When in Zurich – Pernilla Wohlfahrt, Arket Managing Director über zeitgemäßen Retail

Pernilla Wohlfahrt
Pernilla Wohlfahrt, Managing Director ArketFoto: Presse

Die skandinavisch inspirierte Mode- und Lifestyle-Marke Arket hat vergangene Woche seinen neuesten Flagshipstore in Zürich eröffnet. Der erste Standort der H&M-Tochter in der Schweiz ist ab sofort in der Lintheschergasse 8-9 im ‚Swiss Life Brannhof‘ im Zentrum der Bankenmetropole zu finden. Neben zahlreichen modeaffinen Gästen, lokaler Presse und Influencern war auch Pernilla Wohlfahrt, seit 2020 Managing Director bei Arket, beim großen Opening dabei. Wir haben sie exklusiv zum Interview getroffen und mit ihr über die Zukunft des innerstädtischen Retails gesprochen.

Arket, eine Tochter der H&M Group, hat seit 2017 bereits über 31 Filialen in 13 Ländern eröffnet. Die 2017 lancierte Brand setzt dabei weniger auf schnelllebige Mikro-Trends und mehr auf den schlichten Skandi-Stil mit cleanen oversized Silhouetten. Neben Kleidern, Schuhen und Accessoires verkauft Arket auch Düfte, Körperpflege und Haushaltsartikel. Das Filialkonzept: eine Mischung aus Slow Fashion und Concept Store. Zudem ergänzt ein rein-vegetarisches Café mit Kaffeespezialitäten und schwedischen Zimtschnecken die 800 Quadratmeter große Store-Fläche den Züricher Space, das von Chefkoch Martin Berg, einer Koryphäe der plantbased Cuisine, entwickelt und geleitet wird.

Liebe Pernilla, die Art und Weise, wie die Menschen heutzutage einkaufen, hat sich durch den elektronischen Handel rapide verändert. In Zeiten, in denen Waren noch am selben Tag nach Hause geliefert werden können, ist es nicht mehr nötig, in ein Geschäft zu gehen, um den Bedarf an neuer Kleidung zu decken. Deshalb konzentrieren sich viele Einzelhändler:innen mehr auf ihr digitales Geschäft. In Zürich haben Sie nun einen großen Flagship-Store an einem hochfrequentierten Ort eröffnet. Was glauben Sie, was die Leute dazu bewegt, doch noch in die Stadt zu gehen, statt alles online zu kaufen?
Der Online-Handel sollte nicht per se als Konkurrenz zum stationären Handel gesehen werden. Er bietet den Verbraucher:innen häufig einen schnellen Zugang zu einer neuen Marke, der dann durch den stationären Handel noch verstärkt wird. Das Prinzip funktioniert aber auch umgekehrt: Im Geschäft findet man eher neue Kombinationsmöglichkeiten und Stilinspirationen. Außerdem kann man die Kleidung anfassen und fühlen. Ich glaube also fest an das duale Konzept von Ladengeschäften gepaart mit einem digitalen Einkaufserlebnis, denn beides ergänzt sich ideal. In unseren Arket-Filialen versuchen wir, mit unseren Kund:innen in Kontakt zu treten und sie an uns zu binden, indem wir ein Marktkonzept anbieten, bei dem Menschen einfach miteinander in Kontakt treten und miteinander reden können.

„Erlebnis-Shopping“ ist dabei ein vielzitierter Begriff. Auch die Definition des Begriffs „Erlebnisses“ hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Die Erwartungen der Kund:innen sind gewachsen. Vor 30 Jahren genügte es vielleicht noch, ein paar Luftballons an die Ladentür zu hängen, um Kunden in den Laden zu locken. Wie muss ein moderner, zeitgemäßer Markt aussehen und was muss er bieten, um die Kunden zu begeistern?
Wir laden unsere Kund:innen zu einem modernen Markterlebnis mit einer breiten Auswahl an kuratierten Mode-, Wohn- und Designartikeln ein, die am selben Ort angeboten werden wie unser vegetarisches Arket Café. Die Rose Bakery im Londoner Dover Street Market verfolgt ein ähnliches Konzept: Restaurant und Einzelhandel bilden dabei eine wunderbare Synergie. Das war auch für uns eine schöne Entdeckung, besonders nach Corona. Sobald die Läden wieder geöffnet waren, war der Besucher:innenstrom wieder da – sogar noch größer als zuvor und immer noch ungebrochen.
Auf unserem großen ‚Market Table‘ im Eingangsbereich finden die Kund:innen ein erlesenes Sortiment aus dem Arket-Portfolio: Geschirr und Vasen stehen neben Teddyfell-Pantoffeln und Handtüchern, ein Kochbuch neben Bodylotion und einer kuscheligen Kaschmir-Strickjacke – alles Alltagslieblinge, die Freude machen. Auf diese Weise schaffen wir Markenaffinität und wecken hoffentlich Inspiration.

In Ihrer Position als Arket-Geschäftsführerin sind Sie viel unterwegs und können viele Städte besuchen. Wie entscheiden Sie, ob es sich lohnt, ein Arket-Geschäft in einer bestimmten Region zu eröffnen? Und wie finden Sie Immobilienjuwelen wie die, in der wir uns gerade befinden?
Wir haben genaue Wünsche und lokale Teams vor Ort, die nach unseren Anforderungen geeignete Objekte finden. Gewisse Parameter wie Größe und Lage müssen einfach stimmen. In Zürich bieten uns die 800 Quadratmeter die Möglichkeit, unser gesamtes Sortiment zu präsentieren, inklusive Damen- und Herrenmode, Kinder und natürlich unser Lifestyle-Segment. Im Grunde genommen fragen wir uns bei jedem Store immer wieder aufs Neue: „Ist das der Ort, an dem unsere Kund:innen uns finden wollen?“ Manchmal ist es auf der High Street, manchmal etwas nischenhafter und versteckter – und manchmal irgendwo dazwischen, wie hier in Zürich.
Auch unsere Suche nach einer geeigneten Fläche in Berlin-Mitte hat nun endlich ein Ende. Nach sechs Jahren der ständigen Suche haben wir endlich ein Ladengeschäft in dieser besonderen und trendbewussten Gegend gefunden, der unseren Vorstellungen vollends entspricht. Wo genau dieser Laden sein wird, wird noch nicht verraten, aber er wird irgendwo zwischen der Friedrichstraße und dem Alexanderplatz liegen. Im Frühjahr 2024 planen wir die Eröffnung.

Gefühlt ist alles, was gerade Trend ist, Skandi. Zugegeben, Paris, Mailand und London zählen immer noch zu den absoluten Fashion-Metropolen und haben nicht nur aufgrund ihrer High Fashion-Kompetenz und den großen Traditionsmodehäusern einen besonderen Stellenwert in der Branche – aber: Auch ohne Haute Couture holt Skandinavien richtig auf. Nordischer Minimalismus für die Mode- und Interieur-Welt so trendweisend wie nie. Meine letzte Frage an Sie ist daher: Was ist Ihr absoluter Tipp fürs Skandi-Style-Shoppen bei Arket?
Ich trage wahnsinnig gerne weiße Hemden. Ich habe sogar 53 Stück in meinem Kleiderschrank. Sie werden mir einfach nie langweilig und passen immer zu allem. Jedes Mal, wenn ich ein neues kaufe, muss ich eines verschenken. Das ist die Abmachung, die ich mit mir selbst getroffen habe. Arket bietet eine wunderschöne Auswahl an weißen Hemden, die zu allem passen und ein echtes Staple für eine skandinavisch inspirierte Garderobe sind. Von klassischen Popeline-Hemden bis hin zu solchen mit weiten Ärmeln oder im angesagten oversize Schnitt – ich kann nur empfehlen, sich das Arket-Sortiment anzuschauen. Meine Top-Empfehlung: das Smoking Hemd.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

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