Die Seek kehrt zu ihren Wurzeln zurück – Ein ehrliches Gespräch mit Maren Wiebus

Maren Wiebus
Maren Wiebus, Creative- & Event-Director SeekFoto: Presse

Im Herzen der Berliner Fashion Week steht die Seek wie ein beständiger, wenn auch kleiner Leuchtturm der Modewelt. Maren Wiebus, Creative & Event-Director der Messe, spricht mit uns über die besonderen Momente, die Herausforderungen und die einzigartige Atmosphäre, die die Seek zur unverzichtbaren Homebase der Modebranche macht. Im Interview gibt sie Einblicke in das lebendige Treiben, das die Seek zu einem Ort des Austauschs und der Inspiration macht, und verrät, warum der persönliche Kontakt und die gemeinschaftliche Stimmung in diesen turbulenten Zeiten wichtiger denn je sind.

Liebe Maren, nur noch wenige Tage bis zur Seek. Worauf freust du dich am meisten? Und wo werden wir dich über die Tage wahrscheinlich sehen?
Ich liebe das Gefühl des Klassentreffens, das sich einstellt, sobald all die guten Menschen und langjährigen Begleiter:innen sowohl auf Aussteller:innen- & Partner:innen- als auch auf Besucher:innenseite eintreffen. Dieses Gefühl zieht sich durch alle Tage.
Die Seek als Homebase ist der wichtigste Anker, auch im allgemeinen Fashion-Week-Trubel. Ich habe zwar keine Zeit, mir Shows anzuschauen, aber zum Beispiel zum 202030 – The Berlin Fashion Summit muss ich gehen, weil wir beide, du Cheryll und ich, uns dort auch mit tollen Leuten unterhalten werden!

Haters gonna hate: Was möchtet ihr mit der Seek erreichen und welche Vorteile bieten sich Aussteller:innen sowie Besucher:innen seitdem die Seek wieder back to the roots geht?
Unser Business ist ein People’s Business. Die Seek ist ein offener Ort, den wirklich alle Stakeholder unserer Branche in einer der wichtigsten Wirtschaftsnationen mitgestalten können. Aktiv! Indem man die neuesten Produkte und Projekte zeigt, Bewährtem einen neuen Rahmen gibt, sich an einen Tisch oder auf eine Bühne setzt und diskutiert, eine Party/Dinner/Attraktion organisiert. Oder einfach vorbeikommen – reden, lachen, streiten, sich vertragen. Jede und jeder kann etwas beitragen. Und wir organisieren das alles mit Freude in einer der aufregendsten Städte der Welt.
Der direkte Kontakt und die persönliche Atmosphäre der Seek sind in einem kleineren Rahmen, als wir ihn zwischenzeitlich viele Jahre hatten, sicher wieder besser zu spüren. Wir arbeiten gegen das Gefühl der Überforderung. Die Seek ist unser Zuhause.

Als Creative & Event-Director der Messe ist es deine Aufgabe, eine unvergessliche und erfolgreiche Veranstaltung zu gestalten. Was sind die größten Herausforderungen und wie meisterst du sie?
Da wir ein kleines Team sind, ist die Palette der Dinge (die meist eher schnell als in Ruhe erledigt werden müssen) – gelinde gesagt – vielfältig. Innerhalb weniger Stunden entwerfe ich eine Printanzeige, frage den komplexen Strombedarf der Caterer ab, schreibe, setze und verschicke mit Marie-Luise einen Newsletter, spreche mit Ausstellenden, kalkuliere Budgets, streite mich geschwisterlich mit dem Team über Wandhöhen, stelle ein strahlkräftiges Panel für eine Konferenz zusammen und überlege, wie der Kühlwagen für die Party eigentlich in den Hof kommt.
Maximales Multitasking – und ich muss zugeben, je älter ich werde, desto schwerer fällt mir das. Hier bin ich, bei aller Wertschätzung vieler digitaler Tools, wieder bei den klassischen To-do-Listen zum Abhaken gelandet. Sonst verliere ich den Überblick.

Work hard and be nice to people – ein Motto, nach dem du dich richtest. Wie gelingt es dir, freundlich und positiv zu bleiben, selbst wenn es so scheint, als würde die ganze Branche nur darauf warten, dass jemand scheitert?
Du kannst mir glauben, dass ich mir manchmal mehr Eskalationspotenzial wünsche. (lacht) Ich versuche immer, Lösungen zu finden, die nicht nur mir oder uns nützen, sondern möglichst viele Asse für alle bringen. Da kann ich selten aus meiner Haut und das kann ich mittlerweile auch akzeptieren. Und genauso kann ich akzeptieren, auch wenn ich mich selbst (oder meine Freund:innen/Kolleg:innen) oft daran erinnern muss, dass die Seek nicht für alle sein kann und soll.  
Ich glaube fest daran, dass gute Leute gute Sachen machen und dass Kommunikation und Kooperation dafür unerlässlich sind. Wer nicht mitmacht, verpasst etwas. Selber schuld.

Seek Berlin
Das Team von Seek
Foto: Puria Safary

Was treibt dich in dieser Branche an? Gibt es Entscheidungen oder Wege, die du heute anders gehen würdest, wenn du noch einmal von vorne anfangen könntest?
Ich weiß, dass ich und wir jeden Tag, seit es die Seek gibt, unser Bestes geben.
Das gibt mir innere Ruhe und ist viel mehr, als die meisten Menschen können oder wollen. Ich wünschte jedoch nur, ich hätte öfter auf mein Bauchgefühl gehört. 

Du bist schon sehr lange Teil des Seek-Teams. Was macht die Seek für dich so besonders und welche Veränderungen hast du über die Jahre miterlebt?
Das lässt sich nicht kurz fassen. Es war und ist eine Achterbahnfahrt. Aber mit viel oben. Und das Unten ist eben lehrreich, so ist das Leben..

Wer auf die Seek geht, sollte was verstehen? Was sollten Aussteller:innen sowie Besucher:innen unbedingt wissen, um das Beste aus der Seek herauszuholen?
Versucht, locker und offen zu sein. Bullshittet nicht herum, seid ehrlich und lieb zueinander. Habt Spaß. Wir operieren keine lebenswichtigen Organe.

Wie siehst du die Zukunft der Seek? Welche Entwicklungen und Trends erwartest du in den kommenden Jahren?
Es ist uns allen zu wünschen, dass sich die insgesamt und überall angespannte Gesamtsituation auflöst. Und zwar durch echte Veränderung und Wandel.
Dazu muss jede:r in den Spiegel schauen, ehrlich zu sich selbst sein und sich darüber im Klaren sein, was man will und (bestenfalls) wie man es erreichen kann. 
Ich wünsche mir mehr Konstruktivität bei allen Ideen, Wünschen und Forderungen. Nach einer ‚Messe‘ oder einem ‚Branchentreff‘ zu rufen und dann nicht daran teilzunehmen – das merkt man doch selbst, oder? 

Abschließend: Welche drei Worte beschreiben die Seek für dich am besten und warum?
Ich habe zwei: Menschen, denn darum geht es, egal von welcher Seite man es betrachtet, und Mode, denn auch darum geht es. Am Ende braucht niemand wirklich neue Kleider. Aber was sie einem geben können (Freude, Selbstvertrauen, Mut, etc.), das ist wichtiger denn je. Unsere Arme sind weit geöffnet!

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