Die neue Ära von Saucony – Ein Interview mit Brand President Rob Griffiths

Rob Griffiths
Rob Griffiths im Pariser House of Originals.Foto: Cheryll Mühlen/J'N'C

Seit nur wenigen Wochen in seinem Amt hat der neue Saucony Brand President Rob Griffiths bereits eindrucksvolle Veränderungen erlebt und plant weitere wegweisende Schritte, um Saucony an die Spitze der Branche zu führen. Mit einem Fokus auf nachhaltigem Wachstum und innovativen Strategien will er die beliebte Sneakerbrand als eine weltweit erfolgreiche Marke positionieren, während er die authentische amerikanische Identität bewahrt und gleichzeitig eine internationale Perspektive einbringt. Welche Pläne er verfolgt, wie die 125-jährige Geschichte der Marke die Zukunft prägt und welche Bedeutung Nachhaltigkeit hat, erzählt er uns während der SS24-Kollektionspreview in Paris.

Herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Position als Präsident der Marke! Du bist erst seit ein paar Wochen im Amt. Welche Veränderungen hast du in dieser kurzen Zeit bereits erlebt und welche möchtest du noch umsetzen?
Ich kam 2013 als Head of Lifestyle Brands zu Wolverine World Wide, Inc. und war dann fünf Jahre lang Vice President und General Manager bei Merrell, bevor ich zum General Manager EMEA ernannt wurde. Ich bin also schon lange mit dem Unternehmen verbunden und habe viel Zeit mit dem Team in Italien, dem Team in den USA und meinem Team in der Region verbracht. Daher war der Übergang nicht besonders schwierig, da ich die meisten Leute bereits kannte und darunter viele gute Freunde hatte.
Das Wichtigste für mich war, sofort loszulegen, denn es ging im wahrsten Sinne des Wortes um den Start. Wir mussten sofort die Strategie für die nächsten fünf Jahre planen, darüber nachdenken, was die Marke für zukünftiges und nachhaltiges Wachstum tun muss, und sicherstellen, dass wir richtig positioniert sind. Außerdem bin ich der erste europäische Brand President. Alle bisherigen Brand Presidents waren US-Amerikaner. Das macht diese Zeit für Saucony interessant, da ich eine sehr globale und internationale Denkweise habe und viele Jahre internationale Geschäfte geführt habe, bevor ich die Verantwortung für eine authentische amerikanische Laufsportmarke übernommen habe.
Mein Ansatz ist nicht, alles von Grund auf zu verändern. Vielmehr geht es darum, herauszufinden, was bereits großartig ist, was gut funktioniert und wo wir Verbesserungen vornehmen können. Ich suche nach Möglichkeiten und arbeite mit meinem Team daran, diese zu nutzen und umzusetzen. Aber es war definitiv eine hektische Zeit, um es vorsichtig auszudrücken.

Saucony Originals
Foto: Saucony Originals

Du bringst also eine internationale Perspektive ein. 
Es geht aber nicht in erster Linie darum, eine europäische Sichtweise einzubringen, sondern die Marke angemessen zu repräsentieren. Saucony ist und bleibt eine amerikanische Marke, die für ihren Coolness-Faktor bekannt ist. Dennoch versuchen wir, die Dinge etwas globaler zu sehen, denn das ist mein persönlicher Ansatz. Ich hatte schon immer eine internationale Perspektive. Unser Ziel ist es, unserer DNA und unseren Wurzeln treu zu bleiben, aber gleichzeitig Wege zu finden, um international und global erfolgreich zu sein. Ein Beispiel dafür ist unser derzeit stark wachsendes Geschäft in China. Die Zusammenarbeit mit unserem Joint Venture in China und dem Xtep-Team bietet uns die großartige Möglichkeit, Saucony in Asien weiter auszubauen, während wir uns gleichzeitig auf unseren authentischen Running-Fachhandel in den USA konzentrieren und verstärkt internationales Lifestyle-Marketing integrieren – und das weltweit. Es ist eine sehr aufregende Zeit für uns.

Wenn wir von aufregenden Zeiten sprechen, dann sind 125 Jahre ein erstaunliches Jubiläum – vor allem in der heutigen Zeit – und ganz besonders für eine Schuhmarke, die für ihre Sneaker bekannt ist. Sind sich die Menschen bewusst, was für ein erstaunliches Erbe solche Marken haben?
Ich denke, die Sneaker-Liebhaber:innen sind sich dessen sehr wohl bewusst. Aber nicht nur sie, sondern wir alle sollten uns dessen bewusst sein. Wir alle wissen um den Wert von Marken mit Authentizität und Tradition. Das Besondere an unserer 125-jährigen Geschichte ist für mich, dass sie phänomenal ist. Aber wofür steht sie? Wenn man diese Zeitspanne betrachtet, wenn man unser Buch aufschlägt und sieht, was wir in all den Jahren erreicht haben, dann wird klar, dass wir immer an vorderster Front standen, wenn es um Innovation und Gemeinschaft ging. Das ist uns sehr wichtig und zieht sich durch alles, was wir tun.
In der Vergangenheit haben wir innovative Produkte entwickelt, als es noch keine fortschrittlichen Tools gab. Wir haben immer die besten Laufschuhe hergestellt, Auszeichnungen von Runner’s World erhalten und Athlet:innen mit unseren Produkten beliefert. Anfang dieses Jahres haben wir Rod Dixon geehrt, indem wir den Dixon Trainer wiederbelebt haben. Das zeigt, wie innovativ wir in den 80er Jahren waren – so innovativ, dass Rod seine Schuhe in der Fabrik modifizieren ließ, bevor er seinen Marathon lief. Wir waren also immer führend in Sachen Innovation und haben immer dafür gesorgt, dass unsere Läufer:innen das beste Produkt bekommen.
Heute haben wir die bahnbrechende Endorphin-Serie im Bereich des technischen Laufens. Wir haben den Kinvara Plus, den Ride Guide 17 sowie Neuauflagen und Editionen von großartigen Produkten der Laufindustrie. Und jetzt kehren wir zum Retro-Stil der 90er Jahre zurück. Die hier in Paris vorgestellten Produkte wie Pro Grid, Triumph und Grid NXT sind allesamt Hommagen an unsere Innovationen im Laufe der Jahrzehnte. Es ist wirklich erstaunlich, dass wir eine so breite Produktpalette anbieten können.

Saucony Originals
Foto: Saucony Originals

Wo steht Saucony in Sachen Nachhaltigkeit? 
Neben unserer Leidenschaft für das Laufen ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema für uns. Wir haben bereits nachhaltige Produkte auf den Markt gebracht und setzen uns für weitere Maßnahmen ein. Dazu gehört die Verwendung innovativer Materialien wie Pinatex und Hyperlite, die aus Abfallprodukten wie Ananas und Pilzen gewonnen werden. Darüber hinaus arbeiten wir daran, unseren Wasserverbrauch um 60 % zu senken, und überprüfen unsere Vertriebskanäle und -prozesse, um sicherzustellen, dass sie nachhaltiger sind.
Unser Weg in eine nachhaltigere Zukunft ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem wir immer wieder neue Wege gehen und uns weiterentwickeln. Als führende Laufsportmarke sind wir bestrebt, sowohl die Bedürfnisse der Athleten zu erfüllen als auch unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gemeinschaft gerecht zu werden.

Mit eurem ‚House of Originalshabt ihr in Paris während der Mens Fashion Week nicht nur wieder neue Styles und die neue Kollektion präsentiert, sondern es war auch eine ideale Gelegenheit, dich als neuen Brand President vorzustellen. Inwiefern profitiert man als Marke von solchen Events, abgesehen vom Spaß? 
Die Paris Fashion Week ist für uns ein ideales Medium, um mit unseren Kund:innen und Partner:innen aus der ganzen Welt zu sprechen. Wir treffen hier Besucher:innen aus den USA, Japan, Asien, Lateinamerika und vielen anderen Ländern. Hier können wir in unserer Sprache kommunizieren und sicherstellen, dass sie verstehen, wofür wir stehen. Die Live-Kunst, die während der Veranstaltung präsentiert wird, unterstreicht unsere Kreativität und unsere Art der Zusammenarbeit. Es geht darum, Beziehungen aufzubauen und auf authentische Weise mit unseren Partner:innen, Kund:innen und unserer Community zu interagieren. Alles in allem ist diese Veranstaltung ein wichtiger Termin in unserem Kalender, da sie uns die Möglichkeit gibt, unseren Raum zu nutzen und unsere Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Mit Blick auf die letzten 125 Jahre: Was macht deiner Meinung nach eine erfolgreiche Marke aus? 
Eine erfolgreiche Marke zeichnet sich heute durch ständige Innovation aus. Dabei geht es nicht nur um innovative Produkte, sondern auch um kulturelle und organisatorische Innovationen. Erfolgreiche Marken kennen ihr Umfeld und verstehen ihre Relevanz im Markt. Wer diese Relevanz aus den Augen verliert, sei es in der Kommunikation mit den Konsumenten oder in Bezug auf das angebotene Produkt, riskiert zu scheitern. Deshalb arbeiten unsere Teams ständig daran, relevant zu bleiben. Darüber hinaus müssen wir ständig an der Spitze der Innovation bleiben, sowohl für unsere Top-Athlet:innen als auch für unsere Modekunden und Tier-0-Konsument:innen. Wir dürfen nie aus den Augen verlieren, dass alles, was wir tun, im Einklang mit unseren Verbraucher:innen und unserer Marke stehen muss.