne im nächsten Winter neue, intensivere Schattierungen entstehen und gibt einer flirrenden Eleganz Gestalt. Kontraste aus Kälte und Wärme, aus Dunkelheit und Helligkeit, aus Mattem und Metallischem, aus Ruhe und Drama stehen im Mittelpunkt einer Saison der Extreme, die sich zurückbesinnt auf Qualität und Wert.

Foto: Alex Gallosi

Modern Elegance

Sartoriales feiert im kommenden Winter ein Comeback. Nach vielen Saisons eines lässigen und sehr sportiven Materialbilds sehen wir die Wiederbelebung der Klassik mit ihrer Verschmelzung von Handwerkskunst und Tradition. Wollstoffe mit hoher, aber gleichzeitig sehr geschmeidiger Dichte, seidigem Griff und herausragender Qualität stehen für Tailoring der nächsten Generation – ohne aber dabei auf Komfort zu verzichten. Für Blazer, Anzughosen und Bleistiftröcke kommen Gewebe, die gleichzeitig strukturiert und geschmeidig sind und die Leichtigkeit der Bewegung fördern. Überhaupt scheint in der Saison die Haptik  wenig zur Optik zu passen. Baumwollsatins zeigen sich alles andere als steif, rustikale Leder sind ultra-stretchy und markante Stoffe überraschend leicht. Ultrafeine, fest verarbeiteten und zart geschmirgelten Garne erinnern an den edlen Luxus von Kaschmir. Feine, dichte, subtil kalandrierte Wolle an die Festigkeit von Organza. Shearlings haben eine pelzartige Seidigkeit und Flauschigkeit.

Première Vision
Foto: Alex Gallosi

Subtiler Glanz

Neben mattem Papertouch und der Cozyness von Wolle und Fell steht die die Saison ganz im Zeichen eines zarten Glanzes. Neue leichte, Lacke auf Wasserbasis sorgen für subtile Lackeffekte. Reflexe erinnern an Seiden für die Abendgarderobe, wie etwa knackige Taffetas, glänzende Satins oder die wechselnden Effekte von Organzas. Satinierter Glanz und subtile Metallisierungen treffen auf geschmückte Bouclés und Jacquards mit Lurexgarnen. Es schimmert, funkelt, glitzert – oft aus dem Dunkeln heraus. Seidenqualitäten mit ihrem zarten Schimmer und ihrem zurückhaltenden Glanz erobern die Womenswear und Menswear, die ohnehin mehr und mehr verschmelzen. Leder im Total-Look ist auf den Laufstegen weiterhin auf dem Vormarsch. Das regt die Kreativität der Gerber an und führte auch auf der PV zu einem wachsenden Angebot an feinen Ledern, die von Textilhandwerk und -techniken inspiriert sind. Struktur und Patina sind wichtige Details. Von feinen bis groben Narben, geprägten Strukturen bis hin zu Crinkle-Effekten und von Holz und Rinden inspirierten Prägungen. Hochveredelte Lammfelle und glasierte Kalbleder bleiben strukturiert. Mechanische Zurichtungen erheben technische Finishings wie Laserschneiden, Prägen und Perforieren zur wahren Kunst. Black Nappa und Lack, metallische und irisierende Oberflächen und Platin und Dark Gold als Highlighter setzen Leder düster und glanzvoll in Szene.

Première Vision
Foto: Alex Gallosi

Natur und Technik

Synergistische Wechselwirkungen zwischen der organischen und der technologischen Welt nähren das kreative Schaffen der Stoffdesigner und lenken Materialien in Richtung virtuoser Hybride. Bewusst überdimensionierte und leicht surreale botanische Motive wurden in Paris in großem Stil präsentiert. Muster sind zart bestickt, mit Pailletten und Perlen verziert und erinnern an kostbare Dekorationen. Sich überlagernde Ornamente heben die Materialien hervor. Die verschlungenen Adern von Blättern werden auf Tüll gestickt oder erblühen auf einem doppelten Jacquard-Strick. Laminierte oder zarte Metallspitzen erinnern an Rinden. Gestickte Zweige verflechten sich zu grafischen Mustern, die gelegentlich ins Abstrakte abdriften. Es ist eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, auf die Struktur der Natur, im Mittelpunkt einer Saison, die eine symbiotische Harmonie mit der organischen Welt feiert.

TRENDTHEMEN

SARTORIAL ELEGANCE

Klassik und Eleganz in einem modernen Kontext. Ein Zusammenspiel neuartiger Konstruktionen in kompakten und doch flexiblen und teils fließenden Stoffen. Es entstehen Hybridmischungen, bei denen sich die drapierende Qualität von Seide mit der Lebendigkeit von Wolle paart. Stark eingeschätzt werden Mischgewebe aus Wolle und pflanzlichen Fasern. Optische Akzente werden XXL-Gewebe gesetzt, die eine Hommage an die Handwerkskunst darstellen. Checks und geometrische Muster werden sparsam eingesetzt. Es überwiegen unifarbene Stoffe, die durch Webmuster eine sinnliche Tiefe erlangen.

SOLAR POWER

Deep Red, Ochsenblut, Orange –  gelbliche, rote und orangefarbenen Töne erwärmen und erhellen den Herbst/Winter 24/25. Die grenzenlose Energie der Sonne durchdringt Materialien mit einem starken Glühen. Yellow Clay spiegelt die Symbiose von Erde und Licht wider.  Imposant und diskret, verbindet die Farbe Lebendigkeit und Neutralität, golden und natürlich, passt sie zu allen Produktkategorien. Sonnengelb ist vielseitig, dynamisch und mystisch, ihre kraftvolle Ausstrahlung verleiht der Jahreszeit Energie. Echtes Orange symbolisiert pure Energie. Faszinierend Blutrot, glühend wie das Herz der Sonne, kühn, radikal und verführerisch.

TECHNO NATURE

Äste, Blattadern, Rinden und Holzstrukturen: In den Kollektionen für Herbst/Winter 24/25 wird der Baum von allen Seiten beleuchtet und in naturalistischem Ausdruck auf Stoffe übertragen. Die anatomische Erkundung der Pflanzen entfaltet sich in 360 Grad auf dem Material. Seide, Stickereien, Jacquards und Drucke zeigen stilisierte und grafische Motive aus der Natur. Laub dringt in florale Muster ein und erzeugt einen doppelten dekorativen Effekt, indem es eine Blume und ihr Blatt überlagert oder mit ihnen verschmilzt. Das neue grafische Vokabular auf pflanzlicher Basis löst herkömmliche Blumenmotive ab und die Anatomie der Pflanzen wird zu einem potentiellen Ersatz für klassische Camouflage- und Tierfellmuster.

WHITE PROTECTION

Harmonie zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke: Die Helligkeit des Winters zeigt sich in voluminösen Optiken und dreidimensionalen Oberflächen. Flechtoptiken, organische Strukturen und artisanal gepaddete Materialien von glatt bis fluffy stehen für das Bedürfnis nach Wärme und Protektion. Wolle, Teddy Fleece und langhaarige Felle sowie gekämmte Shearlings stellen flauschiges Volumen in den Fokus. Handwerkliche Dekors wirken roh, unregelmäßig und unfertig. Dekorative Teilrasuren erzeugen Muster oder Farbverläufe.

HIGH DRAMA

Pailletten, Stickerei, Schmuck und Spitze – dazu gedruckte Verzierungen, geprägte Reliefs, Knitter- oder Abnutzungseffekte: Stoffe zeigen im kommenden Winter eine üppige Experimentierfreude mit Hang zum Düsteren. Mikroglitter wird mit leichtem Druck aufgetragen und verleiht Maserungen optische und haptische Lebendigkeit. Metallisches entspringt der Dunkelheit. Samt sorgt für eine lebendige Tiefe. Leder flirtet mit Couture. Geschliffen und raffiniert, in Lack und Glitzer zelebriert es Opulenz. Schwarz, tiefes Nachtblau und Purple bilden die dramatische Farbpalette.

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