Maison Hēroïne stellt auf recyceltes Leder um – Ein Interview mit Gründerin Sina Jurina

Maison Hēroïne
Gründerin Sina JurinaFoto: Presse

Batman hat seinen Utility Belt, Frauen ihre Handtasche. In ihnen findet sich meistens mehr, als man vermutet und es stimmt: Für viele Frauen müssen Taschen im Idealfall für jede Lebenssituation ausgestattet sein und sowohl beruflich, als auch privat überzeugen. Das junge deutsche Label Maison Hēroïne hat diese Brücke erfolgreich geschlagen und brilliert mit funktionalem Design, das viel Platz für den halben Haushalt bietet und dabei nonchalant Minimalismus ausstrahlt. Nun wagte das Gründer-Ehepaar Sina und Anton Jurina den nächsten Schritt in dessen Unternehmensstrategie: Ende April stellte Maison Hēroïne die Produktion auf recyceltes Leder um und geht somit in Richtung Nachhaltigkeit – kein unbekanntes Terrain für das Ehepaar. Wir sprachen mit Sina Jurina über Mut sowie die Hürden der Produktionsumstellung und fragten nach, wie sie mit der Krise umgehen. 

Von einem Start-up erwartet man, dass es nicht nur zeitgenössisches Design und Ideen mit sich bringt, sondern ebenso zeitgenössische Werte widerspiegelt. Mit der Umstellung auf recyceltes Leder, geht Maison Hēroïne einen wichtigen Schritt in eine nachhaltigere Zukunft. Doch wie kam es zu dieser Entscheidung?
Schon vor der Gründung von Maison Hēroïne haben wir uns viele Gedanken über die Produktion gemacht und wie wir diese möglichst nachhaltig gestalten können. Wir produzieren seit Beginn in Europa in einem italienischen Familienbetrieb und verwenden qualitativ sehr hochwertiges italienisches Leder. Mein Mann Anton hat als Mitgründer von Armedangels bereits Erfahrung im Bereich nachhaltiger und fair produzierter Mode und wir haben so lange die Augen offengehalten, ob man auch im Bereich Leder das Thema Nachhaltigkeit voranbringen kann. Als wir hier in Deutschland auf einen Produzenten für deutsches recyceltes Leder gestoßen sind, war für uns der nächste Schritt klar. 

Kannst du den Prozess der Umstellung beschreiben? War er leicht oder schwieriger als gedacht?
Ich würde sagen, es war genauso schwierig wie gedacht. Jede Produktionsumstellung ist nicht einfach und muss gut geplant und durchdacht sein. Wir haben hier eng mit unseren Produzenten zusammengearbeitet; für sie war dies auch ein völlig neues Terrain. Keiner hat zuvor mit nachhaltigem Leder gearbeitet und so waren natürlich viele Test nötig, um zu verstehen, wie sich das Material bei der Verarbeitung verhält. Wir sind jetzt aber sehr glücklich mit dem Ergebnis. 

Gibt es Qualitätseinbußen oder bleibt für das ungeschulte Auge alles beim alten?
Wir merken keinen Unterschied in der Qualität, eher im Gegenteil. Das recycelte Leder fühlt sich anders an, nach unserem Empfinden aber sogar besser als manches Echtleder. 

recyceltes Leder
Foto: Presse

Nun hast du gemeinsam mit deinem Mann damals das Label aus einer ‚Not’ heraus gegründet, denn dir fehlte im Alltag als Working-Mom in der Finanzbranche eine praktische, aber dennoch schöne Laptoptasche. Dein Mann kam praktischerweise aus der Modebranche und war somit der ideale Geschäftspartner. Doch für viele ist es unvorstellbar, ein Unternehmen mit dem Ehepartner zu führen. Nach vier Jahren Maison Hēroïne – wie lautet da euer Learning?
Anton und ich kennen uns schon seit dem Studium und waren bereits über drei Jahre verheiratet, als wir Maison Hēroïne gegründet haben. Wir kannten unsere jeweiligen Arbeitsweisen und auch unsere beruflichen Stärken und Schwächen. Im Arbeitsalltag streiten wir uns auch mal, aber immer nur um die jeweilige Entscheidung selbst und den richtigen Weg, da hat jeder mal recht. Ein wichtiges Learning für uns war es, die Arbeit auch mal im Büro zulassen. Dabei hilft uns unsere 1 1/2-jährige Tochter sehr. Wenn wir zuhause sind, bekommt sie unsere ganze Aufmerksamkeit. 

Welches Pflaster ist härter: die Finanzwelt oder die Modebranche?
In der Mode ist alles deutlich schnelllebiger, man muss immer am Puls der Zeit bleiben. In der Finanzwelt läuft alles etwas langsamer. Wenn du eine Mode- oder Accessoire Brand aufbauen willst, musst du dich in die unterschiedlichsten Bereiche reindenken und alles in kürzester Zeit verstehen. Allerdings ist es sehr schwierig eine Marke aufzubauen, wenn man seine Finanzen nicht im Blick hat. 

Wie du schon sagtest, lebt die Mode von der Dynamik, aber auch vom Wandel und der Anpassungsfähigkeit. Wie lautet dein Tipp für ein erfolgreiches, beständiges Unternehmen – auch in Krisenzeiten wie diesen?
Das Wichtigste ist, flexibel zu bleiben und nie den Mut zu verlieren, neue Dinge auszuprobieren – auch in Krisenzeiten. Im April haben wir mit unserem Team in Berlin und unseren Produzenten in Portugal innerhalb von wenigen Tagen Mund- und Nasenmasken produziert und online gestellt. Mit dem Verkauf konnten wir sicherstellen, dass unsere Textilproduzenten die Krise gut überstehen. In den kommenden Tagen launchen wir eine Handseife to go, die ohne Wasser Bakterien und Viren unschädlich macht und perfekt in jede Handtasche aller aktuellen Alltagsheldinnen passt. Schwierige Zeiten erfordern Kreativität und den Mut auch mal nach links und rechts zu schauen und den graden Weg zu verlassen.  

Nach all den Jahren und zig Taschen; welches ist dein absolutes Lieblingsmodell?
Das ist und bleibt ‚Sophie’ – sie ist super praktisch für Frauen (und Mamas), die wie ich immer viel zu viel dabeihaben. 

Weitere Informationen unter maisonheroine.com.