Der TikTok-Durchbruch: Wie Prohibited zum Best Practice Beispiel für Social Media Marketing avancierte

Prohibited
Foto: Annika Yanura

Vor zweieinhalb Jahren gründeten Philip Krause und Patrick Reimann, beide 29 Jahre alt, ihr Streetwear-Label Prohibited im Herzen Berlins. Heute sind sie nicht nur ein Best-Practice-Beispiel für Modemarketing auf TikTok, ihre Kollektion wird auch von internationalen Prominenten wie Scott Disick, Grace Elizabeth und der Schauspielerin Uma Thurman getragen. In Deutschland sind ihre Pieces vor allem in der Musikszene bei Künstlern wie Cro, Majan und Marsimoto sehr beliebt. Aber wie haben sie das geschafft? Das verraten die Gründer im Interview.

Philip Krause und Patrick Reimann
Philip Krause und Patrick Reimann
Foto: Prohibited

Ihr habt eure Marke vor zweieinhalb Jahren gegründet und seid bereits ein Paradebeispiel für erfolgreiches TikTok-Marketing. Könnt ihr uns mehr darüber erzählen, wie ihr die Plattform für eure Brand genutzt habt und welche Rolle sie bei eurem Erfolg gespielt hat?
Wir sind vor zwei Jahren auf TikTok gestartet und das war damals quasi der Startschuss für Prohibited. Glücklicherweise hatten wir direkt in den ersten drei Wochen zwei kleine ‚virale Hits’ und haben dann recht schnell Aufmerksamkeit auf TikTok bekommen. Seitdem posten wir täglich zwei bis drei TikToks pro Tag, arbeiten mit zahlreichen Creators auf der Plattform und schalten auch Paid Ads. Wir haben sehr viel ausprobiert und testen auch immer noch ständig neue Ideen und Formate. Unser Content ist dahingehend also sehr vielfältig. Wir setzen vor allen Dingen auf Fashion Edits und informative/inspirierende Videos, haben aber zugleich auch eine eigene humoristische Serie The Prohibited Office entwickelt, in welcher wir uns selbst nicht zu ernst nehmen. Uns war jedoch von Anfang an wichtig, nicht auf Viralität angewiesen zu sein, sondern planbar und dauerhaft Reichweite zu generieren. Das haben wir seit nun zwei Jahren sehr gut hinbekommen und konnten mit TikTok sehr schnell wachsen.

Prohibited
Foto: Annika Yanura

Patrick, du bist Mitglied der Jury für den Tiktok Ads Award. Wie beeinflusst diese Position eure Strategien in Bezug auf Social Media Marketing und was könnt ihr anderen Marken in diesem Bereich empfehlen?
Zunächst einmal ist die Nominierung für die Jury ein Kompliment für unsere Arbeit in den letzten zwei Jahren, daher haben wir uns natürlich gefreut, als die Anfrage kam. Wir arbeiten aber ohnehin sehr eng mit TikTok zusammen und der Austausch ist immer sehr produktiv. Die Awards selbst haben allerdings nicht viel mit unseren eigenen Aktivitäten auf der Plattform zu tun. Wir werden auch selbst keine Videos für die Awards einreichen.
Ich würde immer empfehlen, sich nicht zu sehr mit kleinen Hacks oder Tactics zu beschäftigen. Man sollte verstehen: Wer ist mein Kunde? Wie kann ich meine Marketing-Botschaften authentisch und elegant kommunizieren? Das sind die zwei wichtigsten Fragen. Und man braucht Output. Inhalte auf Social Media, besonders TikToks, Instagram Reels und Stories haben eine super kurze Halbwertszeit. Wenn man viel Content produziert, hat man außerdem die Möglichkeit, viel zu testen und so schnell zu verstehen, was eine Resonanz bei der Zielgruppe erzeugt.

Prohibited
Foto: Annika Yanura

Wie habt ihr es geschafft, rasch eine prominente Trägerschaft für eure Marke zu gewinnen?
Das hat sich tatsächlich alles sehr organisch entwickelt. Wir haben nie jemanden dafür bezahlt, unsere Sachen zu tragen. Die genannten Celebrities sind von selbst auf die Sachen aufmerksam geworden und haben teilweise auch einfach ganz normal bei uns im Onlineshop bestellt. Auf der anderen Seite macht unser Social Media Team einen fantastischen Job und stattet passende Celebrities und Creators mit unseren Klamotten aus.
Die Basis dafür sind sicherlich gute Produkte. Wir freuen uns eigentlich immer am meisten darüber, wenn jemand einen Hoodie von uns in einer Instagram Story trägt, in der es gar nicht um uns geht, denn das zeigt, dass die Person den Hoodie einfach persönlich gerne trägt.
Der Kontakt zu Celebrities entsteht dann oft auch zufällig über persönliche Begegnungen auf der Straße vor unserem Büro in Berlin-Mitte oder über Freunde, wie das HipHop Magazin 16Bars, die beispielsweise mit dem Management von Cro connected sind.

Amore Prohibited
Foto: Annika Yanura

Welche sind eure drei wichtigsten Guidelines, die ihr bei der Entwicklung und Vermarktung eurer Produkte immer beachtet und warum sind sie euch so wichtig?
1. Aha-Erlebnis beim Kunden – Uns ist wichtig, dass Kunden eine positive Erfahrung haben mit unseren Produkten. Ein faires Preis-Leistungsverhältnis und ein gutes Qualitätslevel sind das A und O.
2. AAAAA – Die 5 A’s: Wir versuchen oft andere Wege zu gehen: Alles Anders Als Alle Anderen. Beispielsweise mit Basics Tee’s anzufangen, oder auf TikTok statt Instagram zu starten.
3. Testen – Bei der Produktentwicklung, insbesondere bei neuen Produktkategorien arbeiten wir eigentlich mit Prinzipien aus der Startup/Software-Welt. Wir starten mit einem MVP in kleiner Stückzahl, schauen uns das Feedback an, verbessern und optimieren und kommen so dann zu guten Produkten.

Mit über 130 Offline-Vertriebspunkten und einer kompletten Inhouse-Abwicklung vom Design bis zum Lager (ausgenommen Produktion), welche Herausforderungen und Vorteile seht ihr in diesem Geschäftsmodell und wie plant ihr, eure Marke weiter auszubauen?
Wenn man als junges Unternehmen alles selbst und inhouse macht, dann bringt das natürlich eine gewisse Komplexität mit sich und es ist schon verrückt, was alles passieren muss und wieviele Menschen involviert sind, bis aus einer Idee dann tatsächlich ein Produkt in den Händen der Kunden wird. Das alles unter einen Hut zu bringen ist eine große Herausforderung.
Wir glauben allerdings, dass wir selbst am besten wissen, was gut für unser Unternehmen und unsere Marke ist. In der Zusammenarbeit mit Dienstleistern sehen wir oftmals Interessenskonflikte mit unseren Zielen, deshalb machen wir Dinge dann lieber selbst. Die Leidenschaft und Hingabe, die unser Team für die Marke hat, spürt dann am Ende auch der Kunde.
Das Ziel für die nächsten Jahre ist es auf jeden Fall, weiter zu wachsen, allerdings auch nicht um jeden Preis. Im Fokus steht eine echte Brand zu werden und ein profitables Unternehmen aufzubauen, das jungen, engagierten Menschen ein tolles Arbeitsumfeld bietet. Dafür arbeiten wir auch an der Expansion über die deutschen Landesgrenzen hinaus. Wir haben grundsätzlich aber in allen Bereichen noch viele Möglichkeiten, besser zu werden.

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