5 Fragen an Yamato Kuwahara, COO Uniqlo Deutschland

Weißes T-Shirt von Uniqlo
Foto: Uniqlo

Die Uniqlo LifeWear Philosophie bildet das Fundament das japanischen Unternehmens und passt besser denn je in eine Zeit, die einen radikalen Werte-Wandel durchlebt und in eine Gesellschaft, die sich ihrer Verantwortung nicht nur bewusst wird, sondern ihr auch gerecht werden möchte. Dass ein Modeunternehmen wie Uniqlo es den Endkonsument:innen mit Recycling-Programmen, Spendenaktionen und saisonungebundenen Kollektionen etwas leichter macht, ist ein zeitgenössischer Ansatz, über den wir mit Yamato Kuwahara, COO Unqilo Deutschland im 5-Fragen-Interview gesprochen haben.

Die LifeWear-Philosophie ist eines der Kernelemente Ihres Unternehmens. Warum passt diese Mentalität ausgerechnet jetzt so gut in unsere Zeit?
Unsere Kleidung ist für jeden gedacht, überall – jeden Tag. Unser Leben und unsere Prioritäten haben sich im Jahr 2021 verändert, und was wir alle brauchen, sind Stücke, die zu unserem neuen Lebensstil passen. Angesichts der aktuellen Umstände und ihrer Auswirkungen auf das Verbraucherverhalten ist LifeWear die perfekte Lösung und bietet Produkte, die vielseitig, funktional und langlebig sind. 

Yamato Kuwahara, COO Unqilo Deutschland
Yamato Kuwahara, COO Unqilo Deutschland Foto: Uniqlo

Eine der Herausforderungen, mit den manifestierten Trendzyklen zu brechen, besteht darin, Trends nicht zu vernachlässigen. Aber wie können Trends mit LifeWear-Produkten kombiniert werden?
Es gibt etwas, das man das ‚One-Mile’-Konzept nennt, das sich in Japan entwickelt hat. Es ist das Konzept, zu Hause zu bleiben und nach draußen zum Supermarkt oder zum Spaziergang mit dem Hund zu gehen – aber nicht zu weit. Wir haben gesehen, wie sich dieser Trend im vergangenen Jahr weltweit entwickelt hat und wie sich die Nachfrage der Kunden nach Kleidung und unsere Art, Produkte zu entwerfen und zu innovieren, die den Bedürfnissen dieses neuen Lebensstils entsprechen, verändert hat. Zu unseren Initiativen gehört zum einen, dass wir unser LifeWear-Angebot im Einklang mit dem veränderten Verbraucherverhalten weiter ausbauen, zum Beispiel mit einem stärkeren Fokus auf unser Sportswear-Sortiment, Loungewear und AIRism-Linien. Auf der anderen Seite arbeiten wir mit führenden Designern und anderen externen Parteien zusammen, die unser Ethos teilen, so dass wir ihren Ansatz für Kreativität und zeitgemäße Ideen einbeziehen können. Wir glauben auch, dass unsere Mitarbeiter durch die Zusammenarbeit mit diesen Personen die regulären Uniqlo Artikel mit einem kritischeren Auge betrachten und die Qualität unserer Angebote verbessern können.

LifeWear Cover Uniqlo
Foto: Uniqlo

Wir erleben derzeit Ausnahmesituationen, die verheerende Auswirkungen haben. Dazu gehört unter anderem unverkaufte Ware, die verbrannt wird – Uniqlo ausgenommen, denn statt Kleidung zu verbrennen, setzt man bei Ihnen auf den Verkauf. Aber treibt das nicht auch die Preispolitik an, und wie plant Uniqlo als einer der Platzhirsche, die Auswirkungen der Mode auf die Umwelt in Zukunft zu reduzieren?
Unser Sortiment wird aus der Perspektive des Kunden durchdacht, mit dem Ziel, nur das zu produzieren, zu vertreiben und zu verkaufen, was notwendig ist, und deshalb weniger SKUs zu verkaufen als andere Wettbewerber. Wir erhöhen die Anzahl der Kontinuitätsartikel, die wir das ganze Jahr über verkaufen können, wie zum Beispiel unsere ultraleichten Daunenjacken und -westen, Sport-Essentials und Strickwaren. Diese Produktkategorien folgen nicht unbedingt einer bestimmten Saisonalität und müssen daher nicht aus den Geschäften entfernt werden, wenn die Jahreszeiten wechseln. Darüber hinaus startete Uniqlo 2006 seine ersten Recycling-Initiativen und erweiterte diese Bemühungen zu einem globalen Kreislauf-Nachhaltigkeitsprogramm, bei dem Kunden ungetragene Kleidung an unsere Geschäfte weltweit zurückgeben, wo sie gesammelt und sortiert wird. Im Rahmen des RE-Uniqlo-Programms laden wir Kunden ein, ihre gebrauchten Uniqlo-Daunenjacken zurückzugeben, um sie in neue zirkuläre Produkte umzuwandeln, zum Beispiel in die im Oktober 2020 eingeführten Recycle-Daunenjacken. Außerdem spenden wir die gesammelten und sortierten Kleidungsstücke im Rahmen unserer Partnerschaften mit dem UNHCR, NGOs und lokalen Organisationen wie der Berliner Stadtmission und Hanseatic Help in Deutschland gemeinsam an Menschen in Not. Bis zum Jahr 2020 konnten wir bereits über 41 Millionen Kleidungsstücke weltweit spenden. Die Spenden umfassen sowohl Kleidung aus unseren Lagern als auch Spenden unserer Kunden. Ein Ergebnis sind ganz neue Produkte, zum Beispiel die Recycle-Daunenjacken, die im Oktober 2020 auf den Markt kommen. 

Daunenjacke von Uniqlo
Foto: Uniqlo

Uniqlo hat kürzlich seinen Nachhaltigkeitsbericht 2021 veröffentlicht, der die Entwicklungen und Maßnahmen der Marke in Richtung mehr Nachhaltigkeit beschreibt. Was sind Ihre wichtigsten Ziele und wie wollen Sie diese erreichen?
Unser Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit in der Textilindustrie neu zu definieren, und zwar durch Innovation und die Einführung nachhaltiger Praktiken, Materialien und Verhaltensweisen in der gesamten Wertschöpfungskette. Wir setzen eine Reihe von Prioritäten in unserem Ansatz, eine nachhaltigere Marke zu werden, und planen unsere Maßnahmen um drei wichtige Säulen herum, um uns um die Umwelt, die Menschen und unsere Gemeinden zu kümmern. Besonders auf der Produktseite glauben wir, dass Innovation der Schlüssel ist. Zum Beispiel reduziert der Blue Cycle Prozess bis zu 99 Prozent des Wasserverbrauchs bei der Denim-Veredelung, und unsere Daunenprodukte sind RDS (Responsible Down Standard) zertifiziert. Letztes Jahr hat das Unternehmen die FICCA (Fashion Industry Charter for Climate Action) unterzeichnet, die unsere Verpflichtung gegenüber dem Pariser Abkommen für Klimaschutz zur Reduzierung der gesamten Treibhausgasemissionen darstellt. Wir glauben auch daran, dass wir uns mit starken Partnern umgeben, um uns mit unseren lokalen Gemeinschaften zu verbinden, wie zum Beispiel Die Arche, die Berliner Stadtmission oder Hanseatic Help, die Putztage in Berlin organisieren oder Ober- und Innenkleidungsstücke für Flüchtlinge und Menschen in Not spenden. 

2017 sind Sie von Uniqlo Japan zu Uniqlo Deutschland gewechselt. Was sind wohl die größten Unterschiede zwischen den beiden Ländern und was, wenn überhaupt, macht welches Land besser?
Ich glaube, dass beide Länder viele Gemeinsamkeiten haben, wie zum Beispiel ihr Wirtschaftssystem, ihre Bevölkerung, ihre Geschichte und ihre Arbeitsmentalität. Ich genieße es, in Deutschland zu leben und zu arbeiten, und ich mag die Vielfalt des Straßenessens, die man in Berlin finden kann, sehr. Es ist interessant für mich, die Unterschiede in den Einkaufsvorlieben zu sehen. Ich denke, die Kundinnen und Kunden hier sind vorsichtiger, wenn es darum geht, ihre Liste der Lieblingsmarken oder Einkaufsziele zu ändern und halten ihre Werte diesbezüglich sehr hoch. Ich mag diese Denkweise und glaube, dass Uniqlos LifeWear-Konzept eine gute Rolle dabei spielt, eine perfekte Ergänzung zu dieser Liste zu werden.